«7000 Kühe, 7000 Bewohner und 7000 Mitglieder!»

  18.12.2020 Tourismus

Vor meiner Zeit in Gstaad war ich als Tourismusdirektor in der Ferienregion Andermatt tätig. Die Innerschweizer Destination ist relativ umfassend, sie vereint sechs Dörfer. Wie in Gstaad galt es auch dort, die Bevölkerung für touristische Themen zu sensibilisieren, doch das war gar nicht so einfach. Die Dörfer funktionierten autonom, etwas Ähnliches wie die hiesigen Dorforganisationen gab es nicht. Als ich vor anderthalb Jahren nach Gstaad kam und von den Dorforganisationen erfuhr, machte ich einen kleinen Freudensprung. Sie fragen sich vielleicht weshalb?

Die Dorforganisationen realisieren und unterstützen kulturelle, sportliche und musikalische Anlässe, sie tragen die Tourismuspolitik in die Dörfer und Anliegen aus der Bevölkerung zu GST. Konkret: Samichlous, Waldweihnachten, Gstaad alive, Blumenund Weihnachtsschmuck in den Dörfern, Platzkonzerte und Konzerte wie «so tönts in Gsteig», Gsteig-Märet, 1.-August-Feiern und Züglete gibt es, weil sie von den Dorforganisationen geplant oder finanziell unterstützt werden. Sie sind mitverantwortlich für ein individuelles, aktives und attraktives Dorfleben und für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Traditionen.

Die jüngsten Projekte der Dorforganisationen machen mir besonders grosse Freude. Im kommenden Frühling werden beispielsweise die zwei Erlebniswege Gstaad–Saanen sowie Schönried–Saanenmöser fertiggestellt. Vier Dorforganisationen haben mit GST in vorbildlicher Zusammenarbeit die Idee entwickelt, Landeigentümerverhandlungen geführt, Finanzen gesichert und bei der Ausarbeitung der Pläne mitgeholfen. Das neue Angebot wird den Erlebniswert der Destination erhöhen und Familien eine willkommene Abwechslung bieten.

Die Vorstandsmitglieder spielen in den Dorforganisation eine entscheidende Rolle, denn sie sind in der Dorfgemeinschaft verankert. Sie spüren den Puls und gehen auf etwaige Wünsche und Forderungen aus Bevölkerung und Tourismus ein. Sie übernehmen eine vermittelnde Rolle und wirken als treibende Kraft. Mit Gstaad Saanenland Tourismus stehen sie im regelmässigen Austausch. Wir diskutieren ihre Anliegen und suchen nach Lösungen. Gleichzeitig informieren wir sie über Neuerungen und beziehen sie in Entscheidungsprozesse zum Beispiel bei der Destinationsstrategie ein. Da sie als verlängerter Arm von Gstaad Saanenland Tourismus dienen, tragen Sie unsere Anliegen in die Bevölkerung.

In den grösseren Bäuerten und in den Gemeinden des Saanenlandes gibt es je eine Dorforganisation, insgesamt sind es deren acht. Historisch gewachsen sind sie Teil von Gstaad Saanenland Tourismus. Deren Mitglieder sind automatisch auch Mitglied von Gstaad Saanenland Tourismus und können somit an der Hauptversammlung beider Organisationen mitbestimmen. Die Dorforganisationen verzeichnen insgesamt etwa 1600 Mitglieder.

Ich habe in den 18 Monaten, die ich im Saanenland tätig bin, festgestellt, dass die Dorforganisationen Sorge zu Traditionen tragen, Gastfreundschaft leben, Stammgäste ehren und den Dörfern ein Gesicht geben. Etwas Besseres gibt es für eine Tourismusdestination nicht, deshalb mache ich noch heute kleine Freudensprünge. Umso schöner fände ich es, wenn unsere Gäste sowie die Bewohnerinnen und Bewohner meine Begeisterung teilen und Mitglied unserer Tourismusfamilie würden. Oder in den Worten des Gstaader Dorforganisationspräsidenten Adrian Friedli: «7000 Kühe, 7000 Bewohner und 7000 Mitglieder!»

FLURIN RIEDI TOURISMUSDIREKTOR
[email protected]


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote