«Tschau Sepp» und «Patience»

  22.12.2020 Leserbeitrag

Jassen kann man schon von Kindsbeinen an lernen, und mit Jasskarten spielen kann man auch noch, wenn man altershalber ganz alleine zu Hause ist. Zum Abschluss meiner Gedankenspiele über das Jassen stelle ich darum noch ein Kinderspiel und ein Single-Spiel vor: «Tschau Sepp» und «Patience».

Die beliebteste Art, mit Kindern zusammen mit Jasskarten zu spielen heisst: «Tschau Sepp». Sobald Kinder vertraut sind mit den Kartenbildern und mit den Zahlen, kann man mit ihnen am Familientisch «Tschau Sepp» spielen. Meistens kennen die Kinder ja bereits das Familienspiel Uno. Die Spielregeln beim «Tschau Sepp» sind ähnlich. Alle Mitspielenden bekommen fünf bis sieben Karten. Die restlichen Karten bilden den Stock. Die jeweils aufgedeckte Karte muss der Reihe nach abgedeckt werden – entweder mit einer Karte der gleichen Farbe oder mit dem gleichen Bild. Wenn ein Spieler keine Karte legen kann, muss er eine vom Stock nehmen. Um das Spiel ein bisschen spannender zu machen, kann man noch verschiedene Varianten einbauen. Mit einer 8 wird zum Beispiel die folgende Person ausgelassen. Mit einer 7 muss die folgende Person zwei Karten aufnehmen, und wenn die 7 mit einer 7 abgedeckt werden kann, muss die folgende Person vier Karten aufnehmen. Die Bauern sind die Joker. Man kann sie immer legen und sich eine beliebige Farbe wünschen. Wichtig: Beim Ablegen der vorletzten Karte muss «Tschau» und beim Ablegen der letzten Karte «Sepp» gesagt werden. Wenn man «Tschau» vergisst, muss man zwei Karten aufnehmen. Und wenn man «Sepp» vergisst, muss man vier Karten aufnehmen, und das Spiel geht weiter.

Beim «Tschau Sepp» lernen Kinder nicht nur, ohne Schadenfreude zu siegen oder ohne gehässig zu werden zu verlieren. Sie lernen auch, genau zu beobachten und sich zu konzentrieren. Sie müssen genau hinschauen, welche Karte offen liegt, und sie müssen überlegen, welche Möglichkeiten sie haben zum Weiterspielen. Wenn es ihnen gut läuft, dürfen sie in ihrer Euphorie nicht vergessen, «Tschau» oder «Sepp» zu sagen. Jasskarten haben im Spiel mit Kindern also nicht nur Unterhaltungswert, sondern sie sind sogar wertvolle und unterhaltsame pädagogische Hilfsmittel.

Im Zeitalter des Internets kann man manche Jassart auch für sich alleine zu Hause am Computer spielen und ist nicht auf Jasspartner oder -partnerinnen angewiesen. Wenn man aber doch mit richtigen Karten spielen möchte und alleine ist, wird es ein bisschen schwieriger. Das bekannteste Kartenspiel, das von einer Person alleine mit richtigen Karten gespielt werden kann, heisst «Patience» oder «Solitaire». Zwischen «Patience» und «Solitaire» gibt es keinen Unterschied. Ziel der meisten «Patience»-Varianten ist es, entsprechend der Spielregel alle Karten so abzulegen oder umzulegen, bis sie in der verlangten Reihenfolge aufeinanderliegen. Normalerweise wird «Patience/Solitaire» mit 52 Karten gespielt, aber man kann es auch mit 36 Jasskarten spielen. Mit 36 Karten ist man ein bisschen schneller am Ziel. Auch für «Patience» und «Solitaire» gibt es natürlich mehrere Computervarianten.

Die Herkunft des Spiels ist nicht bekannt. Die einen sagen, «Patience» sei in der Zeit der Französischen Revolution zum ersten Mal gespielt worden und auch Napoleon Bonaparte habe regelmässig «Patience gelegt». Andere sagen jedoch, «Patience» sei im 18. Jahrhundert in Deutschland erfunden worden. So oder so: Mit diesem Spiel kann man etwas gegen die Einsamkeit oder die Langeweile tun. Um das Spiel zu gewinnen, benötigt man jedoch Geduld, Geschick, eine gute Strategie und das nötige Kartenglück. Aber Achtung: «Patience» ist nicht nur ein spielerisches Gehirnjogging, sondern auch ein Spiel mit einem gewissen Suchtfaktor. Aber das Wichtigste ist: Es macht Spass.

Und weil bei jeder Jassart letztlich immer auch das Kartenglück mitspielt, wünsche ich allen nicht nur viel Glück, sondern auch viel Freude und Spass.

ROBERT SCHNEITER


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