Kein Grossandrang auf den Pisten

  29.12.2020 Region, Tourismus, Wintersport, Ski

Der Grossandrang im Skigebiet blieb über die Weihnachtsfeiertage aus. Und die grosse Mehrheit hält sich an die Corona-Massnahmen – auch dank den Kontrollen. Eine Rentabilität unter diesen schwierigen Umständen ist fraglich», sagt Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG. «Der volkswirtschaftliche Nutzen für die ganze Region ist momentan höher zu gewichten als die betriebswirtschaftliche Rechnung.»

ANITA MOSER
Der befürchtete Grossandrang im Skigebiet über die Festtage blieb aus. Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) hat aufgrund der Corona-Pandemie bei den Tagesgästen ein Kontingent von 5000 Tickets eingeführt. Diese Limite wurde noch nie überschritten. «Wir mussten keine Tagesgäste abweisen», betont Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG. Tageskarten seien momentan nicht sehr gefragt. «Die Mehrheit der Wintersportler hat ein Saison- oder Mehrtagesabonnement, darunter auch viele Chalet- oder Zweitwohnungsbesitzer.»

Stephanstag war Spitzentag
Mit 8500 Personen im ganzen Skigebiet der BDG war der Stephanstag der Spitzentag. «Im Vorjahr waren es 14’000 Personen», so In-Albon. Die Parkplätze waren aber dennoch recht gut besetzt oder voll. «Die meisten kommen mit dem Auto», erklärt er. «Der Andrang auf die direkten Züge von Bern nach Zweisimmen ist ausgeblieben.»

Die Leute hätten sich gut verteilt über das ganze Skigebiet. Das Schutzkonzept habe sich bewährt, so In-Albon. «Wir hatten ja schon vor Weihnachten ein paar gute Wochenenden und konnten Erfahrungen sammeln und wo nötig nachbessern.»

Corona-Massnahmen werden gut eingehalten – mit wenigen Ausnahmen
Die Corona-Massnahmen – Abstand halten beim Anstehen, Maskenpflicht beim Anstehen und in den Gondeln – würden gut eingehalten, sagt In-Albon. Er räumt aber ein, dass es ohne Kontrollen in den Warteräumen nicht funktionieren würde. «Die meisten Leute sind dankbar, dass das Skigebiet offen hat – was ja nicht selbstverständlich ist.» Sie seien deshalb froh, dass man etwas machen könne und dass das Schutzkonzept gut umgesetzt werde. «Skifahren ist Erholung vom Alltag.» Auf der anderen Seite bekomme man aber auch zu spüren, dass viele Leute sehr angeschlagen seien und relativ schnell gereizt reagierten. Die allgemeine Situation rund um Corona belaste die Psyche.

Oft sei es Nachlässigkeit, wenn jemand keine Maske trage. «Bei den meisten reicht ein freundlicher Hinweis», so In-Albon. Auch wer geimpft ist, wird nicht von der Maskenpflicht befreit. Maskenverweigerer seien jedoch eine kleine Minderheit. «Wenn jemand nach mehrmaligem Bitten die Maske nicht aufsetzt, blockieren wir das Drehkreuz, stellen die Bahn ab oder lassen die Sessel leer hochfahren. In der Regel reicht dann der Druck von den anderen Anstehenden.» Nützt alles nichts, schreiten die Sicherheitsleute ein und der Maskenverweigerer riskiert eine Anzeige. «Aber so weit ist es bis jetzt zum Glück nicht gekommen», so In-Albon.

Ordnungsdienst statt Service
Weil die Gastrobetriebe schliessen mussten, setzt die BDG eigenes Personal als Gästebetreuer ein. «Ein Teil der rund 100 Angestellten arbeitet im Ordnungsdienst, andere bei den Takeaways und ein Teil ist in Kurzarbeit», erklärt In-Albon.

Verpflegen können sich die Wintersportler an den Take-aways. An den Weihnachtstagen war es relativ kalt, deshalb hätten sich die Leute schnell verpflegt. Kein «Sünnele», so In-Albon. «Wir haben pro Take-away zwischen 3000 und 4000 Franken Umsatz gemacht.» In anderen Jahren werden in den Bergrestaurants zwischen 15’000 und 20’000 Franken Umsatz generiert, an Spitzentagen noch mehr.

Baucontainer als Toiletten
Weil die Gasthäuser geschlossen sind, fehlt auch der Zugang zu den Toiletten. Die BDG hat in ihrem Gebiet jeweils in der Nähe der Take-aways insgesamt vier Baucontainer mit Toiletten aufgestellt. Für die Händehygiene stehen den Wintersportlern im ganzen Gebiet rund 150 Desinfektionsdispenser zur Verfügung.

Täglich im Skigebiet unterwegs
Matthias In-Albon und VR-Präsident Heinz Brand sind täglich im Skigebiet unterwegs. In-Albon auch schon mal mit dem Akkubohrer. Er habe geholfen, Absperrnetze zu montieren. «Man hilft, wo man gebraucht wird», sagt er. Die Rückmeldungen von der Bevölkerung und insbesondere auch von den Mitarbeitenden seien positiv. «Wir unterstützen sie bei der Durchsetzung der Massnahmen und geben ihnen Rückendeckung bei schwierigen Entscheidungen. Und die Bevölkerung schätzt es sehr, dass wir unser Möglichstes tun, um die Schutzkonzepte durchzusetzen.»

Kontakt zu den Spitälern
«Wir sind auch in Kontakt mit den Spitälern in Château-d’Oex und Zweisimmen», erklärt In-Albon. «Sie melden unserer Rettungszentrale, wenn es kritisch wird. Dann können wir die Helikopter oder Taxis entsprechend disponieren.» Grössere Unfälle habe es aber bisher nicht gegeben. «Am Stephanstag hat eine Person die Schulter ausgerenkt. Sie wurde im Spital Zweisimmen behandelt.» Einen guten Austausch pflege man auch zu der Kantonspolizei in beiden Kantonen. «Die Polizei ist präsent, macht Kontrollgänge», so In-Albon.

«Es geht um viel»
Ob die Rechnung für BDG allein betrachtet aufgeht, ist fragwürdig, erklärt In-Albon. In der aktuellen Situation sei der volkswirtschaftliche Aspekt aber höher zu gewichten als der betriebswirtschaftliche. «Wir müssen die Mehrkosten, die auf uns zukommen, sowie die Mindereinnahmen in Kauf nehmen. Und wir müssen unser Möglichstes für die Destination tun. Dafür machen wir einen grossen Spagat.»

Die Mitarbeitenden, die Schneesportler und die einheimische Bevölkerung sei gefordert, die Schutzkonzepte einzuhalten. «Es geht um viel», so In-Albon. Es gehe einerseits um die Unternehmung, um die Bewilligung von den beiden Kantonen, um die Existenz jedes einzelnen Mitarbeiters und letztlich auch um die Reputation der Bergbahnen in der Gesellschaft. «Nicht auszudenken, wenn wir plötzlich schliessen müssten, weil die Konzepte nicht eingehalten werden.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote