Ortsdurchfahrt Schönried: Vorprojekt liegt zur Mitwirkung auf

  11.12.2020 Schönried

Dass die Verkehrssituation in Schönried verbessert werden soll, scheint klar zu sein. Doch über das Wie scheiden sich die Geister.

KEREM S. MAURER
Schon seit Jahren ist klar: Die Ortsdurchfahrt sowie die anliegenden Erschliessungstrassen weisen diverse Schwachstellen und Defizite auf. Und vor neun Jahren, nämlich am 9. Dezember 2011, wurde an der Gemeindeversammlung ein Erheblichkeitsantrag gestellt. Doch die ersten Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation stiessen seitens der Bevölkerung und des Gewerbes auf erhebliche Widerstände. Deshalb nahm die Gemeinde Saanen und der für die Kantonsstrassen zuständige Oberingenieurkreis I in Thun die Planung in die Hand, wobei die Federführung beim Kanton lag. Das erarbeitete Verkehrs-, Betriebs- und Gestaltungskonzept auf Stufe Planungsstudie sowie der dazugehörende Mitwirkungsbericht vom 9. März 2018 dienten als Grundlage für die weitere Projektbearbeitung. Nun liegt von Weber + Brönnimann AG, Bern, ein Bericht zum Vorprojekt vor. Im Gegensatz zur Planungsstudie wurden für die weitere Projektierung die Kantons- und Gemeindestrassen getrennt. Für letztere ist die Gemeinde Saanen als Strasseneigentümerin zuständig und führt die weitere Projektierung separat weiter. «Eine allfällige Koordination unter den Projekten ist sichergestellt», heisst es im Technischen Bericht.

Ausgangslage
Betreffend der Verkehrssituation im Ortskern wurden etliche Mängel und Defizite festgestellt: Fussgänger und speziell Schulkinder werden durch Abbiege-, Anlieferungs- und Parkiermanöver entlang der Kantonsstrasse gefährdet. Die aktuelle Parkplatzanordnung verstösst gegen geltende Vorschriften und Normen. In verkehrsreichen Zeiten herrschen Sichtbehinderungen, unklare Verkehrssituationen und teilweise problematische Anlieferungsbedingungen. Ebenso unbefriedigend ist die Situation mit fehlenden Fussgängerverbindungen und ungenügenden Sichtweiten bei Einmündungen und Ausfahrten. Die Bushaltestellen sind nicht behindertengerecht, sollten es aber bis Ende 2023 sein. Auch die Strassenbeleuchtung entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen bezüglich Ausleuchtung und Energieverbrauch und die Strassenbeläge sind sanierungsbedürftig.

Ferner hält der Bericht fest, dass die heutige Ausgestaltung des Strassenraums in seiner Gesamtheit weder die wirtschaftliche noch die touristische Entwicklung Schönrieds unterstütze. Ebenso seien die Sicherheitsbedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer nicht aufeinander abgestimmt. Der Bericht kommt zu folgendem Fazit: «Die Wirkungsziele gemäss dem Strassengesetz sind nicht eingehalten und der kantonale Standard ist nicht erreicht.»

Attraktive Ortsdurchfahrt
Ziel ist es, eine attraktive Ortsdurchfahrt mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Benutzergruppen zu schaffen, die Verkehrssicherheit zu verbessern und den verschiedenen Bedürfnissen, die an den Strassenraum gestellt werden, Rechnung zu tragen.

Der Perimeter beider Projekte umfasst die Dorfstrasse, die Grubenstrasse, die Hubelstrasse, die Alte Hubelstrasse sowie die Bahnhofstrasse mit dem Bahnhofsbereich. Die Kantonsstrasse zwischen der Dorfeinfahrt Ost und Hugeligrabe wird neu organisiert. Mit der Projektierungsgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer im Ortskern können die Fahrbahnbreiten auf 6,2 Meter und die Sichtweiten zugunsten von komfortablen Parkplätzen und Trottoirflächen reduziert werden. Aufgrund der geplanten Ausgestaltung des Strassenraums kann von einer gefahrenen Geschwindigkeit im Bereich von 30 Stundenkilometern ausgegangen werden. Die Zufahrtsenden der Kantonsstrasse in den Kernbereich sollen mit Vertikalversätzen, sprich Bodenwellen, versehen werden.

Zweite Mitwirkung läuft bis Mitte Dezember
Im Rahmen eines ersten Mitwirkungsverfahrens im Jahr 2016 wurde grundsätzlich das Bedürfnis einer Umgestaltung der Ortsdurchfahrt als gegeben erachtet und den Zielen mit einer klaren Mehrheit von 66 Prozent zugestimmt. Auch die Frage nach Tempo 30 im Ortskern wurde positiv beantwortet. Hingegen kritisch beurteilt wurden das Wegfallen der Fussgängerstreifen und damit die Sicherheit der Schulkinder sowie die Anzahl der Parkplätze im Ortskern. Ebenfalls äusserten sich einige kritisch zur Tempolimite, zur Fahrbahnhaltestelle auf der Kantonsstrasse sowie deren Fahrbahnbreite. Auch wurde die Umgestaltung als unangebracht und unnötig erachtet.

Die Unterlagen zum zweiten Mitwirkungsverfahren liegen noch bis am Dienstag, 15. Dezember 2020 auf.

Auswirkungen bei einer Nicht-Realisierung
Würde die Ortsdurchfahrt nicht saniert, findet der Bericht abschliessend deutliche Worte: Die heutigen Sicherheitsdefizite, insbesondere für die schwachen und langsamen Verkehrsteilnehmenden blieben bestehen, heisst es da. Ebenso gelinge die Dorfentwicklung und Attraktivitätssteigerung nicht. Die Aufenthalts- und Lebensqualität für die ansässige Bevölkerung leide weiterhin und das lokale Gewerbe könne aufgrund der unattraktiven Situation nicht vom zunehmenden Durchgangsverkehr profitieren. Weiter bestehe punktuell dringender Handlungsbedarf bei der Substanzerhaltung. Und der Unterhaltsbedarf für kurzfristige Substanz-Erhaltungsmassnahmen werde massiv steigen. Ausserdem würden die Erhaltungsmassnahmen weder einen nachhaltigen noch positiven Einfluss generieren.

Baustart Ende 2023
Derzeit ist vorgesehen, die Realisierung nach den entsprechenden Genehmigungsschritten und Krediten im Jahr 2023 auszuschreiben und folglich Ende 2023 mit den Werkleitungsarbeiten zu beginnen. Die Hauptarbeiten erfolgen 2024 bis 2025. Mit den Deckbelagsarbeiten soll das Projekt voraussichtlich 2026 fertiggestellt werden. Zurzeit liegen noch keine Kostenaussagen vor. Diese werden mit dem Bauprojekt erarbeitet.

http://www.saanen.ch/de/aktuelles/aktuellesinformationen/


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