Zahlen bestätigen Vermutung

  08.12.2020 Region, Tourismus

Gstaad Saanenland zieht trotz Lockdown und eingeschränktem Sommerangebot eine gute Bilanz.

BLANCA BURRI
Jetzt bestätigen die offiziellen Logiernächtezahlen die Annahmen: Der Sommer 2020 war in der Destination Gstaad sehr gut. Hotelbetriebe, Ferienwohnungen, Gruppenunterkünfte und Campingplätze verzeichneten gemeinsam 537’550 Logiernächte. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass es der zweitbeste Sommer der vergangenen zehn Jahre war. Mit diesem Ergebnis ist Tourismusdirektor Flurin Riedi in Anbetracht der Pandemie sehr zufrieden. Zwar liegt der vergangene Sommer um 1,5 Prozent hinter 2019. Weil die Swisso-Week vorletzten August viele Logiernächte insbesondere bei Ferienwohnungen auslöste, sei das diesjährige Resultat umso bemerkenswerter.

Das Angebot in Gstaad stimmt
«Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre wurde bestätigt. Das zeigt, dass das Produkt Gstaad im Sommer Anklang findet», sagt Tourismusdirektor Flurin Riedi. Die konsequenten Investitionen in die Qualität der Produkte, die Erlebnisgestaltung und der gewohnt hohe Servicegrad zahlten sich aus.

Die vielen Erstbesucher aus dem Heimmarkt Schweiz freuen den Tourismusdirektor besonders: «Die Fokussierung auf den Schweizer Markt während den vergangenen Jahren scheint sich auszuzahlen.» Flurin Riedi ist überzeugt, dass viele zu Wiederholungsgästen werden. Das habe sich teilweise bereits bewahrheitet. «Gäste, welche im Sommer im Saanenland weilten, sind im Herbst wiedergekommen.» Positiv bewertet er den Aufenthalt von vielen jüngeren Generationen im Alter von 20 bis 40 Jahren – Familien, aber auch sogenannte Dinks (kinderlose, berufstätige Paare). Für den Tourismusdirektor ist klar, dass sich damit die Investitionen im Bereich Familienangebot wie auch Wandern, Bike und sowie die Positionierung als Genussdestination ausbezahlen. Als weiteres Argument für die Destination sah Flurin Riedi die Claims «Come up – slow down» und «Id Rueh vor Natur». Flurin Riedi: «Sie haben diesen Sommer wohl einen neuen Wert erhalten.» Dadurch habe man Naturliebhaber, aktive Geniesser, Aktiverholende, Familien, Expats und Best Agers für die Region gewinnen können.

Sogar der Herbst war gut
«Der Herbst war mit wenigen Ausnahmen wettermässig richtig goldig, was sich auch sehr positiv auf die Gästezahlen ausgewirkt hat», so Riedi. Das habe ihm einmal mehr aufgezeigt, wie gross das Entwicklungspotenzial der Destination im Herbst sei. Wie schon im Sommer seien viele neue Gäste ins Saanenland gereist und hätten das attraktive Wanderwegnetz genossen oder seien E-Bike gefahren. Ein wichtiges Puzzleteil sei das Angebot der Bergbahnen gewesen, welches sehr flexibel auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet worden sei. «Dafür möchte ich mich im Namen der gesamten Destination herzlich bedanken», sagt Flurin Riedi.

Events fehlten
Flurin Riedi warnt: «Auch wenn viele Leistungsträger eine positive Sommerbilanz verzeichnen durften, darf die Eventbranche nicht vergessen werden.» Für Gstaad sei der Eventbereich extrem wichtig. Er sei Eckpfeiler für das Gruppengeschäft der international ausgerichteten Betriebe. Sie alle hätten sehr schwierige Monate hinter und vor sich. «Wir werden weiterhin sehr gefordert bleiben, denn die weltweite Tourismuswirtschaft wird sich nicht vor 2022/23 erholt haben.»

International Gäste fehlten
Die Zahlen zeigen, dass grundsätzlich alle Hotelkategorien einen sehr erfolgreichen Sommer verzeichneten. Mit Ausnahme derjenigen Betriebe, deren Gästestruktur sehr international ausgerichtet ist. Darunter fallen einerseits einzelne Betriebe im Fünfsternebereich, aber auch andere touristische Betriebe wie beispielsweise der Goldenpass-Linie.

Sportgeschäfte: gute Saison
Laut GST-Umfrage erlebten die Sportgeschäfte einen guten Sommer. Flurin Riedi begründet, dass die Schweizer Gäste aktiv und outdooraffin seien und sich neues Material geleistet hätten. «Im Bikebereich waren die Mietkapazitäten teilweise ausgeschöpft und neues Material teilweise nicht mehr erhältlich», weiss Flurin Riedi. Besonders die im Trend liegenden E-Bikes seien ausverkauft gewesen. Der Umsatz der Sportgeschäfte liege im selben Bereich wie 2019.

Gastro kann an Vorjahreszahlen anknüpfen
Die GST-Umfrage zeigt ausserdem auf, dass die Gastronomie im Mai und Juni durch den Lockdown Einbussen hinnehmen musste, dank der guten Sommermonate aber ein gutes Resultat erzielt hat. Die Umsätze 2019 wurden dabei fast erreicht bis übertroffen. Insbesondere die Berggastronomie sei sehr gut ausgelastet gewesen und schliesse deshalb mit einem Plus gegenüber dem Vorjahr. In den Hotelrestaurants wurde laut Umfrage durchwegs sehr gut konsumiert. Auch hier konnte gegenüber dem Vorjahr ein Plus erwirtschaftet werden.


«LOGIERNÄCHTEZAHLEN SIND ZU WENIG AUSSAGEKRÄFITG»

Tourismusdirektor Flurin Riedi findet – wie andere Exponenten auch – dass Logiernächtestatistiken dürftig sind. «Sie zeigen nicht auf, ob und wie erfolgreich die Saison als Ganzes ist», sagt der Tourismusdirektor. So sage diese Statistik nichts über den Preis einer Logiernacht aus. Oder darüber, ob der Durchschnittspreis über den anfallenden Kosten lag und wie hoch die Rendite war. Sie zeige nicht, ob der Hotelbetrieb die Kosten trotz steigender Logiernächte im Griff hat und auch nicht, welche Hotelkategorien erfolgreicher waren als andere. Auch zeige die Statistik nicht, ob die Gäste zufrieden nach Hause gingen und wiederkommen. Auch Angaben zur Parahotellerie oder den Tagestourismus fehlen. Sie zeige nicht, ob die Gäste wandern, biken, wellnessen oder alles in Kombination. Sie zeigt nur, dass die Gäste da waren. Flurin Riedi fasst zusammen: «Die Logiergnächtezahlen sind zu wenig aussagekräftig.»

Deshalb erarbeitet GST mit der Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern ein modulares Management Cockpit für die Destination. Sehr vereinfacht gesagt, geht es um ein Arbeitsinstrument, das aufzeigt, wie sich die Gästeströme entwickeln. Das Management Cockpit ist in der Branche breit abgestützt. Neben Aussagen über die Entwicklung der Frequenzen erlaubt es Aussagen über monetäre Entwicklungen. Das Angebotsmodul soll GST ermöglichen, zeitnah die ökonomische Entwicklung in der Destination zu erfassen, um gegebenenfalls auf diese Entwicklungen reagieren zu können.


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