BLANCA BURRI
Mir ist bewusst, dass es in der gesamten Schweiz und in gewissen Branchen gar europaweit einen Fachkräftemangel gibt. Und doch bin ich davon überzeugt, dass günstiger Wohnraum für Junge und Familien sowie Standortmarketing das Problem in der Region etwas entschärfen würde.

Als es in einem Interview mit einer Gemeinderatsdelegation vor einem guten Jahr hiess, es gäbe genug Wohnraum für Normalverdiener, kam ich ins Grübeln. Die meisten Wohnungen im vernünftigen Preisrahmen liegen in den Seitentälern. Ein bis zwei Autos pro Familie sind erforderlich, um dort zu leben. Das bedingt einen guten Lohn und vor allem viel Flexibilität, wenn es um die Hobbys der Kinder geht. Im Vergleich dazu gibt es in der Agglomeration von Bern günstigere Wohnungen im selben Ausbaustandard wie im Saanenland. Alle in Gehdistanz zu ÖV-Haltestellen, Schulen, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten. Jetzt werden die einen denken, dann sollen die Menschen, die sich nicht arrangieren können, doch in Bern bleiben! Aus meiner Sicht ist das zu kurz gedacht und das Problem des Fachkräftemangels nicht gelöst. Vielmehr spreche ich mich für günstigen Wohnraum in Zentrumsnähe und Gehdistanz zu Geschäften, Arbeit und Schule aus. Ein Projekt von Zukunft Saanen zielt in diese Richtung. Hoffen wir, dass daraus etwas Gutes entsteht.

Standortmarketing ist ein zweites Thema, das mir schon lange unter den Nägeln brennt. Standortförderung bedeutet die Förderung, Entwicklung und Positionierung einer Gemeinde als Wirtschafts-, Arbeits- und Tourismusstandort. Diesbezüglich hat der Gemeinderat von Saanen vor rund drei Jahren ein Kontaktgremium Volkswirtschaft gegründet. Beim gelegentlichen Nachfragen hat er bestärkt, man sei an der Arbeit. Mir sind bisher keine konkreten Resultate aus diesem Kontaktgremium bekannt. Ich finde es ernüchternd, wenn die Gemeinde den Bereich Wirtschaft- und Arbeitsstandort hauptsächlich der Immobilien- und Baubranche überlässt. Mein Vorschlag ist die Gründung einer professionellen Organisation mit Leistungsauftrag, zusammengesetzt aus Vertretern der Gemeinde, vom Tourismus und Gewerbe sowie Vertretern aus dem Volk. Sie sollen alle Aspekte der Standortförderung analysieren, Lösungen suchen, planen und umsetzen. Als gutes Beispiel könnte die Region Haslital herangezogen werden. Ein Blick auf die Website lohnt sich.

[email protected] www.haslital-brienz.ch