Keine Kompromisse in Sachen Sicherheit

  05.02.2021 Gstaad, Hotellerie / Gastronomie

Ein Hotel erfolgreich zu führen, ist während der Pandemie eine Herausforderung. Das Le Grand Bellevue Gstaad schafft den Spagat zwischen dem Einhalten der Massnahmen und dem Vermitteln eines Gefühls von Sicherheit und Luxus.

KEREM S. MAURER
Das Coronavirus hat schon längst in das Leben aller Einzug gehalten und die Massnahmen, welche gegen seine Verbreitung getroffen werden, beeinflussen das tägliche Leben in praktisch sämtlichen Bereichen. Nicht nur im privaten Alltag, sondern auch in jenen Betrieben, die noch geöffnet sein dürfen. Dazu gehören auch Hotels. Zum Glück, wie Daniel Koetser, seit 2012 Besitzer und geschäftsführender Direktor des Le Grand Bellevue Gstaad, sagt und dabei einen Holztisch berührt: «Holz alängä.» Er erklärt: «Wir haben sehr viel investiert, um den Gästen während der Pandemie ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln – in dieser Hinsicht gibt es bei uns keine Kompromisse!»

Keine coronabedingten Entlassungen
Besondere Beachtung werde beispielsweise der Zimmerreinigung beigemessen, erzählt der Hotelier und berichtet von einer Desinfektionsmaschine, die er vorausschauend im letzten Sommer angeschafft hat. Die Zimmer im Le Grand Bellevue werden zweimal gereinigt und desinfiziert: einmal, nachdem die Gäste es verlassen haben und ein weiteres Mal, bevor die neuen Gäste es wieder beziehen. Doch nicht nur das. Sämtliche Magazine, die normalerweise in den Zimmern für die Gäste bereitlagen und von allen berührt werden konnten, wurden durch elektronische Tablets ersetzt. Tablets, die aussehen wie Bücher und problemlos desinfiziert werden können. Alles, was vor Corona in Papierform in den Zimmern den Gästen zur Verfügung stand, gibt es nun in elektronischer Form. Um den Mehraufwand zu kompensieren, wurde die raumpflegende Mannschaft entsprechend aufgestockt. «Nein, wir haben bislang keine coronabedingten Entlassungen aussprechen müssen. Im Gegenteil, wir haben im Vergleich zu vorher mehr Leute engagiert», sagt Daniel Koetser.

Platz haben ist Luxus
Spa und Gastrobetriebe sind momentan für externe Gäste, die im Le Grand Bellevue etwa 60 Prozent der Gäste ausmachen, geschlossen. Doch das heisse nicht, dass ihm jetzt 60 Prozent des Umsatzes wegbreche, denn: «Unsere Gäste können aus denselben Gründen ja auch nicht auswärts essen gehen und bleiben in unseren Restaurants», sagt der Hotelbesitzer, der keinen Hehl aus seiner Liebe zu seinem Haus macht. Damit werde ein guter Teil der Ausfälle kompensiert. Ebenso habe die Tatsache, dass die Gastrobetriebe bereits um 23 Uhr schliessen müssen, eine positive Seite. So würden die Gäste nämlich konsumieren, solange sie da seien und zögen ihre Bar- oder Restaurantbesuche nicht bis tief in die Nacht hinein, was die Planung vereinfache. Apropos Restaurants: nackte Plexiglasscheiben findet man in jenen des Bellevues keine. Mit passenden Vorhängen dekoriert wirken sie eher wie stilvolle Raumtrenner als schnöde Virenschütze. Das sei man hier den Gästen schuldig, ist Koetser überzeugt. Zudem kann der Abstand überall problemlos eingehalten werden, weil die Räume gross genug sind. Ein Gefühl der Enge kommt nicht auf. «Genug Platz zu haben, ist heute Luxus», sagt er.

Der Teufel steckt im Detail
Genügend Platz hat das Bellevue auch im Spa-Bereich, der für 100 Gäste ausgelegt ist. Eigentlich viel zu gross für das Hotel mit seinen 57 Zimmern. Doch das sei aktuell ein grosses Plus, erklärt der Direktor. Natürlich würden die Gästezahlen beschränkt: Nur zehn dürfen gemeinsam in den Spa und nur fünf in den Fitnessraum. Entsprechend wurde die Anzahl des Spa-Personals angepasst und Synergien mit anderen Abteilungen genutzt. Apropos Mitarbeitende: Jede und jeder von ihnen muss täglich vor Arbeitsantritt Fieber messen. Hat jemand Fieber, wird sie oder er umgehend zum Auskurieren nach Hause geschickt. Unter Lohnfortzahlung, wie Koetser betont, schliesslich geht es um das Wohl der Gäste und darum, dass sich diese vor dem Virus geschützt fühlen. Wer zur Arbeit erscheint, trägt Maske. Und zwar zum Haus passende Stoffmasken in den Farben der Tapeten mit integrierten Filtern. Ein Schweizer Fabrikat. Im Le Grand Bellevue wird nichts dem Zufall überlassen, alles ist bis ins letzte Detail durchdacht. Denn genau dort steckt bekanntlich der Teufel drin.

Hotel muss Gäste schützen
Als Daniel Koetser das Hotel übernommen hat, lag der Anteil der Schweizer Gäste bei rund zwei Dritteln. Es sei ihnen während der letzten acht Jahre, in denen die Anzahl der Übernachtungen stetig gestiegen ist, gelungen, den prozentualen Anteil an inländischen Gästen zu halten, weiss der Hotelmanager. Auch diese käme jetzt in der Pandemie dem Hotel zugute. So gut, dass das Bellevue im letzten Dezember sogar noch besser ausgelastet war als im Vorjahr. Dennoch habe das Corona-Jahr vieles verändert, was sich insbesondere bei den Buchungszeiten bemerkbar mache. Diese seien aktuell bedeutend kurzfristiger, während die Gäste im Sommer überdurchschnittlich lange geblieben seien. Neu könne sich die Belegung des Hotels innerhalb von wenigen Tagen sehr stark verändern, was eine grosse Flexibilität seitens der Hotelführung und auch des Personals voraussetze. «Das macht es schwierig, die Mitarbeitenden gezielt einzusetzen», sagt Koetser und richtet den Blick auf die nahe Zukunft. Er habe nicht das Gefühl, dass sich die Situation schnell wieder normalisiert. Der Vorteil sei, dass man seit bald einem Jahr Erfahrungen im Umgang mit dem Virus sammeln und daraus Erkenntnisse gewinnen konnte, auf denen man jetzt aufbauen könne. Der Hotelier ist davon überzeugt, dass alle – nicht nur die Hotelangestellten und Gäste, sondern die ganze Bevölkerung – vernünftig handeln müssen, sprich die BAG-Massnahmen strikte einhalten. Für Daniel Koetser ist klar: «Sicherheit ist der neue Luxus und das Hotel muss seine Gäste schützen!»


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