Petition «Beizen für Büezer»

  23.02.2021 Region

Gemäss den aktuellen Corona-Massnahmen bleiben Restaurants bis auf Weiteres geschlossen. Das ungemütliche Wetter spüren besonders jene Berufsleute, die draussen arbeiten. Aus diesem Grund lancierte die SVP die Petition «Beizen für Büezer».

SOPHIA GRASSER
Trotz mitunter eisiger Temperaturen mussten und müssen zahlreiche Bauarbeiter, Handwerker oder Maurer im Freien arbeiten und ihre Pause auf der Baustelle verbringen. Die geltenden Corona-Regeln verwehren den Arbeitern den Besuch im Restaurant. Die Möglichkeiten sich aufzuwärmen, eine anständige Mahlzeit zu essen oder Infrastruktur wie Strom und ein WC in Anspruch zu nehmen, sind begrenzt. Das zehrt an der Substanz. Insbesondere bei Kälte und bei konstanter körperlicher Anstrengung braucht der Mensch Erholungsphasen. Andernfalls steigt das Risiko von Betriebsunfällen.

Über 50000 Unterschriften
Die Obwaldner SVP-Nationalrätin Monika Rüegger ergriff die Initiative und rief die Onlinepetition «Beizen für Büezer» ins Leben. Sie fordert die Öffnung von Restaurants als Betriebskantinen. Indem sich jeder Büezer bis 10 Uhr morgens desselben Tages bei einem Restaurant anmelde und einen Nachweis seines Arbeitgebers mitführe, seien die Kontrolle und die Nachvollziehbarkeit gewährleistet, argumentiert Rüegger. Auf diese Weise ermögliche man den Arbeitern, den teils eisigen Temperaturen des Spätwinters zu entfliehen. Die Petition fand bereits bei mehr als 50’000 Personen Anklang; der Bundesrat legte sie allerdings vorerst auf Eis.

Reaktionen auf die Petition
Die Petition «Beizen für Büezer» stösst grundsätzlich auf Zustimmung. Der Arbeitgeber untersteht der sogenannten Fürsorgepflicht für seine Angestellten. Überschreitet die Distanz von der Baustelle zum Werkhof oder nach Hause eine gewisse Kilometerzahl, ist er dazu angehalten, die Angestellten in Form einer Mittagszulage oder eines beheizten Containers zu unterstützen – in Zeiten von Corona wurde die Anzahl an zur Verfügung stehenden Baracken sogar erhöht. Bauunternehmer Alex Gobeli aus Saanen gibt zu bedenken, dass das Errichten eines solchen Containers insbesondere für die kleinen Betriebe mit unverhältnismässig hohen Kosten verbunden sei. Darüber hinaus legt er Wert auf die Verpflegung im Restaurant: «Ein vollwertiges Essen ist nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern dient auch der Motivation.» Die Mahlzeit bei Wind und Wetter einzunehmen, sei eine Zumutung.

Claudio Thoenen von der Thoenen Bauunternehmung AG in Gstaad befürwortet ebenfalls die Petition – legt den Fokus jedoch auf den sozialen Aspekt und das Bestehen der Gaststätten. Gleichzeitig stellt er fest, dass seine Angestellten die Baracken häufig bevorzugen. «Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Container gern in Anspruch genommen werden. Die Mitarbeiter richten sich mit dem Notwendigen ein und können auf diese Weise die Mittagszulage anderweitig ausgeben.» Die Petition begrüsst er folglich in erster Linie, weil die Öffnung der Beizen ein Stück Normalität bedeute. Der fehlende soziale Kontakt belaste die psychische Gesundheit; der laufende Restaurantbetrieb sichere die Existenz der Gaststätten. Das Einhalten der Corona-Massnahmen stehe allerdings nach wie vor an erster Stelle.

Auch Stefan Hauswirth von der Benz Hauswirth GmbH in Gstaad bejaht die Petition «Beizen für Büezer», weist allerdings darauf hin, dass sie vorrangig die grösseren Firmen betreffe. Die Angestellten seines Betriebs sind hauptsächlich regional tätig und haben jederzeit die Möglichkeit, den grosszügigen Znüni-Raum im Betrieb zu nutzen. Nichtsdestotrotz betrachtet er die Petition als eine sinnvolle Bewegung und wertschätzt den Einsatz für seine Kollegen.


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