Sag mir, wo die Bänkli sind

  26.02.2021 Leserbriefe

Wo sind sie geblieben? Wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn?
Madame S.: Pouvez-vous me dire, wo die Bänkli in der Promenade geblieben sind? Je ne peux pas m’assoir, wenn ich mein Take-away essen will.
Gemeinde: Ja wissen Sie, Madame. Von Oktober bis April haben wir die Bänkli in Revision. Zuerst trocknen, dann schleifen, dann malen, dann lackieren und dann schauen, ob sie trocken sind. Und wir wollen nicht immer den Schnee abbäselen, wir haben sonst genug zu tun.
Madame S.: Kann man das nicht in zwei Monaten machen?
Gemeinde: Ah non, Madame, das haben wir immer so gemacht und wir wollen nicht immer öppis ändern.
Madame S.: Wo soll man denn sitzen, wenn man müde ist, et si on veut prendre un peu de soleil?
Gemeinde: Man kann auf den Boden sitzen oder warten, bis ein Bänkli frei wird, es hat ja noch etwa sechs Bänkli, oder man kann auf einen Schneehaufen sitzen. Und für zum Sünnelen kann man unter die Höhensonne im Hotel. Und wissen Sie, Madame, unsere Wintergäste fahren Schi und wollen nicht sünnelen. Und überaupt …
Madame S.: Und bei der Chapelle hat es auch keine Bänkli mehr. Dort war es immer gemütlich und friedlich, manchmal hörte man dort noch Orgelmusik, wenn sie grad am Üben waren.
Gemeinde: On va discuter le problème avec la Kirchgemeinde. Und dann geht die Frage noch an die Bänklikommission und dann später noch an den Gemeinderat. Nous ne voulons pas faire des fautes, vous savez, Madame. Wir haben ja noch Zeit bis im nächsten Winter, um das Problem auf allen Ebenen zu diskutieren. Vielleicht fragen wir noch den Kanton, dessen Meinung ist uns sehr wichtig! Übrigens ist die Kapellenmauer erst vor zwei Jahren gestrichen worden, und schon hat es wieder drei Flecken. Wer bezahlt das? Die Kirchgemeinde will einfach keine Bänke an der Kapällimauer. Basta! Punkt.
Madame S.: Auf dem Winterwanderweg sur l’Eggli, il n’y a pas de bancs non plus!
Gemeinde: Ja, da muss man eben laufen und nicht in die Natur gaffen. Überhaupt ist der Weg nicht für alte Leute, Sie wissen ja, Madame, wir haben in Gstaad ein junges, sportliches Publikum.
Madame S.: Kann ich nicht mit dem conseiller communal sprechen, der sich immer so rührend um die Promenade gekümmert hat?
Gemeinde: Non, Madame, er ist jetzt à la retraite, er kümmert sich nun um die Kartoffelernte in Abländschen. Und übrigens, bezahlen Sie überhaupt Kurtaxen? Und reklamieren Sie nicht immer! Au revoir, Madame, see you next year in St. Moritz.
Mit fasnächtlichen Grüssen

GOTTFRIED VON SIEBENTHAL-IMHOF, GSTAAD


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