Weniger Gäste in den Skischulen

  02.02.2021 Ski, Sport

Eine Reihe ausländischer Skigäste und der Restaurantbesuch am Pistenrand fallen weg. Die besonderen Gegebenheiten dieser Wintersaison bekommen auch die Skischulen im Saanenland spüren.

JENNY STERCHI
Traumhaftes Wetter und beste Pistenverhältnisse locken die Schneesportbegeisterten an. Aber jene, die die Schwünge im Schnee lernen oder ein paar Tricks gezeigt bekommen möchten oder einfach geführt das Skigebiet kennenlernen wollen, sind eindeutig weniger als in den Jahren zuvor.

Gästerückgang in den Skischulen
Gefragt nach der Auslastung geben die Skischule Gstaad und Snowsports Saanenland in Schönried die gleiche Antwort: «Wir haben eindeutig Umsatzeinbussen zu verzeichnen.» Die Skischule Gstaad beziffert den Verlust bereits mit 30 Prozent. Vor allem im Ganztagesunterricht zeichnet sich ein massiver Einbruch ab. Beide Skischulen sind sich einig, dass dies auf die geschlossenen Restaurants zurückzuführen sei. «Wenn ein Skigast den ganzen Tag mit dem Skilehrer unterwegs sein soll, dann braucht er spätestens nach zwei bis drei Stunden eine Pause, in der er sich an die Wärme setzen und etwas essen und trinken kann», erklärt Jan Brand, Leiter der Skischule Gstaad. Die Take-away-Angebote dürfen diese Lücke nicht schliessen.

Snowsports Saanenland in Schönried hat dank des schuleigenen Restaurants einen Picknickraum zur Verfügung, in dem die Skischulklassen ihre Pausen verbringen können. «Das Restaurant mit integriertem Kinderhort bietet uns die Möglichkeit, Skischulklassen zu verpflegen. Diesen Raum dürfen auch unsere Skischulmitarbeiter als Kantine nutzen», erklärt Johny Wyssmüller, Leiter der Skischule in Schönried. «Wir hatten auch die Idee, einen Kantinenbetrieb einzurichten. Dieses Vorhaben wurde jedoch von den Behörden abgelehnt», erklärt Brand. «Das bewog uns dazu, den Klassenunterricht abzukürzen, da es für Kinder einfach nicht lustig ist, sich vier Stunden draussen aufzuhalten ohne sich aufwärmen, ausruhen und aufs WC gehen zu können.»

Ausländische Gäste bleiben weg
Für die Schönrieder Skilehrer wirken sich viel mehr die coronabedingten Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen auf die Nachfrage nach Schneesportunterricht aus. «Wir merken sehr stark das Wegbleiben der sonst sehr zahlreichen ausländischen Gäste», erklärt Wyssmüller. Aber auch Herr und Frau Schweizer scheinen in diesem Winter genau abzuwägen, ob sie sich angesichts der Pandemiesituation in die Skiferien begeben wollen. «Die Kunden, die in der Region Unterricht buchen, sind sehr dankbar, dass die Möglichkeiten überhaupt bestehen», ist von der Skischulleitung in Schönried zu hören.

Zu dem ohnehin stilleren Geschäftsgang kommt derzeit die Zwischensaison mit dem viel zitierten «Januarloch» hinzu. «Der Januar ist auch ohne Corona immer mager», hält Jan Brand fest.

«Auffallend ist die wachsende Nachfrage nach Langlaufunterricht», weiss Johny Wyssmüller. Er hält die liebliche Umgebung, geringe Lawinengefährdung und sehr gut präparierte Loipen für vorteilhaft, um diesem Trend zu begegnen. «Vereinzelt fragen die Gäste auch nach Unterstützung beim Schneeschuhlaufen, was uns zeigt, dass sie die Bewegung an der frischen Luft suchen. Darin sehe ich die Chancen dieser ausserordentlichen Saison.»

Schutzkonzept vom Dachverband
Der Dachverband der Schweizer Skischulen hat ein umfassendes Schutzkonzept erarbeitet, das sowohl vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) als auch vom Bundesamt für Sport (BA-SPO) abgesegnet wurde. Auf den Internetseiten der Skischulen ist dieses Konzept einzusehen. «Es erscheint uns wichtig, dass wir unseren Kunden gegenüber klar kommunizieren, was wir von unserer Seite dazu beitragen können, um Ansteckungen zu verhindern», erklärt der Gstaader Skischulleiter. Die Verantwortung sei gross und ein Restrisiko bleibe. «Wir können das Mass der Eigenverantwortung der Kunden nicht einschätzen, aber dafür appellieren. Und sollte es dennoch zu Ansteckungen kommen, vertrauen wir auf das bis anhin gut funktionierende Schutzkonzept.»

Die Administration läuft beinahe vollständig digitalisiert. «Natürlich haben wir auch telefonisch Kontakt zu Kunden und Skilehrern. Es braucht Beratung und spontane Absprachen.»

Sogar Arbeitszeitrapporte und Buchungen werden schon seit letztem Winter digital verarbeitet. «Der Kontakt kann so bestens beschränkt werden», schlussfolgert Jan Brand.

Wohlwollende Kontrollen
Auf dem Skischulplatz in Gstaad finden regelmässig Kontrollen zur Einhaltung der Schutzmassnahmen statt. «Er ist ein Ballungsraum und es kann schon mal Ansammlungen geben», sagt Brand: «Da macht die Anwesenheit der Polizei schon etwas aus und es ist eine andere Autorität als nur ein Skischulleiter, der versucht, die Abstände zu regulieren.» Die Kooperationsbereitschaft und die Kulanz der Beamten seien sowohl von Skilehrern als auch von den Gästen als sehr angenehm empfunden worden. Dieses Entgegenkommen fiel auch den Skischulmitarbeitern in Schönried auf. «Wir als Skischule wurden ebenfalls kontrolliert. Das Kindergelände und der Sammelplatz wurden ebenso überprüft wie das skischuleigene Restaurant. Die Beamten waren sehr zuvorkommend und zeigten viel Verständnis», betont der Schönrieder Skischulleiter.

Schneesportlehrerausbildung ist sichergestellt
Die Schneesportlehrer-Ausbildungskurse werden durch Swiss Snowsports nach coronabedingten Vorgaben durchgeführt. Die Aus- und Weiterbildungskurse werden demnach in Kleinstgruppen abgehalten. «Wenn das wegfällt, dann bekommen wir echte Probleme in der Nachwuchsförderung. Schliesslich läuft die Ausbildung wie ein schulischer Ausbildungsgang», gibt Jan Brand zu bedenken.

Und die Stimmung unter den Skilehrern so ganz ohne Après-Ski? «Die Stimmung ist gut», antwortet Jan Brand. «Die Skilehrer, die nur für die Saison hier sind, haben wir ihn Personalwohnungen untergebracht. So finden sie auch ohne Ausgang soziale Kontakte und Austauschmöglichkeiten.


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