Die Saison war schwieriger als gewohnt

  12.03.2021 Tourismus, Hotellerie / Gastronomie

Die Auswirkungen der Pandemiemassnahmen schlagen bei Hotels, Restaurants und bei den Bergbahnen stark zu Buche.

BLANCA BURRI
Die Sportferien in den meisten Kantonen sind vorbei und somit auch die Hochsaison in den Berggebieten. Die unterschiedlichen Bergbahnen der Destination Gstaad, der Hotelierverein Gstaad-Saanenland und Gstaad Saanenland Tourismus ziehen eine erste Bilanz. Über die ganze Destination betrachtet, gehen die Logiernächte voraussichtlich um rund 20 bis 30 Prozent zurück. Restaurants, die aufgrund der Pandemie noch immer geschlossen sind, halten sich mit Take-away über Wasser. Sie verzeichnen Einbussen von bis zu 80 Prozent. Die Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) rechnet mit einem Rückgang der Ersteintritte von rund 15 Prozent und einem Umsatzeinbruch von über 20 Prozent. Auch bei der Wasserngratbahn blieben viele Gäste aus. Hans-Ruedi Steiner: «Die Wintersaison lief eher harzig, die schönen Wochenende waren jedoch sehr gut besucht.» Der Glacier 3000 konnte in der Wintersaison 10 Prozent mehr Gäste begrüssen als in anderen Jahren. Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete er jedoch ein Minus von 35 Prozent. Man muss davon ausgehen, dass durch diese Mindereinnahmen und die coronabedingten Mehraufwände nicht so viel investiert wird wie in anderen Jahren.

Enorme Anstrengungen
Alle Dienstleister, die offen halten durften, haben sehr grosse Anstrengungen unternommen, um die geforderten Schutzkonzepte umzusetzen. Die Konzepte zogen zum Teil hohe Kosten nach sich. Die Bergbahnen rechnen mit einer halben Million Franken.

Verhalten positive Aussichten
Die Touristiker hoffen, mit der internationalen Impfstrategie bald das Ende des Tunnels zu sehen. Sie rechnen mit einem starken Sommer, wobei sie hauptsächlich auf Schweizer Gäste und erste Gäste aus dem Ausland zählen.


Gastronomie – bis zu 80 Prozent Umsatzeinbusse

Welche Zwischenbilanz ziehen Sie nun, da die Wintersaison fast vorbei ist?
Die laufende Wintersaison ist sehr herausfordernd. Unsere Destination wird mit einem Logiernächteminus von voraussichtlich 20 bis 30 Prozent abschliessen. Dramatisch ist die Lage in der Gastronomie mit Umsatzeinbussen bis zu 80 Prozent. Dank innovativen Take-away-Anbietern mussten die Gäste aber nicht auf die kulinarische Vielfalt verzichten. Jeder Leistungsträger kämpft und die Wintersaison war für viele Betriebe, zum Beispiel für Sportgeschäfte oder Boutiquen, aber auch für die Skischulen, sehr anspruchsvoll.

Was ist besonders aufgefallen?
Positiv ist die Zunahme der Erstbesucher aus der Schweiz. Unsere Stammgäste, und zwar die Hotelgäste wie auch die Chaletgäste, haben der Destination die Treue gehalten und blieben teilweise wesentlich länger als in anderen Jahren. Gesamthaft betrachtet dürfen wir im Vergleich zum Städtetourismus nicht wirklich jammern.

Welchen Tenor hörten Sie von Gästen?
Von unseren Gästen haben wir ein durchwegs positives Feedback erhalten. Sie haben sich in der Destination sicher gefühlt und haben die umgesetzten Schutzmassnahmen geschätzt.

Aus touristischer Sicht: Wer sind die Corona-Gewinner? Wer die Verlierer?
Es kommt auch hier stark auf das Segment an – Fünfsternebetriebe mit internationaler Ausrichtung stehen vor ganz anderen Herausforderungen als Betriebe, welche den Fokus auf Schweizer Gäste gelegt haben. Die grossen Leidtragenden sind bei uns die Gastrobetriebe und die Geschäfte, welche jetzt in der Hochsaison ihre Betriebe geschlossen haben mussten. Auch die Meeting-, Incentive-, Convention-, Exhibition- und Event-Branchen leiden sehr stark unter der Covid-Pandemie.

Wie sind die Aussichten auf den Frühling oder Sommer?
Wir gehen davon aus, dass viele Menschen einen grossen Nachholbedarf bei Reisen haben und bald wieder in die Ferien fahren wollen, jedoch tendenziell immer noch auf Fern- und Städtereisen verzichten. Somit ist weiterhin grosses Potenzial für alpine Destinationen vorhanden, weshalb ich eine ähnlich starke Sommersaison wie im vergangenen Sommer erwarte.

Was erhoffen Sie von den Behörden?
Dass die Corona-Massnahmen bald schrittweise gelockert werden. Ich hoffe, der europäische Verkehr ist ab Juni wieder ohne Restriktionen möglich und das Angebot an Langstreckenflügen ab Anfang August wieder attraktiv.


Gestärkt aus Krise

Wie verlief die Wintersaison auf dem Glacier 3000?
Wir hatten einen sehr starken Saisonstart mit der Eröffnung der Skisaison am 28. September 2020 und einem sehr schönen Monat November. Die Saisonabogäste haben sich sehr auf die zwei geschenkten Monate gefreut. Mit dem ausgebauten Snow Park und der natürlichen Eiskathedrale hatten wir zwei weitere Highlights anzubieten. Im Dezember und Januar war es wetterbedingt sehr ruhig und im Februar haben wir ausgezeichnet gearbeitet. Insgesamt konnten wir von Oktober bis Februar 10 Prozent mehr Gäste begrüssen als im vergangenen Jahr, dies trotz einem Gruppenrückgang von 98 Prozent. Die Wintersaison dauert noch bis zum 2. Mai.

Welche Auswirkungen haben die finanziellen Einbrüche auf die Investitionen?
Im vergangenen Geschäftsjahr mussten wir einen Umsatzrückgang von 35 Prozent verbuchen. Ohne Corona hätten wir ein neues Rekordergebnis erwirtschaftet. Wir haben trotz Corona grosse Investitionen wie das neue Betriebsgebäude auf dem Pillon oder den Kauf des Restaurants Col du Pillon getätigt. Diese Investitionen haben wir gemacht, um gestärkt aus dieser Krise gehen zu können. Überrascht wurden wir von der Dauer der Krise, haben wir doch mit einer leichten Erholung der internationalen Gäste ab nächstem Sommer geplant, was sich leider um sechs bis zehn Monate hinauszögern wird.

Welche Prognosen stellen Sie für die Sommersaison?
Glacier 3000 wird vom 14. bis 28. Mai für die grosse Revision der Luftseilbahnen geschlossen bleiben. Danach sind wir dann das ganze Jahr offen. Wir rechnen mit einer ähnlichen Sommersaison wie die letzte mit hauptsächlich Schweizer Gästen, aber doch vermehrt auch Europäern. Es ist für uns eine tolle Abwechslung, die Schönheiten des Diablerets-Massivs Gästen aus allen Regionen der Schweiz zu zeigen. Wir hoffen aber sehr, dass sich der internationale Tourismus im Jahr Jahr 2022 erholen wird.


Impfstrategie wichtig

Wie empfanden die Hoteliers die Wintersaison?
Die Wintersaison verlief leider bei den meisten Betrieben nicht so erfolgreich wie der letzte Sommer. Wir haben einen massiven Einbruch der ausländischen Gäste zu verzeichnen. Dies hängt vor allem mit den Reiserestriktionen zusammen. Erfreulicherweise haben die Logiernächte der Schweizer Gäste auch im Winter wieder zugenommen. Dadurch konnte ein Teil des Ausfalls wettgemacht werden.

Was ist besonders aufgefallen?
Hotels mit einem traditionell hohen Schweizer Gästeanteil im Winter sind weniger betroffen von der aktuellen Krise. Zudem ist die Nachfrage nach Spa-Angeboten sehr hoch. Die Gäste sehnen sich nach einer Auszeit vom eingeschränkten Alltag und freuen sich auf einen Restaurant- und/oder Spa-Besuch. Betriebe, welche die entsprechende Infrastruktur anbieten, konnten sich besser behaupten.

Welche Dienstleistungen wurden besonders beansprucht?
Da die Hotelgäste praktisch ausschliesslich Angebote des Hotels nutzen dürfen, ist ein Anstieg der Nachfrage aller Dienstleistungen zu beobachten. Der Ausfall der externen Gäste kann aber dadurch in keiner Weise kompensiert werden.

Was erhoffen sich die Hoteliers vom Sommer?
Wir erwarten, dass die Impfstrategien ihre Wirkung zeigen und die Fallzahlen sinken. Somit können die Massnahmen gelockert werden. Wichtig für uns ist, dass unsere Restaurantbetriebe so rasch wie möglich wieder öffnen dürfen. Sobald auch die Reisebeschränkungen wieder aufgehoben werden, sind vermehrt ausländische Gäste zu erwarten. Wir blicken positiv in die Zukunft und hoffen auf eine erfolgreiche Sommersaison mit all unseren hochkarätigen Sport- und Kulturanlässen.


Riesige Herausforderung

Sind Sie zufrieden mit dem Verlauf des Winters?
Der Winter war eine riesige Herausforderung, vor allem zu Beginn der Saison gab es mit der Einführung der Schutzkonzepte viele Hürden und offene Fragen. Gemeinsam konnten wir die auferlegten Massnahmen aber durchziehen. Viele Gäste haben das Skigebiet besucht und waren zufrieden mit dem Angebot. Unter den gegebenen Umständen und in der ausserordentlichen Situation sind wir mit dem Verlauf zufrieden.

Wie war die Saison im Gegensatz zum Vorjahr?
Im Vergleich zum Vorjahr werden wir mit einem Minus von etwa 15 Prozent Skifahrenden und einem Umsatzeinbruch von über 20 Prozent abschliessen. Unter den aktuellen Voraussetzungen sind die Zahlen einigermassen zufriedenstellend. Die Mindereinnahmen wegen der Corona-Situation der vergangenen zwei Wintersaisons werden wir investitionsseitig spüren.

Wie begründen Sie das Gästeaufkommen?
Zu Saisonbeginn haben wir einen Rückgang durch die Verunsicherung betreffend der Covid-Pandemie festgestellt. Die Gäste haben aber schnell bemerkt, dass die Schutzmassnahmen in unserem Skigebiet funktionieren und haben Vertrauen in die Bergbahnen gefasst. Viele Stammgäste und Chalet- sowie Ferienwohnungsbesitzer haben der Destination die Treue gehalten und ihre Saisonabonnemente im Vergleich zu anderen Jahren überdurchschnittlich ausgefahren. Die internationalen Gäste blieben praktisch aus.

Hatte das Wetter auch einen Einfluss?
Ja, es hat die Zahlen im Januar und März zusätzlich zur Pandemie negativ beeinflusst.

Die Restaurants mussten fast den ganzen Winter über als Takeaway funktionieren …
Durch den Wegfall des normalen Restaurantbetriebs müssen wir bei den Gastronomieeinnahmen mit einem Minus von über 50 Prozent rechnen.

Wie gingen Sie mit der Ungewissheit Anfang Saison um?
Diese war sehr gross und es stand wirklich sehr viel auf dem Spiel. Wir haben auf kantonaler und Bundesebene stark lobbyiert. Für unsere Destination war es volkswirtschaftlich gesehen sehr wichtig, den Bergbahnenbetrieb laufen zu lassen und den Gästen sowie Einheimischen ein Outdoorangebot bieten zu können. Auch deshalb haben wir uns bei der Aktion «Die Schweiz fährt Ski» als Initiant so stark engagiert.

Weshalb war Ihnen der Betrieb so wichtig?
Die Bergbahnen bilden das Rückgrat für den Tourismus in den Bergregionen. Wird deren Betrieb eingestellt, kommt der Tourismus ganzer Regionen zum Erliegen, was einen grossen volkswirtschaftlichen Schaden nach sich zieht. Aktuell ist die Rentabilität der Bergbahnen angesichts der Krise fragwürdig, vielleicht sogar kritisch, aber die Bergbahnen erfüllen eine Funktion des Service public.

Können Sie etwas über den Aufwand sagen, der Corona verursacht hat?
Der zusätzliche Aufwand liegt bei etwa einer halben Million Schweizer Franken.

Was halten Sie davon, dass die Massnahmen in anderen Kantonen anders umgesetzt wurden?
Dass die Terrassen in anderen Gebieten offen halten konnten und bei uns nicht, war für uns unbefriedigend. Wir waren diesbezüglich aktiv im Austausch mit dem Regierungsrat.

 

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote