Ist überall Gstaad drin, wo Gstaad draufsteht?

  26.03.2021 Leserbeitrag

Die Schulferien sind vorbei und die meisten Gäste abgereist. Langsam tauchen wir in die Zwischensaison ab, um uns zu erholen und die Sommersaison vorzubereiten. Dies ist nun genau der richtige Zeitpunkt, um die vergangene Saison Revue zu passieren zu lassen und sich zu fragen: Haben wir einen guten Job gemacht?

Mit wir meine ich uns alle: Mitarbeitende der Dienstleistungsbetriebe, des Gastgewerbes, der Skischulen, der Bergbahnen, der Taxibetriebe, des Detailhandels, der Verwaltung und ja, sogar die Politiker und alle Bewohnerinnen und Bewohner unserer Destination. Denn wir alle gestalten unsere Region und hauchen ihr Leben ein. Die Gäste, die uns besuchen, nehmen alles, was wir tun und sind mit allen Sinnen wahr und stellen auch zu Corona-Zeiten Ansprüche an unser Tun und Handeln. Natürlich stechen optische Reize ins Auge oder Kulinarisches wird vom Gaumen beurteilt. Vor allem aber wirkt die persönliche Ausstrahlung auf das Gegenüber. Und es gibt Dinge, die zwischen den Zeilen mitschwingen.

Nun zurück zur Frage, ob wir einen guten Job gemacht haben. Natürlich haben wir das! Vieles, beispielsweise sehr gute Skipisten, innovative Takeaway-Angebote und freundliche Mitarbeitende, zeichnen uns aus. Doch ich bin sicher, wir können es noch besser! Ich stellte mir im Namen aller Nutzer viele Fragen:
• Bringen wir Verständnis auf, wenn die Wanderwege nach Neuschnee nicht zeitnah präpariert werden?
• Sieht das Eingangsportal der Langlaufstrecke einladend aus?
• Sind unsere Kinderparadiese in den Skischulen so, wie sich die Kinder und Eltern dies vorstellen?
• Finden wir es cool, nach dem Skifahren auf dem Parkplatz durch den Schlamm zu waten?
• Mögen wir Hundekot an unseren Schuhen?
• Wie geht es uns, wenn wir zwar gesehen, aber nicht begrüsst werden?
• Wie fühlen wir uns, wenn es keine Sitzgelegenheiten gibt?
• Wie gefallen uns Absperrbänder, die vom Winde verweht worden sind?
• Gelingt es uns, innovativ an neuen Angeboten zu arbeiten, ohne die bestehenden zu vernachlässigen?
Bestimmt gehen Ihnen viele Bilder durch den Kopf, wenn Sie vor diese Fragen gestellt werden. Ich finde, wir können das eine oder andere noch besser. Wir wollen – nein, wir müssen – uns weiterentwickeln. Machen wir uns heute Gedanken darüber, wie wir nächsten Winter von unseren einheimischen, nationalen und internationalen Gästen wahrgenommen werden wollen.

Natürlich können wir uns den Ball gegenseitig zuspielen, indem wir sagen, der oder die – Gemeinde, GST, Hotelierverein, Dorforganisation und so weiter – sollte das Problem lösen. Wir können jahrelang über ein Problem diskutieren. Ich frage Sie: Bringt uns das weiter? Ich meine nein. Wir können nur gemeinsam Lösungen finden und diese unkompliziert und zeitnah umsetzen. Jede Person kann an ihrem Ort viel bewirken.

Sie fragen nach einer Anleitung oder Inspiration, was Sie bei sich verändern können? Es gibt viele Möglichkeiten, herauszufinden, wie man sich verbessern könnte. Die Sicht von Aussenstehenden ist immer angebracht, wenn die Betriebsblindheit um sich greift. Also: Fragen Sie Ihre Gäste, was ihnen besonders gefällt oder was sie stört. Fragen Sie aussenstehende Personen, wo sie Verbesserungspotenzial sehen. Gehen Sie an andere Orte, schauen Sie sich ähnliche Angebote an, lassen Sie sich inspirieren und fragen Sie sich: «Was könnte ich lernen?» In der Regel gehören der freundliche Empfang, schöne Eingangsportale, Sauberkeit, Einzigartiges, Authentisches, Überraschendes, aber auch Bequemlichkeit oder der praktische Nutzen zu den Hauptmerkmalen, die Gäste begeistern.

Natürlich nehmen wir uns von Gstaad Saanenland Tourismus an der eigenen Nase, regen aber auch diese Prozesse an. Wir haben die Pflicht und Schuldigkeit, unsere Partner auf Probleme aufmerksam zu machen. Wir laden sie in einem fairen und konstruktiven Prozess ein, zusammenzusitzen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und diese termingebunden umzusetzen. Das schaffen wir jedoch nur, wenn wir Scheuklappen ablegen, offen und konstruktiv miteinander umgehen und uns gemeinsam auf den Weg machen. Lassen Sie sich im nächsten Winter überraschen, zu was wir gemeinsam fähig sind und was daraus entstehen kann.

FLURIN RIEDI

TOURISMUSDIREKTOR
[email protected]


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