Neue Lösung für Schulgebäude von Le Rosey?

  30.03.2021 Gstaad, Gemeinde, Schule

Das Institut Le Rosey fasst ins Auge, beim ehemaligen Tanklager hinter dem Bahnhof ein Schulgebäude, das Campus Village, zu errichten. Dies in enger Absprache mit der Gemeinde.

BLANCA BURRI
Seit 15 Jahren bemüht sich das Institut Le Rosey, den Wintercampus in Gstaad zu erneuern und zu vergrössern. Nun scheint eine machbare Lösung in Sichtweite zu gelangen.

Le Rosey statt Les Arts
Vater Philippe Gudin und Sohn Christophe Gudin, die Besitzer von Le Rosey, hoffen, beim ehemaligen Tanklager ein Schulhaus, ein sogenanntes Campus Village, bauen zu können. Am selben Ort, wo das Kultur- und Kongresszentrum Les Arts angedacht gewesen war. «Der Platz beim Bahnhof ist ideal. Er ist zentral gelegen und von all unseren Standorten gut erreichbar», betont Christophe Gudin. Geplant ist ein Schulhaus für 450 bis 550 Schülerinnen und Schüler. Die Wohnhäuser und die Kantine bleiben an den bestehenden Standorten bestehen: der Mädchencampus in Schönried, derjenige der Jungen in Gstaad (Ried und Beherbergungshäuser Sportzentrum) und auch die Kantine sowie die Administration bleiben auf dem Ried.

Land gehört der Gemeinde
Das Land beim ehemaligen Tanklager gehört der Gemeinde Saanen. Sie überprüft, ob sie das Gelände durch einen Tunnel erschliessen und dort einen Busbahnhof sowie eine Einstellhalle erstellen soll. Dem Le Rosey könnte das Terrain beispielsweise im Baurecht abgegeben werden. Für das neue Campus Village wäre indes keine direkte Erschliessung von der Hauptstrasse her erforderlich. «Das Schulhausprojekt kann mit oder ohne Tunnel realisiert werden», hält Philippe Gudin fest. «Die Schülerinnen, die in Schönried wohnen, werden mit dem ÖV pendeln und die Schüler vom Ried zum Campus Village laufen.» Die Mittagsverpflegung finde im Speisesaal auf dem Ried statt, was mit einer Gehdistanz von wenigen Minuten gut machbar sei.

In Gstaad etablierter Architekt
Hausarchitekt der Le-Rosey-Projekte im Saanenland ist Jean Brügger. Dessen Onkel – ebenfalls Architekt – erschuf das Gstaader Hallenbad, welches bis heute als Vorzeigeobjekt in der Branche dient. Die Konzeptionierung des neuen Campus Village erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der einheimischen Firma Jaggi Architektur und Innenarchitektur. Pläne für das neue Schulhaus gibt es noch keine. «Dafür wäre es momentan viel zu früh. Erst sind die Verhandlungen mit der Gemeinde sowie die Information der Nachbarn und Bevölkerung wichtig», so Philippe Gudin.

Bestehende Chalets würden umgebaut
Längst ist bekannt, dass die bisherigen Räumlichkeiten aus allen Nähten platzen. Die Schulzimmer sind zu klein, so dass die Schüler während dem Unterricht zum Teil auf Radiatoren sitzen müssen. Im Campus Village könnten die Schulzimmer den Bedürfnissen entsprechend gebaut werden. Die bestehenden Schulzimmer im Ried würden zu Schlafzimmern umfunktioniert und der Speisesaal würde ausgebaut. Diese Planungsarbeiten erfolgen durch Chaletbau B. Hauswirth. Mit dem Um- und Neubau würde dem Umstand Rechnung getragen, dass die Schule in den nächsten Jahren weiter wachsen möchte. Christophe Gudin: «Wir rechnen mit einem moderaten Anstieg von etwa 100 Schülern innerhalb der nächsten 15 Jahre. Dereinst werden wir wohl etwa 550 Schülerinnen und Schüler unterrichten.»

Das Herz schlägt für Gstaad
Für Familie Gudin stellt sich in regelmässigen Abständen die Frage, ob der Wintercampus in Gstaad bleiben oder ob die Schule eine Baulandofferte von einem anderen Winterkurort annehmen soll. «Der Ausbau der Schule in Gstaad ist zwar eine etwas langatmige Angelegenheit. Wir möchten jedoch wirklich hier bleiben. Hier schlägt unser Herz und wir spüren, dass die Bevölkerung hinter uns steht», reflektiert Philippe Gudin.

Gemeinsame Arbeitsgruppe «Le Rosey»
Dem Gemeinderat ist bewusst, dass die Gebäude von Le Rosey zu wenig Platz bieten und dass der Ausbaustandard einiger Gebäude den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt. Deshalb wurde im April 2020 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Darin nehmen zurzeit Elisabeth Wampfler, Patricia Matti, Arthur Stierli, Emanuel Raaflaub, Jean Brügger, Marcel Bach, Philippe Gudin, Toni von Grünigen und Walter Matti-Zbären Einsitz. Hauptaufgaben sind das Vernetzen und Vermitteln zwischen den Verantwortlichen der Schule sowie Gemeinde, Kanton und Bund.

Ebenfalls hilft die Arbeitsgruppe bei der Suche nach geeignetem Bauland. «Hierfür kamen bisher bereits mehrere Grundstücke infrage, die aus verschiedenen Gründen jedoch nicht weiterverfolgt werden konnten», erklärt Gemeinderätin Patricia Matti. «Nun, da die Stiftung Les Arts das Kulturprojekt nicht weiterverfolgen wird, ergibt sich beim Tanklager vielleicht eine neue Möglichkeit.» Sie gibt zu bedenken, dass man ganz am Anfang des komplexen Planungs- und Verhandlungsprozesses stehe.

Komplexe Projekte
In diesem Prozess spielen nicht nur die Bedürfnisse von Le Rosey eine Rolle. «In Unter-Gstaad sind drei neue Überbauungen geplant. Wir überprüfen deshalb, ob der Strassenabschnitt vom Migros-Kreisel bis Ludihuus neu gestaltet und vom Verkehr beruhigt werden sollte», erklärt Walter Matti-Zbären, Fachleiter Raumplanung. Bei den Gebäuden handelt es sich um die Bellevue-Residenz, den Neubau Le Mansard (ehemaliges Hotel Christiania) und die Mille-Fleurs-Überbauung rechts vom Coop. Zur Verkehrsberuhigung des Abschnitts Unter-Gstaad könnten eine Tunnelzufahrt zum ehemaligen Tanklager sowie ein Busbahnhof mit Parking auf dem Areal beitragen. Je nach Projektfortschritt werde man mit den direkten Anwohnern Kontakt aufnehmen, so Matti-Zbären.

Ein erster Workshop mit den Anwohnern und wichtigsten Playern im Unter-Gstaad hat vor wenigen Wochen stattgefunden. Wie erwähnt steht das Projekt am Anfang. Wenn es sich positiv entwickelt, kommt es zu gegebener Zeit vor die Gemeindeversammlung, eine Zeitangabe kann zurzeit jedoch noch nicht gemacht werden.

Auf Le Rosey angesprochen, sagt Patricia Matti: «Uns ist die Dringlichkeit von Le Rosey bewusst, die Arbeitsgruppe arbeitet auf Hochtouren, doch der Planungsprozess braucht einfach seine Zeit.»


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