RANDNOTIZ

  26.03.2021 Leserbeitrag

Virus Skifahren

SOPHIA GRASSER
Meine Eltern haben es verbockt. Während meine Freunde die Ferien regelmässig in den Bergen verbrachten, konnte meine Familie dem Wintersport noch nie viel abgewinnen. Also blieben wir zu Hause in Deutschland nahe Ingolstadt. Klar stand ich schon mal auf Ski: eine Woche mit der Schulklasse, ein kurzer Besuch in Österreich – doch so richtig hat mich das Fieber nie gepackt. Mit meinem Umzug ins Saanenland stellte ich allerdings fest: Die Schweizer und das Skifahren sind so unzertrennlich wie die Bayern und das Bier. Irgendwas muss also an der kalten, nassen und rasanten Sportart dran sein. Und wenn Jung und Alt mit einer Leichtigkeit die Piste hinuntersausen, verliert man auch ein bisschen die Ehrfurcht. Na dann: Ski in den Kofferraum und auf zum nächsten Skigebiet. Zumindest der Idiotenhügel sollte auch für eine Amateurin wie mich zu schaffen sein. So weit, so gut. Immer schön in die Hocke, in der Kurve aufrichten, Gewicht verlagern. Spätestens am Hang der roten Piste verschwendete ich allerdings keinerlei Gedanken mehr an die richtige Technik, sondern sendete stattdessen Stossgebete Richtung Himmel, dass ich heil herunterkäme. Da hiess es: Augen zu und durch. Unten angekommen, war ich sogar ein bisschen stolz und war bereit für die nächste Herausforderung. Bloss nicht übermütig werden! Schleichend bahnt es sich also an, das sogenannte Virus Skifahren. Und wenn ich bisher von Covid-19 verschont geblieben bin, scheine ich mich unmerklich mit einem anderen Virus zu infizieren, das in der Schweiz ungebremst kursiert.

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