Betrieb in der «Station» und grosse Vorsicht bei Sport und Musik

  23.04.2021 Coronavirus, Vereine

Während die «Station» in Saanen endlich startete, reagieren Musik- und Sportvereine auf die seit Montag geltenden Lockerungen sehr verhalten. Die Gstaader Grossveranstaltungen warten noch zu.

KEREM S. MAURER/SOPHIA GRASSER/JENNY STERCHI
Während die aktuellen Lockerungsschritte für die Veranstalter der Grossanlässe im Sommer noch keinen Handlungsbedarf darstellen, konnten die Verantwortlichen und Mitarbeiter der «Station» in Saanen aufgrund der Lockerungsschritte endlich kleine und grosse Gäste empfangen. Bei Gesangsvereinen und Sportgruppen ist die Tendenz zu grosser Vorsicht zu beobachten.

«Station» öffnete endlich ihre Tore
Am letzten Mittwoch konnten die Verantwortlichen der «Station» in Saanen endlich ihre Tore öffnen, nachdem die Eröffnung infolge der pandemischen Massnahmen mehrere Male verschoben werden musste. «Weil wir so lange geschlossen hatten, haben wir uns entschieden, direkt in den Hochsaisonbetrieb zu starten», erklärt Michel Zysset, Leiter Infrastruktur und Projekte bei Gstaad Saanenland Tourismus (GST) auf Anfrage. Das bedeutet, dass die «Station» jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet hat – solange der Bundesrat nichts anderes beschliesst. Die «Station» habe alle ihre Bereiche geöffnet, sagt Zysset, mit Ausnahme des Bistros. Getränke seien jedoch im Take-away-Verfahren erhältlich. Zysset kündigt bereits eine Überraschung an: «Im Aussenbereich wird es in den nächsten Wochen etwas Neues geben.» Dies werde zwischenzeitlich die Schliessung des betreffenden Bereiches zur Folge haben, doch man freue sich sehr auf diese Überraschung. Die Besucherzahl muss, da es noch Betreuungspersonen im Haus hat, auf 15 beschränkt werden. «Wir machen das relativ pragmatisch. Anstelle von Timeslots lassen wir die Besuchenden wählen, wie lange sie bleiben wollen und führen eine Präsenzkontrolle», so Zysset. Bereits am ersten geöffneten Tag war der Andrang grösser, als die erlaubten Kapazitäten. «Wir mussten einige Besuchende leider auf die kommenden Tage vertrösten», bedauert Zysset, äusserte aber seine Freude darüber, dass sie endlich öffnen dürfen.

Sport und Kultur im Zwiespalt
Sportvereine und Musikgruppen profitieren kaum von den jüngsten Öffnungsschritten. Während die Junioren der Turnvereine und des Fussballclubs FC Sarina bereits seit einigen Wochen das Training wieder aufgenommen haben, sind die Aktivriegen den neuen Regelungen gegenüber unschlüssig. Sportliche Aktivitäten sind in Gruppen von maximal 15 Personen erlaubt. Draussen muss entweder eine Maske getragen oder der erforderliche Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. In Innenräumen gelten die bisherigen Regeln: Maskenpflicht und Abstandhalten. Körperkontakt ist nur im Aussenbereich erlaubt unter der Voraussetzung, dass eine Maske getragen wird.

Alle Turnvereine folgen den Empfehlungen des Bundesrats und verlegen das Training mehrheitlich nach draussen. Die hoffentlich warmen Frühlingstemperaturen der nächsten Wochen stimmen die Mitglieder zuversichtlich. Mit Veranstaltungen und Wettkämpfen rechnen sie jedoch frühestens ab Herbst. «Momentan geht es schlichtweg darum, das Vereinsleben wieder aufblühen zu lassen», so Christof Walker, Präsident des Turnvereins Gsteig-Feutersoey.

Christian Berchten, Präsident des Turnvereins Saanen-Gstaad, nimmt zwar erste Sportevents in Angriff, allerdings nur für unter 20-Jährige: Gemeinsam mit dem Turnverein Zweisimmen soll eine Trainingswoche organisiert werden. Darüber hinaus steht der Juniorenanlass «Dr gschwindscht Saaner» auf dem Programm, der unter den Vorgaben eines speziellen Schutzkonzepts stattfindet. «Die Aktivriegen hingegen haben noch keine Ziele, die sie verfolgen können. Das ist sehr bedauerlich», äussert sich Berchten.

Ähnliches Szenario im Fussball
Auch der FC Sarina gewinnt den Lockerungen wenig ab. Seit Mitte März trainieren die beiden ältesten Kategorien der Junioren und die Aktiven im Aussenbereich. Um die nötige Distanz zu wahren, werden in erster Linie Technik, Kondition und Koordination trainiert. Der Entscheid zur Lockerung vom 19. April erlaubt den Körperkontakt, sofern ein Mund-Nasen-Schutz getragen wird. «Es ist nicht das Wahre. Der Fussball lebt vom Körperkontakt, vom Zweikampf. Und mit Maske zu trainieren ist schon ein Handicap», erklärt Christian Frey, Präsident des Fussballclubs. Aus diesem Grund arrangieren sich die Sportler weiterhin mit Einzelübungen. Ein kurzes Spiel bildet allenfalls den Abschluss einer Trainingseinheit – selbstverständlich unter den vorgegebenen Massnahmen. Während die Junioren die Meisterschaft ohne Zuschauer austragen werden, ist für die Erwachsenen die Saison voraussichtlich beendet.

Ausnahmeregeln in Musikgruppen
Musikvereine und -gesellschaften sowie Jodelclubs unterliegen strengeren Abstandsvorgaben, wenn sie ohne Maske in Innenräumen proben wollen – die Maximalanzahl von 15 Personen hingegen gilt wie im Sport auch für den kulturellen Bereich. Dominik Ziörjen, Dirigent der Musikgesellschaft Gstaad, erfüllt die Restriktion, indem er den 40 Mitgliedern Einzelunterricht oder Unterricht in kleinen Gruppen anbietet. «Es wird beispielsweise als Blechquintett und als Holzquartett geprobt», informiert Präsident Marcel Romang. «Wichtig ist einfach, dass wir den Musikanten wieder etwas bieten, um das Vereinsleben zurückzugewinnen.» Da es für Jugendliche schon länger möglich ist, zusammen zu musizieren, proben die MGG Juniors bereits seit Mitte März.

Das Chörli Gruben und der Jodlerclub «Gruss vom Wasserngrat» machen vorerst keinen Gebrauch von den neuen Möglichkeiten. Die vorgegebene Fläche von 25m² pro Person bei einer Gruppe von 15 Mitgliedern sei unmöglich zu realisieren. «Ausserdem zählt unser Verein auch einige ältere Mitglieder. Wir möchten nichts riskieren», ergänzt Renate Romang, Präsidentin des Chörli.
Die fünfköpfige Jodlergruppe «Horeflue Jutzer» und das Chörli Lauenen sitzen wiederum in den Startlöchern. «Wir nutzen die gesamte Turnhalle und tragen unsere Masken», informiert Kathrin Bohren, Präsidentin des Chörli Lauenen. Feste und Aufführungen seien noch nicht abzusehen. «In einer solchen Zeit muss der Mensch wieder lernen, spontan zu sein. Und bis dahin dürfen auch alle für sich zu Hause singen – das war noch nie verboten», scherzt Bohren.

Grossveranstaltung in Warteposition
Die Veranstalter von Gstaad Menuhin Festival & Academy halten an ihrem im Februar kommunizierten Plan, das Festival vor Publikum durchzuführen, fest. Die seit Montag geltenden Öffnungsschritte haben keine Auswirkungen auf das Vorhaben. «Natürlich verfolgen wir die Entwicklung sehr aufmerksam», erklärt Lukas Wittermann, Geschäftsführer des Festivals, auf Anfrage. «Und wir sind ständig bemüht, mit variierenden Szenarien auf kommende Verordnungen reagieren zu können.» Am Vorverkauf sei der Hunger nach Konzerterlebnis deutlich spürbar gewesen. «Zu Beginn des Vorverkaufs übertraf die Ticketnachfrage all unsere Erwartungen», teilt Wittermann mit. «Mittlerweile ist es etwas ruhiger. Die Menschen sind scheinbar in Warteposition. Wobei sie dank geregelter Rückerstattung kein Risiko eingehen würden.»

 


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