Agrarinitiativen hätten auch verheerende Folgen für die Berglandwirtschaft

  18.05.2021 Leserbriefe

Eine Annahme der zwei extremen Agrarinitiativen hätte auch für die Bergund Alpwirtschaft schwerwiegende Folgen. Wenn wir unsere Tiere nur noch mit betriebseigenem Futter halten könnten, birgt dies grosse Nachteile. Schwankungen in der Futterproduktion – wie zum Beispiel lang anhaltendes Schneewetter, Trockenheit oder auch die Mäuseschäden, die uns ca. alle acht Jahre heimsuchen – könnten nicht mit Futterzukauf ersetzt werden. Auch wäre das leistungsgerechte Füttern der Tiere nicht mehr möglich. Dies alles hätte zur Folge, dass die Tierbestände im Berggebiet um einen Drittel sinken. Was wiederum den hofeigenen Dünger verringert und somit noch weniger betriebseigenes Futter produziert werden kann.

Die kleineren Tierbestände würden auch bedeuten, dass ein Drittel der Alpen nicht mehr genutzt werden würde. Somit würden diese verbuschen und die Biodiversität ginge zurück. Das Landschaftsbild würde ganz klar an Attraktivität verlieren, was sich wiederum negativ auf den Tourismus auswirken würde.

Die Schweizer Landwirtschaft hat in den letzten Jahren grossen Wert auf die Ökologie gelegt. Die Ökoflächen auf den Betrieben haben stark zugenommen. Von den verlangten 7 Prozent der Gesamtfläche pro Betrieb sind dies heute im Schnitt 16 Prozent. Auch ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 30 Prozent und der Einsatz von Antibiotika gar um 50 Prozent reduziert worden. Jene zwei Sachen noch weiter zu reduzieren, ist auch ohne die zwei extremen Agrarinitiativen ein grosses Anliegen der Schweizer Landwirtschaft!!

Im Vergleich noch ein paar Zahlen.
Den Rhein hinunter fliessen jedes Jahr 64,8 Tonnen Industrie- und Haushaltschemikalien, 19,8 Tonnen künstliche Süssstoffe und 16,9 Tonnen Arzneimittel, gegenüber 0,9 Tonnen Pflanzenschutzmittel – und auch das wird längstens nicht alles in der Landwirtschaft eingesetzt. Wir Bäuerinnen und Bauern sind bestrebt, die Bevölkerung mit gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln zu versorgen. Im Moment liegt der Selbstversorgungsgrad bei 55 Prozent, bei einer Annahme der Initiativen würde diese Zahl drastisch sinken. Auch wir Landwirte und Landwirtinnen setzen uns für sauberes Trinkwasser ein. Die gute Qualität unseres Trinkwassers ist ja bereits schon einzigartig auf der Welt.

Damit ein 80kg schwerer Mann eine bedenkliche Dosis an Schadstoffen einnehmen würde, müsste er 12’000 Liter Wasser pro Tag trinken. Na Prost! (Es wird mit 150 Litern pro Kilo Körpergewicht gerechnet.)

Darum ganz klar, 2x Nein am 13. Juni 2021 zu den extremen Agrarinitiativen.

HELMUT MATTI-REICHENBACH, LANDWIRT, TURBACH


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