Die Gstaad Card steht für Wertschöpfung

  04.05.2021 Interview

Ein Teilprojekt der Digitalstrategie Gstaad onLine ist die Gstaad Card. Sie wurde am vergangenen Samstag eingeführt. Ronnie Oehrli und Urs Keiser, Managing-Partner der Conim AG, erklären, dass bei der Entwicklung der Gast und die touristischen Leistungsträger im Zentrum stehen.

BLANCA BURRI

Urs Keiser, welchen Ansatz wählte Gstaad bei der digitalen Transformation?
UK:
Die Destination Gstaad stellt den Gast und die touristischen Leistungsträger ins Zentrum. Gstaad onLine soll dem Gast und den beteiligten Partnern einen echten Mehrwert bieten und ihr Leben vereinfachen.

Wie meinen Sie das konkret?
UK:
Die Gäste sollen, ohne viel tun zu müssen, inspiriert werden. Haben sie eine Reise oder ein Erlebnis gefunden, das ihnen gefällt, soll es mit möglichst wenig Aufwand gebucht werden können. Es entsteht ein digitaler Marktplatz, der Angebot und Nachfrage passend zusammenbringt. Dafür entwickelte GST in den vergangenen zwei Jahren die Gstaad Card für Übernachtungsgäste und für Zweitheimische.

Auf welcher Basis beruht das Konzept?
UK:
Der Gast meldet sich auf der App MyGstaad an und findet darauf alle Informationen, die er für den Aufenthalt in der Destination braucht. Die Gstaad Card bietet ein Angebot, das zum Teil gratis und zum Teil kostenpflichtig genutzt werden kann. Der öffentliche Verkehr zwischen Lenk–Zweisimmen– Erlenbach–Saanen–Gsteig und Lauenen gehört beispielsweise zum Basisangebot. Weitere Erlebnisse können einzeln oder zum Teil als Package zum Vorzugspreis gekauft werden. Im Angebot befinden sich einzelne Perlen, die nur saisonal und beschränkt buchbar sind, weil die Platzzahl begrenzt ist oder weil sie nur für eine kurze Zeit verfügbar sind. Als Beispiel kann ich hier das Wildheuen erwähnen. Nur während wenigen Tagen pro Jahr wird es dieses Angebot geben und nur sehr wenige Gäste können beim Wildheuen helfen.

Was springt für den Leistungsträger heraus?
RO:
Eine Destination umfasst unzählige Angebote: Schneesportunterricht, Alpkäsereibesichtigungen, Sportstunden im Sportzentrum, Übernachtungen in Hotels und Ferienwohnungen. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Produkte auf einem einzigen Marktplatz zu bündeln und dafür zu sorgen, dass jeder Gast innerhalb von kürzester Zeit genau das Produkt findet, das zu ihm passt. Der Gast muss also nicht mehr im Netz einzelne Websites durchforsten oder unzählige Telefonate führen, um sein Programm für den nächsten Tag zusammenzustellen. Er erledigt dies über MyGstaad. Der Ablauf ist einfach: Inspiration, Buchung, Bezahlung, Erlebnis. Es ist eigentlich ein neues Geschäftsmodell. Die Gstaad Card schafft Wertschöpfung, davon profitieren die Leistungsträger.

Wurden die Leistungsträger in den Prozess involviert?
UK:
Ja, die Gstaad Card wurde auf der Basis der Destinationsstrategie und im Austausch mit den Anspruchsgruppen vor Ort entwickelt.

Wie sieht das mit dem Datenschutz aus?
RO:
Ich möchte hier einen Ausflug zu grossen Unternehmen wie Zalando machen, die ihre Produkte auch online verkaufen und dabei nicht nur Umsatz generieren, sondern auch Daten sammeln, um ihr Unternehmen stetig weiterzuentwickeln. Genauso ist es bei uns. Wir halten uns selbstverständlich an die geltenden Datenschutzbestimmungen.

Es scheint, dass der persönliche Kontakt gar nicht mehr gewünscht wird.
UK
: Doch, unbedingt. Bei der Ausarbeitung des Konzepts wurde aufgrund des Profils des Gastes der Destination definiert, wo digitale Touchpoints – also Berührungspunkte – Sinn machen und wo persönliche, physische Begegnungen mit dem Gast wichtig sind.

Wird GST in einem Bild gesprochen einen Ferrari bauen?
RO:
Nein, eher einen Mittelklassenwagen. Solide, vielfältig einsetzbar und jederzeit digital erweiterbar. Wir haben ebenfalls darauf geachtet, dass die Anwendung für alle Mitarbeitenden einfach zu handhaben ist. Spielereien lassen wir sein.

Wie können die Einheimischen von der Karte profitieren?
RO:
In einem ersten Schritt ist die Gstaad Card auf Übernachtungsgäste und Zweitheimische ausgerichtet. Ist dann die Gstaad Card ausgereift, werden wir sie voraussichtlich auf Tagesgäste ausdehnen. Auch eine Nutzung für Einheimische ist denkbar, aber derzeit noch nicht geplant. Die technologische Basis, die entwickelt wird, bleibt dabei dieselbe.

Diese Entwicklung muss kostenaufwendig sein …
UK:
Der Aufwand für die Digitalisierung hat natürlich ihren Preis. GST kann jedoch davon profitieren, dass über Innotour und die Neue Regionalpolitik innovative touristische Projekte von Bund und dem Kanton Bern mitfinanziert werden.


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