Literatur und Musik in der Kirchgemeinde

  18.05.2021 Gstaad, Kirche

Bereits zum zweiten Mal kündigte die Kirchgemeinde Saanen-Gsteig einen kulturellen Nachmittag an. Im Kirchgemeindehaus Gstaad las Pfarrer Peter Klopfenstein besinnliche Texte aus dem Büchlein «Die gesellige Gottheit» des Schriftstellers Kurt Marti vor. Ada van der Vlist Walker umrahmte die besinnlichen Texte mit passender Klaviermusik.

VRENI MÜLLENER
Es gibt keine Liturgie, also keine Andacht, kein Gebet und niemand spricht einen Segen. Auch das Zvieri fällt aus und die Veranstaltung ist offen für Interessierte jeden Alters. Es ist ganz offensichtlich kein Seniorennachmittag, das neue Gefäss, das die Kirchgemeinde Saanen-Gsteig ins Leben gerufen hat. Dennoch kann es dazu dienen, dass sich Menschen aus den eigenen vier Wänden hinauswagen und Kontakte mit anderen Leuten pflegen können.

Gedanken zu bedeutenden biblischen Aussagen
Die Verbindung von Literatur und Musik bescherte den Zuhörern etwas mehr als eine Stunde Stille und Andacht. Das Büchlein «Die Gesellige Gottheit» ist ein Diskurs über Fragen nach der Schöpfung, der Erlösung, der Lehre von Christus und der Lehre vom menschlichen Ende. Aber auch Gedanken über die Kirche, Gerechtigkeit und den Frieden werden von Kurt Marti erörtert. In drei Blöcken las Peter Klopfenstein verschiedene Kapitel vor. Die Worte des Pfarrers und Schriftstellers regten an, sich selber Gedanken zu biblischen Aussagen zu machen, diese weiterzuspinnen und in sich hineinfliessen zu lassen. Die Musikerin Ada van der Vlist Walker spielte mit der ihr eigenen Leichtigkeit auf dem Flügel passende Werke bekannter Komponisten. Die Tatsache, dass die begnadete Musikerin erst am Schluss ihren verdienten Applaus bekam, liess ahnen, wie gut sie die Stücke ausgewählt hatte. Die Klänge waren wie gemacht, um die eigenen Gedanken zu vertiefen und diese zu verinnerlichen. Schade, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bald einmal auf den Heimweg machten, ohne sich gross über das Gehörte auszutauschen. Das dürfte ein klares Zeichen dafür sein, dass sich mit einem Trinkglas in der Hand oder einer Kaffeetasse auf dem Tisch die so wichtigen sozialen Kontakte viel besser herstellen lassen. Vertrauen wir, dass das bald einmal wieder möglich wird!

Dieser und ähnliche Anlässe sind in loser Folge bis im Juni geplant. Wie die Kirchgemeinde mit ihren Veranstaltungen weitermachen kann, ist immer auch von den Entscheiden des Bundesrats rund um die Corona-Massnahmen abhängig.


KURT MARTI

Kurt Marti lebte von 1921 bis 2002. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften studierte er Theologie. Er war Pfarrer in Leimiswil, Niederlenz und 22 Jahre an der Nydeggkirche in Bern. Anschliessend arbeitete er als freier Schriftsteller. Sein literarisches Werk umfasst Erzählungen, Gedichte, Tagebücher und Essays (Aufsätze).1997 wurde er mit dem Kurt-Tucholsky-Preis für sein Gesamtwerk und 2002 mit dem Karl-Barth-Preis für sein «theopoetisches» Werk geehrt.

PETER KLOPFENSTEIN


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote