TALK: Gesamtverwaltungsrat und Direktor gehen

  14.05.2021 Nachbarschaft

Die Destination Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg steht vor grossen Veränderungen. Einige Aktionäre verlangen eine Neustrukturierung der Aufgaben und Zuständigkeiten, deshalb gehen der Verwaltungsrat und der Direktor.

BLANCA BURRI
«Wir haben schon länger gespürt, dass gewisse Aktionäre andere Vorstellungen von den Aufgaben von TALK haben», sagt Urs Pfenninger, Direktor von TALK, auf Anfrage. Deshalb sei man immer im Austausch mit ihnen gewesen und habe Offenheit gezeigt. Ebenfalls habe man versucht aufzuzeigen, dass der Verwaltungsrat wie die Geschäftsleitung sich an den Statuten mit dem Zweckartikel und Auftrag orientiert hätten, so Pfenninger.

Eklat nach Gemeinde- und Aktionärsaussprache
Im Rahmen einer Gemeinde- und Aktionärsaussprache am 29. April kam es zum Vertrauensbruch. TALK wurde durch die Aktionäre in einem Schreiben eröffnet, dass sie eine Neustrukturierung von Aufgaben und Zuständigkeiten fordern. In einer Medienmitteilung vom 12. Mai schreiben sie: «Die Aktionäre der TALK AG halten auch in Zukunft an der Idee einer gemeinsamen Destination, der Bündelung von Kräften und der Nutzung von Synergien fest. Es soll dabei aber möglich sein, je nach Themengebiet, die Zuständigkeit und Vermarktung der Destination an einen Leistungsträger zu übertragen.» Laut TALK geht aus diesem eröffneten Schreiben ebenfalls hervor, dass der Unternehmenszweck und die Aufgaben angepasst werden müssten. Die Änderungen sollen der Generalversammlung am 16. August 2021 unterbreitet und per 1. Januar 2022 umgesetzt werden.

Brisantes Detail
Ein brisantes Detail im Schreiben der Aktionäre hat grosse Auswirkungen: In der Unternehmung würden lediglich Personen weiterhin akzeptiert, welche bereit seien, in dieser Richtung mitzuwirken. Aus diesem Grund hat der Gesamtverwaltungsrat unter dem Präsidium von Roland Berger entschieden, sich an der Generalversammlung im August nicht wiederwählen zu lassen. Ebenfalls löst Direktor Urs Pfenninger sein Arbeitsverhältnis auf. Er versichert: «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung bleiben bis zur Generalversammlung auf der Kommandobrücke.» Nun sei es an den Aktionären, die Ideen zu konkretisieren und die Geschicke zu übernehmen. «Wir stehen dem nicht im Weg», sagt der scheidende Direktor.

Planungszeit bis August 2021
Die Unterzeichner des Papiers sind die Gemeinden Adelboden und Kandersteg, Adelboden Tourismus, Kandersteg Tourismus sowie die Skiregion Adelboden-Lenk. Sie halten in der Medienmitteilung fest, dass sie über den Zeitpunkt und die Art der Kommunikation von TALK – 20 Minuten vor den Medienschaffenden – überrascht seien, nähmen den Entscheid aber zur Kenntnis.

Den Aktionären ist es ein grosses Anliegen, die Übergangszeit professionell zu planen, wie sie in der Mitteilung schreiben. «Kontinuität im Unternehmen und Marktauftritt sowie Transparenz gegenüber den geschätzten Mitarbeitenden und dem abtretenden Verwaltungsrat sollen sichergestellt werden.» Die Initianten würden weiterhin auf die Mitarbeitenden zählen, welche in den Tourist Centers Adelboden, Frutigen, Kandersteg und Kiental sowie auf der Geschäftsstelle in Frutigen gute Arbeit leisteten.

Um sorgfältig und zukunftsgerichtet planen zu können, würden sich die Initianten die notwendige Zeit bis zur Generalversammlung im August nehmen. Sie seien sich der verantwortungsvollen Aufgabe bewusst und würden die Öffentlichkeit über Neuentwicklungen transparent und zeitnah informieren, heisst es weiter.

Fokus auf Destination und Erlebnisraum
Das Noch-Führungsteam von TALK hat sich in ihrer Arbeit von den klassischen Aufgaben einer Tourismusorganisation abgewendet. Wie in anderen Destinationen verstand es sich als Tourismusentwicklerin der Gesamtdestination. «Wir haben Kooperationen gefördert, Dienstleister gestärkt und die Digitalisierung vorangetrieben», betont Pfenninger. Nur mit einem offenen Geist und dem Willen zur Zusammenarbeit über die politischen Grenzen sei erfolgreicher Tourismus möglich, ist er überzeugt. Gerade mit Gstaad pflegte TALK einen guten Austausch. «Die Zusammenarbeit ist exzellent», so Pfenninger. Konkret entwickeln Gstaad und TALK die Digitalisierung gemeinsam, deshalb unterstützen es der Kanton und Bund finanziell elementar.

Urs Pfenninger sieht grosses Potenzial in der Entwicklung des Berner Oberlandes und möchte keine andere Schiene als die bisherige fahren. Dafür sei TALK von vielen Schweizer Destinationen als fortschrittlich gelobt worden.


TALK

Die Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg AG (TALK) ist eine der sechs Destinationen im Kanton Bern. Sie ist für die Tourismusentwicklung, Vermarktung und Gästeinformation verantwortlich. Mit über 1,8 Mio. Logiernächten pro Jahr ist sie im Schweizer Markt eine wichtige Destination.

TALK ist nicht direkt mit Gstaad Marketing vergleichbar. Gstaad Marketing ist ein Dienstleistungsunternehmen, welches das Marketing der Destination garantiert. TALK hingegen ist Tourismusorganisation und Marketinggesellschaft in einem. Der Gedanke des Gesamtmarketings ist nicht 100-prozentig umgesetzt, da einige Leistungsträger noch immer eigene Marketingabteilungen betreiben. Die Gründung vor fünf Jahren ging nicht ohne Nebengeräusche vonstatten. Lenk ist kein Vollmitglied, sondern einzig durch die Bergbahnen vertreten. Nun fordern die Aktionäre von TALK: «Auch würden es die Initianten sehr begrüssen, wenn die Verantwortlichen von Lenk Tourismus ihren Standpunkt, welcher zur heutigen Ausgangslage der Destination Adelboden-Lenk-Kandersteg beiträgt, überdenken und den Weg für eine gemeinsam gelebte Destination ebnen.»

Die Aktionäre von TALK sind die Tourismusvereine Adelboden, Kandersteg, Frutigen und Reichenbach, das Gewerbe der Region, die Hotellerie von Lenk, Adelboden und Kandersteg sowie die Bergbahnen Adelboden-Lenk und Kandersteg. Durch die Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinden sind diese ebenfalls wichtige Partner.


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