15 Mal Erste Hilfe für Velos im Saanenland

  11.06.2021 Region

Stellen Sie sich vor: Sie erleben gerade eine traumhafte Velotour. Das Wetter ist fantastisch, der Körper noch fit. Alles läuft wie am Schnürchen. Doch dann will das Velo nicht mehr. Weit und breit Berge und Hügel, aber kein Velogeschäft. Und doch könnte es sein, dass ganz in Ihrer Nähe Ihr Glück im Unglück steht. Diese Chance haben Radsportler seit sechs Jahren dank einer kreativen Idee von zwei Veloclubfreunden. Einer davon ist Ruedi Kistler. Er hat dem «Anzeiger von Saanen» das Thema FirstBox näher erklärt und schmackhaft gemacht.

DANIELA ROMANG-BIELER
Alles begann mit einem Innovationswettbewerb im Jahr 2014. Die First-Box-Idee wurde zur Rettung für viele Radsportfreunde, die im Saanenland kleine bis grössere Zwischenfälle mit ihrem Velo hatten. Seit sechs Jahren gibt es 15 FirstBox-Standorte im Saanenland. Ein weiterer Standort ist im Abländschen geplant. Das Angebot wird von zahlreichen Partnern unterstützt und die Standorte sind auf der regionalen Bikekarte von Gstaad Saanenland Tourismus aufgeführt.

«Ursprünglich war die Idee, die FirstBox in Restaurants, Berghäusern und Bergbahnstationen zu haben, es zeigte sich jedoch schon bald, dass ein Self-Service-System die effizientere Lösung ist. Somit wurden die meisten Boxen nach draussen verlegt», erklärt Ruedi Kistler.

Erste Hilfe für Mensch und Velo
Das Material ist vorhanden, für Bikes und je nach Standort auch für Rennvelos. In der Box befindet sich neben einer umfangreichen Erste-Hilfe-Apotheke fast alles, was das kaputte Velo begehrt. Diejenigen, welche zum Beispiel noch nie einen Schlauch geflickt oder gewechselt haben, finden in der Box auch eine ausführliche Reparaturanleitung. So steht dem Glück im Unglück, auch für technisch weniger Begabte, meistens nichts mehr im Wege.

Was wir tun können, damit FirstBox bestehen bleibt
Wer von der FirstBox Gebrauch gemacht hat, kann anhand einer Preisliste herausfinden, wieviel Bargeld er zurücklassen soll. «Alternative Zahlungsmethoden wie Twint klären wir zurzeit ab», verspricht Kistler. Damit die Box für den nächsten Zwischenfall immer wieder bereit ist, sollte per SMS gemeldet werden, was gebraucht wurde. Ruedi Kistler füllt dann die FirstBox bald wieder auf. Häufig gebrauchte Artikel wie Schläuche und Flickzeug sind aber sicherheitshalber doppelt vorhanden.

Auf die Frage, ob das FirstBox-Angebot auch missbraucht wird, kann er eine erfreuliche Antwort geben: «In den sechs Jahren kamen nur wenige Artikel weg, die nicht bezahlt wurden.»

Ruedi Kistler erlebt das Ganze als sinnvoll und zufriedenstellend: «Die Idee umzusetzen, war die grösste Herausforderung. Finanziell wie auch zeitlich, weil das Ganze nebenbei in meiner Freizeit und mit eigenen Mitteln realisiert wurde, was immer noch so ist. Aber solange FirstBox Sinn macht und der Missbrauch nicht Überhand nimmt, werde ich dieses Angebot weiterführen.»

Ein schweizweit einmaliger Service
Die Region Gstaad-Saanenland wurde um ein Angebot reicher durch Kistlers Innovation. Sie hebt sich durch dieses Angebot klar von anderen Bikeregionen ab. Dieser Service für Biker und Gümmeler rund um die Uhr und flächendeckend über die gesamte Region wird noch manchem Radsportfreund aus der Patsche helfen.


ZUR PERSON

Ruedi Kistler ist in Schaffhausen geboren und aufgewachsen. Seit 1982 lebt er im Saanenland, seit 1989 ist er verheiratet mit seiner Frau Käthi. Sie haben drei Söhne. Er hat Fahr-und Motorradmechaniker gelernt, arbeitet aber seit 2006 als Brunnenmeister mit eidg. FA und ist Fachperson Grundstücksentwässerung VSA. Hobbys: Radsport: Strasse, Cycle-Cross, Mountainbike und sein ursprünglicher Beruf Fahrradmechaniker.

Eines seiner eindrücklichsten Veloerlebnisse war der Besuch der Tour de France auf der Alp d’Huez 2001 mit einem Kollegen: «Am Morgen nahmen wir den Anstieg zur Alp d’Huez mit unseren Rennrädern in Angriff, umgeben von Tausenden von Zuschauern. Oben angekommen, suchten wir uns einen geeigneten Platz, um die Fahrer und den ganzen Tourtross zu begrüssen und anzufeuern. Ganz besonders gespannt waren wir natürlich auf unseren regionalen Vertreter Sven Montgomery, welcher uns auch nicht enttäuschte und mit all den anderen Grossen des Radsports gegen das Etappenziel sprintete. Leider wurde Sven bei einer späteren Etappe in einen Massensturz verwickelt, wobei er sich schwere Verletzungen zuzog und die Tour nicht zu Ende fahren konnte.»


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