«Dieses Trainingslager ist für das Team von ausserordentlicher Bedeutung»

  09.07.2021 Sport, Interview

Das Fanionteam des FC Thun ist zurzeit zu Gast im Saanenland. Der «Anzeiger von Saanen» hatte Gelegenheit, mit dem Sportchef und dem Präsidenten zu sprechen.

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

Der FC Thun Berner Oberland spielt in der Challenge League, der zweithöchsten Schweizer Spielklasse. Seine Heimspiele finden in der Stockhorn Arena statt. Der markante Stockhorngipfel, 2190 m ü. M., besteht aus einer fast senkrecht aufgestellten Gesteinsplatte.

In Anlehnung an «senkrecht aufgestellt» drängt sich die folgende Frage auf: Wie aufgestellt ist die erste Mannschaft des FC Thun?
Dominik Albrecht (DA):
Ich habe das Gefühl, sie sei sehr gut aufgestellt. Das passt zum FC Thun. Man nimmt uns als positiven, bodenständigen, aufgestellten Klub wahr. So wollen wir auch wirken. Unser Kader ist aus jungen, hungrigen und motivierten Spielern zusammengesetzt. Integriert sind einige Spieler mit Erfahrung. Das sind aber nicht solche, die den fussballerischen Vorruhestand geniessen wollen. Sie alle haben noch Ambitionen und wollen Gas geben. Insofern passt der Vergleich mit dem Stockhorn ziemlich gut.

Welchen Einfluss hat die Corona-Krise?
Andres Gerber (AG):
Die Corona-Epidemie beeinflusste unsere Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen. Auf dem Fussballplatz geschah eigentlich nichts Aussergewöhnliches. Alle anderen Bereiche traf es umso härter. Sorgen bereitete uns der Zuschauerausfall, die Sicherheitsvorschriften, die finanzielle Situation mit der damit einhergehenden Bürokratie. Zudem mussten die Sponsoren vertröstet werden. Belastend sind im Weiteren viele Unsicherheiten und gewisse Zukunftsängste, zum Beispiel: Wie geht es weiter? Kommen die Zuschauer wieder? Bleiben die Sponsoren?
DA: Das Innenleben des ganzen Klubs war lahmgelegt. Wir konnten keine Mitarbeiteranlässe durchführen. Auf der Geschäftsstelle fehlte der Austausch und als Mannschaft konnten wir hinsichtlich Teamgeist auch nichts unternehmen. Letzteres wäre mit unserem neuen Trainer, einem neuen Staff und einigen neuen Spielern aber notwendig gewesen.

Welche Bedeutung hat das Trainingslager?
DA:
Gerade dieses Trainingslager ist für das Team von ausserordentlicher Bedeutung. Für den Zusammenhalt, miteinander etwas unternehmen zu können, sind die gemeinsamen Tage hier im Saanenland sehr wertvoll. Und wegen Corona tut es unheimlich gut, im Hotel Ermitage und beim FC Sarina derart gut aufgehoben zu sein.

Beeinflussen die Resultate der Fussballnationalmannschaft den Trainingsbetrieb und/ oder das Verhalten der Spieler?
AG:
Persönlich habe ich nicht den Eindruck, dass die Resultate des Nationalteams weder beim Staff noch bei den Spielern etwas verändern. Aber der Fussballsport an und für sich erhielt einen veränderten Stellenwert in der Bevölkerung. In der Schweiz ist es nicht so wie in Deutschland und Italien, wo der Fussball quasi über der Regierung steht. In unserem Land muss sich der Fussball seinen Status immer wieder von Neuem erkämpfen. Die Schweizer Mentalität ist dem Fussballsport gegenüber eher skeptisch eingestellt. Wenn die Nationalmannschaft positiv auffällt, merkt man, dass alle wieder etwas stolz sind, man ist mit dem Fussball wieder verbunden. Von diesem positiven Wandel profitieren wir als Fussballklub natürlich auch.
DA: In der Mannschaft ist das Abschneiden des Nationalteams allerdings nicht das grosse Thema. Selbstverständlich schauen wir die EM-Spiele. Möglich, dass der Trainer einige Impulse aus dem einen oder anderen Spiel gewinnen konnte.

Wie geht es nach dem Trainingslager weiter?
DA:
In dieser Woche wird täglich trainiert. Am Samstag folgt ein Testspiel gegen den FC Xamax-Neuenburg. Danach erhalten die Spieler anderthalb Tage frei. Bis zum Saisonstart am 23. Juli 2021 folgen dann weitere Trainingseinheiten und eine abschliessende Standortbestimmung in einem Spiel gegen die Grasshoppers Zürich (GC). Die letzten Tage vor dem Start in die neue Saison werden für alle Beteiligten spannend, vor allem aber für die Spieler, denn alle werden nicht zum Ernsteinsatz kommen.
AG: Die Vorfreude, aber auch die Spannung sind spürbar. Als ehemaliger Spieler kann ich mich sehr gut in die Spieler hineindenken. Ich kenne das beklemmende Gefühl – spiele ich oder spiele ich nicht – aus eigener Erfahrung.

Was gefällt dem FC Thun besonders im Saanenland?
AG:
Im Hotel Ermitage werden wir verwöhnt und sind allerbestens aufgehoben. Die Trainingsbedingungen auf dem Fussballplatz Schützebode sind ausgezeichnet.
DA: Ausserhalb unseres Fussballbusiness freuen wir uns an der Bergwelt, die zum FC Thun gut passt. Es wäre ja grotesk, wenn wir irgendwo am Meer unsere Zelte aufgeschlagen hätten! Das Saanenland bietet viele Möglichkeiten für Ausflüge und ist zudem reich an Sehenswürdigkeiten. Extrem wertvoll ist die Verbundenheit mit der Region. Diese Identifikation überträgt sich auch auf unsere Multikulti-Mannschaft.
AG: (mit einem wirklich präsidialen Lächeln im Gesicht) Die Region gefällt mir sehr, es ist so eine liebliche Gegend!


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote