Die «Corona-Generation» hat den Herausforderungen getrotzt

  06.07.2021 Gstaad, Schule

Coronabedingt war die diesjährige Maturafeier des Gymnasiums Interlaken erneut nicht öffentlich, aber das tat der Freude keinen Abbruch. Alle zur Maturaprüfung angetretenen Maturandinnen und Maturanden der ersten «Corona-Generation» haben trotz erschwerter Bedingungen bestanden.

ANITA MOSER
Während 2020 coronabedingt keine Maturaprüfungen stattfinden konnten, durften in diesem Jahr die Abschlussprüfungen der Gymnasien in der ganzen Schweiz durchgeführt werden. Erfreulicherweise haben alle 58 Maturandinnen und Maturanden des Gymnasiums Interlaken – darunter auch elf junge Frauen und Männer des Gymnasiums in Gstaad – bestanden. Und das unter erschwerten Bedingungen, wie Rektorin Andrea Iseli am vergangenen Freitagabend an der Maturitätsfeier im Kursaal in Interlaken betonte. «Ihre Generation wird wahrscheinlich als ‹Corona-Generation› in die Geschichtsbücher eingehen. Sie haben die letzten eineinhalb Jahre unter belastenden Bedingungen absolviert. Zunächst im Lockdown, dann zwischen Plexiglaswänden und schliesslich hinter der Maske. Und Sie mussten über sich ergehen lassen, dass alle Anlässe, die den Schulalltag bereichern - Volleyevent, Unihockeyturnier, Optionswochen, Studienreisen und vieles mehr – abgesagt werden mussten. Selbst der Chor durfte nicht mehr proben und auftreten und Theateraufführungen wurden verschoben», sagte sie und schob mit einem Augenzwinkern nach: «Und jetzt müssen Sie auch noch auf den Fussball-EM-Viertelfinal verzichten …»

Selbstbewusst in die Zukunft gehen
Das Maturazeugnis bestätige amtlich, dass die jungen Leute bereit seien auszufliegen, das schützende Vogel-, Schul-, Elternhaus teilweise oder ganz zu verlassen in Richtung Erwachsenenleben, so die Rektorin. «Wann und wie auch immer Sie sich entscheiden loszuziehen – Sie sind bereit. Nicht nur dank des breiten fachspezifischen Wissens, sondern auch dank des Wissens und der Erfahrung, wie Frage- und Problemstellungen angegangen werden können, um zu einer fundierten Antwort und Lösung zu kommen. Zudem haben Sie gelernt, sich nicht durch ständig wechselnde Umstände ablenken zu lassen, sondern beharrlich Ihre Ziele zu verfolgen. Ihre Fähigkeit zum selbstständig Denken, zum selbstständig Arbeiten, Ihre Kritikfähigkeit und Kreativität und vor allem auch Ihr Durchhaltevermögen, das Sie am Gymnasium bewiesen haben, all dies erlaubt Ihnen, selbstbewusst in die Zukunft zu gehen.» Für sie sei es beeindruckend gewesen mitzuerleben, wie selbstverständlich sich die jungen Menschen an die Beschränkungen gehalten hätten. Sie hoffe sehr, so die Rektorin, «dass die künftigen Geschichtsbücher nicht das, worauf Sie verzichten mussten, hervorheben, sondern Ihre Solidarität mit älteren und kranken Menschen honorieren werden!» Und sie hoffe ebenfalls sehr, dass sie mit dieser Wertschätzung, die sie verdient hätten, nicht warten müssten, bis diese Geschichtsbücher erscheinen.

Aus eigenen Misserfolgen lernen …
Festredner war der bekannte Schriftsteller Sunil Mann, geboren 1972 im Berner Oberland als Sohn indischer Einwanderer. Und er hat vor exakt 30 Jahren die Matura in Interlaken abgelegt – in der Parallelklasse von Christoph Däpp, seines Zeichens Schulleiter der Abteilung in Gstaad. «Er hat es verstanden, den Maturandinnen und Maturanden eine kurzweilige, brillant formulierte, also fesselnde Festrede mit auf ihren Weg zu geben», so Christoph Däpp. Das Fazit der Festrede: «Haben wir den Mut zu scheitern, denn aus eigenen Misserfolgen können wir sehr viel lernen!» Sunil Mann spricht aus Erfahrung. Der Autor und Gewinner von mehreren Buchpreisen hat in Zürich Psychologie und Germanistik studiert und gemäss eigenen Aussagen «beide Studiengänge erfolgreich abgebrochen».

https://www.sunilmann.ch


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