Ein tragbarer Verlust und grosse Herausforderungen

  27.07.2021 Gstaad, Politik, Saanen

Die Bergbahnen Destination Gstaad AG ist im Geschäftsjahr 2020/21 relativ glimpflich davongekommen. Der Verlust beläuft sich auf rund 700000 Franken.

Nach dem überraschenden Betriebsschluss im März 2020 stand der Verwaltungsrat vor einer grossen Herausforderung. In Anbetracht der unsicheren Zukunft sah sich der Verwaltungsrat gezwungen, nicht angefangene Investitionen zurückzustellen und strikte Vorgaben einzuführen, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern. «So überraschend der Lockdown gekommen war, so überraschend kamen dann im Juni die landesinternen Lockerungen durch den Bundesrat», schreibt Verwaltungsratspräsident Heinz Brand im Geschäftsbericht. Viele Schweizerinnen und Schweizer entdeckten die Schweiz, was der BDG eine erfreuliche Sommersaison 2020 bescherte.

Im Gegensatz zu den benachbarten Ländern konnten die Anlagen im Winter 2020/21 unter Einhaltung von «rigorosen Sicherheitsmassnahmen» öffnen. «Die BDG trägt die Verantwortung für knapp 300 Mitarbeitende und ihre Familien sowie für die Wertschöpfung als Zahnrad in der Region», so Brand.

Strategie 2021–2030 mit grossen Bauvorhaben
Die Strategie aus dem Jahr 2016 wurde überarbeitet und soll von 2021 bis ins Jahr 2030 führen. Es sollen vermehrt Ganzjahresstellen geschaffen werden, um einerseits die Einkommen für die Mitarbeitenden zu sichern und anderseits die Kontinuität und Qualität im Betrieb zu steigern, wie Heinz Brand schreibt. Neue Investitionen sollen möglichst CO2-neutral sein oder durch geeignete Massnahmen kompensiert werden können. «Wir stehen zu Qualitäts- und nicht zu Massentourismus.» Der Sommertourismus soll einen höheren Stellenwert bekommen und weiterentwickelt werden. «So können wir auch die Grüne Saison positiv ausbauen.»

Mit Weitblick will die BDG die Weichen für die Zukunft stellen. Sechs Überbauungsordnungen seien in Bearbeitung: der Schlittelweg Eggli mit Beschneiung und Wassertransportleitung, der Neubau der Transportanlage Horneggli bis auf den Hornberg, die neue Hornbergsesselbahn bis auf die Horefluh, die Erweiterung des Speichersees auf dem Hornberg und im Parwengen, die Verbesserung der Beschneiung Videmanette, Pra-Cluen, Eggli und die raumplanerische Sicherstellung des Bahntrassees auf den Rinderberg und die Wispile. «Für den Sommer stehen ganz speziell die Berge Rinderberg, Hornberg, Horneggli und Wispile mit den nötigen Inszenierungen im Fokus.»

Ausblick auf das aktuelle Geschäftsjahr
Die vor fünf Jahren festgelegte Destinationsstrategie mit dem Fokus der Stärkung des Schweizer Gastes habe sich während dieser Krise ausgezahlt, schreibt Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG AG. In den letzten fünf Jahren vor der Corona-Pandemie habe die Unternehmung über 70 Millionen Franken in die Leistungsentwicklung am Berg investiert. Nach strapaziösen Monaten sei für das kommende Geschäftsjahr 2021/2022 für einmal eine Verschnaufpause in der Investitionstätigkeit der Bergbahnunternehmung angesagt.

Die Kerninvestitionen fokussierten derzeit auf die Eggli-Lounge und die Überbauungsordnungen. «Mit diesen legen wir das raumplanerische Grundgerüst für zukünftige Investitionen», so In-Albon. Ein grosser Fokus liege derzeit auf der Planung für den Ersatz der Hornegglibahn auf den Hornberg. «Wir erhalten die Bewilligung nur, wenn wir das Parkplatzproblem im Winter gelöst haben. Hier sehen wir unseres Erachtens als einzige Option ein Parkhaus mit integrierter Talstation.» Betreffend die Investition für das Parking Schönried sei man mit der Gemeinde Saanen im Gespräch, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Damit könne verhindert werden, dass Schönried plötzlich keinen direkten Einstieg mehr in das Skigebiet habe. Ein Retrofit der Bahn sei aufgrund der neuen Seilbahnverordnung praktisch eine Sache der Unmöglichkeit.

Tragbarer Verlust
Die BDG ist im Geschäftsjahr 2020/21 relativ glimpflich davongekommen. Der Nettoerlös/Umsatz 2020/21 liegt mit 21,9 Millionen Franken 20 Prozent unter dem Geschäftsjahr 2018/19 (vor der Pandemie). Trotz erheblichem Rückgang in der Gastronomie und einer kleineren Einbusse in den Skierdays habe es die Unternehmung geschafft, sämtliche ordentliche Abschreibungen (ohne Auflösung von Reserven) zu tätigen. Der Verkehrsertrag ging gegenüber dem Vorjahr von 18,6 auf 16,1 Millionen Franken zurück. «Dank dem unverzüglich eingeleiteten Investitionsstopp, den Covid-Darlehen, einem strikten Kostenmanagement und der Kurzarbeitsentschädigung bestand zu keiner Zeit Gefahr, in einen Liquiditätsengpass zu geraten und der Verlust konnte auf einen tragbaren Betrag von 706’000 Franken eingedämmt werden», schreibt Matthias In-Albon.

106 Vollzeitstellen
In der Wintersaison beschäftigt die BDG inklusive der Teilzeit- und Aushilfsmitarbeitenden 279 Personen. In der Sommersaison wurde die Anzahl Mitarbeitende im Vergleich zu den Vorjahren reduziert auf 104 Personen. Dies entspricht, unter Berücksichtigung der Saisonalität, umgerechnet auf das gesamte Geschäftsjahr 106 Vollzeitstellen. Zudem bietet die BDG derzeit sechs Lehrstellen an.

PD/ANITA MOSER


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