Klammheimlich angemeldet – und nominiert!

  13.07.2021 Interview

Die gebürtige Saanerin Sonja Salzano Brand ist mit zwei anderen Kandidaten für die Wahl des besten Berufsbildners des Jahres in der Kategorie Restaurationsfachleute von GastroSuisse nominiert worden. Im Interview erzählt die Hotelière aus Unterseen, wie es dazu gekommen ist und was sie dazu bewegt, seit vielen Jahren mit Begeisterung Lernende im negativ behafteten Gastrobereich auszubilden.

MARTIN GURTNER-DUPERREX

Sonja Salzano Brand, wie fühlen Sie sich nach der Nominierung für die Wahl der besten Berufsbildnerin in der Kategorie Restaurationsfachleute?
Ich hätte das niemals erwartet, es ist eine riesige Überraschung! Ich fühle mich sehr geehrt, denn ich bilde seit 40 Jahren mit viel Begeisterung Lernende im Gastrobereich aus. Ich versuche, Leidenschaft für diesen schönen Beruf zu vermitteln und vorzuleben.

Wie ist die Nominierung zustande gekommen?
Unsere Lernende als Restaurationsfachfrau im dritten Lehrjahr hat mich ohne mein Wissen angemeldet. Mit einer Kollegin hat sie dafür klammheimlich ein Video im Betrieb gedreht. Über die Berufsschulen haben die Lernenden jedes Jahr schweizweit die Möglichkeit, ihre Ausbildner für die Nominierung anzumelden.

Was ist danach passiert?
Ich habe ein E-Mail von der Jury erhalten, indem ich erfuhr, dass ich nominiert worden bin. Vier Personen von GastroSuisse haben unseren Betrieb besucht und ein Interview geführt. Ein weiteres Team wird diese Woche zum Filmen und fürs Storytelling kommen.

Was bedeutet Ihnen die Nominierung?
Sehr viel, denn es ist eine wunderbare Gelegenheit, das Interesse der Jungen für die Gastronomie zu fördern und diese in ein positives Licht zu rücken. Man hat heutzutage Mühe, junge Leute für Berufe im Gastrogewerbe zu finden, da diese immer noch negativ behaftet sind und sogar als minderwertig betrachtet werden. Man ist nicht bloss «Serviertochter», sondern Gastgeberin, Psychologin, Weinkennerin, bietet professionellen Service … Das macht einfach Freude!

Welche positiven Seiten haben die Berufe im Gastrogewerbe?
Es ist ein superschöner Beruf, nach so vielen Jahren bin ich immer noch Feuer und Flamme dafür. Man hat unzählige Aufstiegsmöglichkeiten, kann auf der Hotelfachschule weiterstudieren oder Hoteldirektor werden, pflegt Kontakt zu Gästen aus der ganzen Welt und lernt neue Kulturen kennen. Und obwohl am Wochenende oft gearbeitet wird, gibt es während der Woche Zeit, Ski zu fahren oder einzukaufen, wenn es weniger voll ist.

Wie geht es weiter?
Wer schliesslich bester Berufsbildner des Jahres wird, werden wir am 6. September in Zürich erfahren. In meiner Kategorie stehen zwei Zürcher und ich als einzige Bernerin zur Wahl.


ZUR PERSON

Sonja Salzano Brand bezeichnet sich als «waschechte Saanenländerin». Sie wurde in Saanen geboren und ist im Grund aufgewachsen. Über den Service stieg sie ins Gastgewerbe ein und bildete sich durch die Wirteschule, einen Buchhaltungslehrgang und viele Kurse weiter. Seit 25 Jahren ist sie Prüfungsexepertin bei den Lehrabschlussprüfungen der Restaurationsfachleute. Nach einigen Jahren in Zermatt und im Engadin kaufte sie mit ihrem italienischen Ehemann das damalige Landhotel Golf in Interlaken-Unterseen. Dieses haben sie 2017 auf ihren Familiennamen umgetauft. Das Hotel verfügt über 60 Betten, welches ausschliesslich auf Individualgäste ausgerichtet ist. Ihren Gästen bieten sie ein einzigartiges Küchenkonzept an: eine naturnahe Erlebnisküche und klassische Gerichte, zudem einen schöner Wellnessbereich. Aus diesen Gründen haben sie das Pandemiejahr sehr gut überstanden.

MARTIN GURTNER-DUPERREX


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote