Mein erstes Beach

  09.07.2021 Sport, Gstaad, Event, Serie

Schluss mit meiner Nostalgie – endlich wieder eine Grossveranstaltung! Das Swatch Major Gstaad ist seit Wochen in aller Munde und meine Erwartungen deshalb umso höher. Denn als Praktikantin aus Deutschland kannte ich das internationale Beachvolleyballturnier bisher nur vom Hörensagen.

SOPHIA GRASSER

Quasi über Nacht wurde aus dem zentralen Eisbahnareal ein imposantes Beachvolleyballstadion aus dem Boden gestampft – das sogenannte «Gstaadion», wie man mir erklärt. Es müssen weit über 1000 Sitzplätze sein, auch ein separater VIP-Bereich lässt sich erahnen. Seit Anfang der Woche füllt sich nun die Promenade mit Gästen aus aller Welt. In Gstaad herrscht mehr denn je Multikulti. Die Partymusik und die Ansagen des Moderators während der Spiele hört man bereits von Weitem und erinnern mich an ein Volksfest oder einen Jahrmarkt. Ach ja, lang ist es her!

Ich darf die 21. Ausgabe des Swatch Major Gstaad miterleben. Auf Instagram habe ich bereits einige Fotos der vergangenen Jahre gesehen: Spieler, die mit vollem Körpereinsatz in den Sand hechten, jubelnde Massen und glückliche Sieger, welche die berüchtigten Kuhglocken in den Händen halten. Kuhglocken – eine kuriose Trophäe, die wiederum nicht passender sein könnte. Das diesjährige Swatch Major Gstaad läuft wohl ein bisschen anders ab, doch das schmälert meine Euphorie nicht im geringsten. Der tägliche Nasenabstrich zählt mittlerweile zu meiner Morgenroutine. Gemeinsam mit einigen Helferinnen und Helfern unterziehe ich mich dem Corona-Test. Trotz strikter Massnahmen, grösster Vorsicht und zahlreicher Formalitäten herrscht selbst im Testzentrum eine positive − glücklicherweise nur im übertragenen Sinne − und ausgelassene Stimmung. Den Saanerinnen und Saanern ist an zusehen, wie sehr sie das Beach vermisst haben. Mit meinem farbigen Armband, das mein negatives Ergebnis bestätigt, mache ich mich vom Test- respektive Sportzentrum auf in Richtung Center-Court.

Getrennte Eingänge für Helfer, Zuschauer und Spieler sowie weitere Kontrollen des Tickets und meines Armbands gewährleisten die Sicherheit auf dem gesamten Areal. Bei gutem Wetter kommt gleich das richtige Beachfeeling auf: sonnengebräunte Volleyballspieler und ringsherum Familien und Freundesgruppen, die gespannt den Match verfolgen. Die freie Sitzplatzwahl ermöglicht mir die beste Sicht auf das Spielfeld. Allerdings zählt das «Gstaadion» trotz Werktag bereits eine beachtliche Menge von Zuschauern. Wie gross der Ansturm wohl erst am Wochenende sein wird?

Ob aus der Schweiz, Brasilien oder Amerika – den Ansagen des Stadionsprechers zufolge ist keine Spielerin kleiner als 1,70 Meter, einige Herren überschreiten sogar die zwei Meter. Mit Wucht schmettern sie die Bälle über das Netz und ich bewundere die Kinder, die scheinbar furchtlos am Spielfeldrand die Bälle einsammeln und für den nächsten Aufschlag parat halten. Der Moderator animiert die Masse zu Gesang, Jubel und Bewegung − Jung und Alt folgen wie selbstverständlich den Anweisungen. Schwingende Fahnen repräsentieren die verschiedenen Nationalitäten, jedes Team findet Unterstützung. Die Lieder, die zwischen den Matchpunkten für wenige Sekunden eingespielt werden, sorgen für die extra Portion gute Laune und steigern die Spannung. Ich fiebere unentwegt mit und halte abwechselnd zu den deutschen und den Schweizer Teams. Die Maskottchen des Beachvolleyballturniers, Mus Muskulus und Minimus, reissen schliesslich auch die letzten Zuschauer wortwörtlich vom Hocker: Sie hüpfen durch das «Gstaadion», klatschen mit dem Publikum ab und begleiten die Sportler zu Beginn eines Matches auf das Spielfeld. Besonders die Kinder werden in den Bann der riesigen blauen Plüschtiere gezogen.

Während einer ruhigen Minute weckt der VIP-Bereich mein Interesse. Wer dort oben wohl gerade die exklusiven Vorzüge der Skylounge geniesst? Hin und wieder steigt mir der Geruch von heissen Pommes in die Nase. Die Zuschauer nutzen die Pause, um sich zu stärken und durch die Stände zu stö- bern, die Essen und Sportartikel anbieten. Mit einem Eis und einem Kaffee in der Hand lässt sich die Zeit zum nächsten Spiel problemlos überbrücken und die Nervosität gerade so aushalten.

Wie vom Wetterbericht bereits vorhergesagt, kündigen dunkle Wolken den nächsten Regenschauer an. Die Menge setzt sich in Bewegung – Schirme werden gezückt, Jacken übergeworfen oder ein Unterschlupf aufgesucht. Die Spieler trotzen dem schlechten Wetter und scheinen sich ausschliesslich auf den Match zu konzentrieren, als würden sie das Blitzen und Donnern überhaupt nicht registrieren. Nach jedem nervenaufreibenden Spieltag ist die Aufregung vor den nächsten Runden nur noch grösser – falls das überhaupt möglich ist. Welche Teams werden dieses Jahr die sechs Kuhglocken abräumen? Ich freue mich riesig auf das kommende Wochenende.


ZUR SERIE

Mein Entdeckerherz schlägt höher: Seit meiner Ankunft in der Schweiz bin ich immer wieder überrascht, was das Saanenland zu bieten hat. Da ich aus der Nähe von München komme, tauche ich zum ersten Mal in die Welt aus Gipfeln, Tälern und Bergdörfern ein und lasse mir natürlich keine Gelegenheit entgehen, jede Tradition hautnah zu erleben und jeden Fleck ausgiebig zu erkunden. Ich nehme Sie mit auf meine persönliche Reise.


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