Senioren und Kinder im Verkehr zu wenig sicher

  02.07.2021 Schweiz

Tag für Tag passieren auf Schweizer Strassen schwere Verkehrsunfälle. Letztes Jahr ist die Zahl der Unfalltoten gestiegen, ebenso jene der Schwerverletzten. Dabei zeigt sich: Seniorinnen und Senioren werden verhältnismässig oft schwer verletzt. Kinder verunfallen zwar seltener, doch in anderen Ländern Europas ist die Unfallbelastung bei den Jüngsten geringer als in der Schweiz. Das Sicherheitsbarometer 2021 der BFU bietet einen Überblick und zeigt, wo es zu handeln gilt.

Schwere Verkehrsunfälle gibt es in der Schweiz jeden Tag. Die Unfallstatistik sendet deutliche Warnsignale: Es gab im vergangenen Jahr gegenüber 2019 mehr Tote und mehr Schwerverletzte. Die Zahl der Getöteten stieg um 40 auf 227, jene der Schwerverletzten um 154 auf 3793. Besonders gefährdet sind auf Schweizer Strassen zum Beispiel Seniorinnen und Senioren. Dies und vieles mehr geht aus dem Sicherheitsbarometer 2021 der BFU hervor.

Während in allen anderen Altersgruppen in den letzten zehn Jahren ein Rückgang der schweren Personenschäden zu verzeichnen ist, haben sie bei Personen über 65 Jahren zugenommen – jedes Jahr im Durchschnitt um 1,2%. Allein letztes Jahr gab es in dieser Altersgruppe 97 Tote und 791 Schwerverletzte. Die meisten dieser Unfälle ereignen sich, wenn Seniorinnen und Senioren zu Fuss, mit dem Velo oder dem E-Bike unterwegs sind.

Mittelmässige Sicherheit für Kinder
Weiter weist das Sicherheitsbarometer 2021 darauf hin, dass Kinder auf Schweizer Strassen gefährdeter sind als anderswo. Figuriert die Schweiz bei den Erwachsenen unter den sichersten der untersuchten europäischen Länder, befindet sie sich bei den Kindern lediglich im Mittelfeld. Pro 1 Million Kinder sterben in der Schweiz jährlich 6,4 bei einem Verkehrsunfall. Norwegen (1,9) und Schweden (3,6) wie auch unser Nachbarland Italien (4,9) stehen deutlich besser da.

Besonders gefährdet sind Kinder hierzulande, wenn sie zu Fuss unterwegs sind. Mit zwölf Jahren ändert sich dies statistisch gesehen: Ab diesem Alter verletzen sich mehr Kinder auf dem Velo.

Schweiz darf nicht nachlassen
Für die BFU ist klar: Die Schweizer Politik, die Präventionsakteure sowie Bund, Kantone und Gemeinden als Strasseneigentümer dürfen in ihren Anstrengungen, den Strassenverkehr sicherer zu machen, nicht nachlassen. Sie müssen die bekannten Präventionsstrategien konsequent umsetzen.

Ein wirksames Instrument ist das Geschwindigkeitsregime. Die BFU setzt sich deshalb für eine konsequente Einführung von Tempo 30 innerorts ein, da sich damit mindestens ein Drittel der schweren Unfälle verhindern liesse. Profitieren würden insbesondere die am meisten gefährdeten Verkehrsteilnehmergruppen: die Seniorinnen und Senioren sowie alle, die zu Fuss gehen oder ein Velo oder E-Bike fahren. Auch die Sicherheit der Kinder steigt, wenn innerorts weniger schnell gefahren wird.

Grosses Sicherheitspotenzial haben zudem Fahrerassistenzsysteme, die in Notsituationen eingreifen. Für die BFU ist es unerlässlich, dass auch in der Schweiz künftig nur noch Neuwagen eine Zulassung erhalten, die über sicherheitsfördernde Assistenzsysteme verfügen. Auch die Fahrausbildung muss entsprechend weiterentwickelt werden.

Noch zu wenig genutzt wird zudem die präventive Wirkung von Polizeikontrollen. Die Kontrollerwartung der Fahrzeuglenkenden hinsichtlich Geschwindigkeit, Alkohol und Drogen ist noch zu tief. Hier ist eine ganzheitliche, auf die Unfallverhütung ausgerichtete Kontrollstrategie wünschenswert.

PD


SICHERHEITSBAROMETER DER BFU

Das Sicherheitsbarometer der BFU bewertet seit 2017 jährlich die Verkehrssicherheit in der Schweiz. Expertinnen und Experten der BFU beurteilen dazu statistische Veränderungen im Unfallgeschehen, verkehrspolitische Entwicklungen, die Umsetzung von Präventionsstrategien sowie von der BFU erhobene Sicherheitsindikatoren, etwa zum Verhalten der Verkehrsteilnehmenden. Auch der Vergleich mit der Verkehrssicherheit in anderen Ländern fliesst in die Bewertung ein.

PD


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