Festrednerin war die wohl jüngste Gemeinderätin aller Zeiten

  03.08.2021 Saanen

Die 1.-August-Feier fand statt dank trockenem Wetter am Abend. Gemeinderätin Patricia Matti hielt die Festrede.

BLANCA BURRI
«Patricia Matti ist die wohl jüngste Gemeinderätin, die Saanen je hatte», kündigte Niclas Baumer, Präsident der Dorforganisation Saanen, die Festrednerin an. Er bedankte sich bei ihr, dass sie sich der Herausforderung stellte. Denn es sei kein einfaches, eine Rede zu schreiben, geschweige denn, sie vor so viel Publikum zu halten. Die angesprochene Herausforderung, das Verlassen der Komfortzone, nahm die Gemeinderätin zum Thema ihrer Festansprache.

Saaner wagten viel
Sie habe Bammel gehabt vor dieser Festrede, eröffnete Patricia Matti ihrer Ansprache, die sie teilweise auf Englisch und Französisch hielt. Sie habe sich viele Gedanken über den Geburtstag der Eidgenosschenschaft, aber auch über das Saanenland gemacht. Sie hat sich auf die Geschichte des Saanenlands eingelassen. Diese zeichnete sie für die Zuhörer nach. Der Steuerrodel von 1312 sei einer der wichtigen schriftlichen Zeitdokumente. Daraus gehe hervor, dass das Saanenland damals rund 1000 Einwohner hatte und dass wie heute mehrheitlich Viehzucht betrieben wurde. Patricia Matti erzählte davon, wie die Saaner immer viel gewagt und sich peu à peu von den Greyerzern freigekauft hatten. Mit dem Bankrott des Greyerzer Grafen kam das Saanenland 1555 bekanntlich zu Bern. Matti sagte, dass die Saaner bereits 1571 mit Bern einen Vertrag ausgehandelt hätten, der ihnen viele der Freiheiten zurückgab, die sie bereits vor der Einverleibung in Bern hatten. Danach erzählte sie von den Anfängen des Tourismus, der durch den Bau der MOB-Bahn befeuert wurde.

Komfortzone verlassen und weiterkommen
Die jüngere Geschichte zeige immer wieder, dass im Saanenland ein Machergeist vorherrsche. Patricia Matti: «Menschen gehen über die Komfortzone hinaus, um das Saanenland und die Bevölkerung zu unterstützen und weiterzubringen.» Auch sie tue das immer wieder. Zum Beispiel habe sie vor zwei Jahren ihre eigene Firma im Bereich Architektur gegründet und sich vor einem Jahr als Gemeinderatskandidatin zur Verfügung gestellt. Sie wurde gewählt und hat ihre Arbeit am 1. Januar 2021 im Ressort Bauinspektorat und Raumplanung aufgenommen. Auch das sei mit vielen Herausforderungen verbunden, sie lerne viel Neues und könne so ihren Horizont erweitern. Sie gab das Statement ab, immer wieder über eigene Grenzen hinauszugehen, sich dadurch auf positive und negative Erlebnisse einzulassen. «Wir können daraus lernen und uns weiterentwickeln», schloss sie.

Endlich wieder Musik
Eröffnet wurde der Abend mit einem Umzug der Musikgesellschaft Gstaad vom Oberdorf zum Festplatz auf der Pfrundmatte unterhalb der Kirche Saanen. Ein feierliches Glockengeläut der Mauritiuskirche lockte zahlreiche Gäste auf den Festplatz, wo sie in den Genuss von heiteren und melancholischen Klängen der Musikgesellschaft Gstaad und der Ländlerformation «Silberhorn» kamen. Dirigent Dominik Ziörjen wie auch Oliver Marti von der Ländlerformation taten ihrer Freude, dass sie nun wieder vor Publikum spielen können, spontan kund. Nach der Festrede defilierte die Musikgesellschaft gefolgt von Laternenund Fackelträgern zum lodernden Feuer bei der Campingstrasse, wo auch Raketen gezündet werden durften.

Durchführung stand auf der Kippe
Wegen des nasskalten Wetters stand die Durchführung der diesjährigen 1.-August-Feier auf der Kippe. Da die Prognosen für den Abend eine trockene Witterung prophezeiten, wagte die Dorforganisation die Durchführung. «Wir wurden für unseren Mut belohnt», zieht Niclas Baumer ein freudiges Fazit. Die Feier wurde von zahlreichen Einheimischen und Gästen besucht. Dem trug Niclas Baumer mit einer viersprachigen Begrüssung Rechnung. Auf dem Festareal und während des Umzugs galt die Maskenpflicht. Wohl aufgrund des Wetters waren auffallend wenige Trachten zu sehen.

Video: https://tinyurl.com/65k5xxak

WEITERE 1.-AUGUST-FEIERLICHKEITEN
AUF DEN SEITEN 3 UND 8/9


GUY PARMELIN AUF DEM GLACIER 3000

Für die 1.-August-Ansprache am Fernsehen wählte Bundespräsident Guy Parmelin den Glacier 3000 in seinem Heimatkanton Waadt. Er sei im Herzen des Diableretsmassives nah an seinen Wurzeln. Er erklärte den Zuschauern, dass man von dort aus in alle Himmelsrichtungen, zum Beispiel in die Kantone Bern und Wallis, sehe. Er sehe auch zum Ursprung der Saane, welche die Romandie mit der Deutschschweiz verbinde. Das bedeute andere Sprachen, Mentalitäten, aber immer ein und dasselbe Land.

Er rief in seiner Rede zu Solidarität auf: «Nur wenn wir uns als Team verstehen, in dem sich jeder für den anderen einsetzt, wird es unserem Land gelingen, die Herausforderungen zu meistern. Wie eine Seilschaft hier in den Bergen, die einen Gipfel bezwingen will.»

BLANCA BURRI


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