Bergwandern: Viele überschätzen ihre Fitness und Trittsicherheit

  03.09.2021 Schweiz

Selbstüberschätzung ist eine der Hauptursachen für Wanderunfälle. Wie verbreitet dieses Problem ist, bestätigt nun ein Selbsttest der BFU, den mehr als 32000 Wanderinnen und Wanderer absolviert haben. Geht es um Trittsicherheit und Fitness, hat jeweils rund die Hälfte der Teilnehmenden ein zu vorteilhaftes Bild von sich. Viele laufen somit Gefahr, zu anspruchsvolle Bergwanderwege zu wählen – die Kampagne der BFU und der Schweizer Wanderwege gibt Gegensteuer.

Jedes Jahr ziehen sich beim Wandern und Bergwandern rund 5000 in der Schweiz wohnhafte Personen mittelschwere oder schwere Verletzungen zu. Für Bergwanderungen sollte man trittsicher, schwindelfrei und fit sein. Selbstüberschätzung in einem dieser Bereiche erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen zu schwierigen und somit für einen selbst risikoreichen Bergwanderweg auszuwählen. Ein Selbsttest der BFU hat nun bestätigt, dass Selbstüberschätzung weit verbreitet ist. Der Test umfasst unter anderem Fragen zur Fitness und Trittsicherheit; dazu enthält er praktische Übungen, um die eigene Einschätzung zu überprüfen.

Von den mehr als 32’000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Jahr 2020 ist gemäss den Testresultaten rund jede zweite Person körperlich weniger fit, als sie sich einschätzte. Ebenfalls knapp die Hälfte schätzt die eigene Fitness korrekt ein. Fitter als gedacht sind nur sehr wenige. Die Selbstüberschätzung ist sogar noch etwas stärker verbreitet, wenn es um die Trittsicherheit geht.

Auf dem gewählten Wanderweg überfordert
«Meist wirkt sich eine Wanderung positiv auf die Gesundheit aus, doch es kommt immer wieder vor, dass Wandernde sich überfordern», sagt Monique Walter, Bergwander-Expertin der BFU. «Dass die Fähigkeiten der Wandernden oft nicht zu den Anforderungen des gewählten Wanderwegs passen, wurde auch in der Bergwanderstudie der BFU ausgewiesen. Die Auswertung des Selbsttests hat dies nun bestätigt», so Walter. Bei Überforderung könne es beispielsweise wegen Ermüdung zu Stürzen und Abstürzen kommen. Die BFU und die Schweizer Wanderwege geben mit der Präventionskampagne sicher-bergwandern.ch Gegensteuer, indem sie für die Anforderungen von Bergwanderwegen sensibilisieren unter dem Motto: Bergwandern ist kein Spaziergang.

Pandemie-Effekt bei tödlichen Unfällen
Immer wieder enden Wanderunfälle tödlich: Vergangenes Jahr verloren 55 Wanderinnen und Wanderer in der Schweiz ihr Leben. Diese Zahl liegt knapp über dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019 (mit durchschnittlich 52 tödlichen Unfällen). Allerdings entfielen 2020 weniger tödliche Unfälle auf ausländische Gäste als sonst: Unter ihnen gab es drei tödlich Verunfallte gegenüber elf in einem durchschnittlichen Jahr. Dies ist auf Reiserestriktionen zurückzuführen und somit eine Auswirkung der Covid-19-Pandemie.

Die wichtigsten Tipps für Bergwanderungen
Wanderung sorgfältig planen Schwierigkeit (Wegkategorie) und körperliche Anforderungen, Zeitbedarf, Fähigkeiten der Wandergruppe, Wegverhältnisse und Wetter berücksichtigen. Wer allein unterwegs ist, informiert eine Drittperson.
Passende Ausrüstung wählen
Feste Wanderschuhe mit griffigem Profil, warme und wetterfeste Kleidung, Sonnenschutz, Karte, Proviant, Notfallapotheke und Mobiltelefon sind immer dabei.
Unterwegs aufmerksam bleiben
Regelmässig Pause machen, trinken und essen. Zeitplan, Wetter, Wegverhältnisse und Verfassung der Wandergruppe beobachten. Im Zweifelsfall rechtzeitig umkehren oder eine Alternativroute wählen.

PD


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