Hohe Spitalauslastung, Zertifikatspflicht und Testwesen

  17.09.2021 Coronavirus

Die Zertifikatspflicht fordert sowohl von Kirchen, Kinos und Restaurants als auch von Testinfrastrukturen einiges. Das Spital Zweisimmen läuft auch neben Corona auf Hochtouren.

JENNY STERCHI
Die von der Zertifikatspflicht betroffenen Einrichtungen haben erste Erfahrungen in der Handhabung mit dieser neuen Auflage gemacht.

Auslastung im Spital Zweisimmen
«Die Situation ist in den vergangenen Wochen sehr volatil», beschreibt Marie-Anne Perrot, stellvertretende Leiterin für Kommunikation der Spital STS AG, die Situation in den Spitälern Thun und Zweisimmen. Den Spitalbetrieb zu planen, sei zu jeder Zeit herausfordernd. Die Pandemie habe diese Herausforderung noch ein wenig wachsen lassen. «Wenn wir die derzeitige Auslastung des Spitals in Zweisimmen beschreiben, ist es wichtig zu wissen, dass es sich dabei um eine Momentaufnahme handelt», betont Perrot und fügt dann hinzu: «Derzeit ist in Zweisimmen ein Patient mit Covid-Erkrankung hospitalisiert. Es waren in den vergangenen Wochen aber auch schon vier.» Dies sei im Gesamtbetrieb gut zu bewältigen. «Allerdings ist das Spital Zweisimmen momentan anderweitig auch sehr gut ausgelastet. Der Druck, der sich jederzeit verstärken kann, besteht demnach.»

Die Überlastung eines Spitals kündigt sich demnach nicht Tage oder Wochen vorher an, sie kann den Erläuterungen Perrots zufolge plötzlich auftreten.

Aufbau neuer Testkapazitäten
In der Abstrichstelle des Spitals Zweisimmen ist derzeit eine Zunahme der Anzahl Testwilliger mit Symptomen zu beobachten.

Gstaad Saanenland Tourismus hat in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Saanen auf dem Kinoparkplatz in Gstaad ein regionales öffentliches Testzentrum eröffnet, das seit letztem Montag in Betrieb ist (siehe Inserat). Da sich das Angebot noch im Aufbau befindet, werden die Öffnungszeiten derzeit fortlaufend geändert. Grundsätzlich kann sich im Moment jeder Schweizer Bürger mit seiner Krankenkassenkarte gratis und mit Zertifikatsausstellung testen lassen. Für ausländische Gäste, die sich gern testen lassen möchten, ist der Test kostenpflichtig.

Zertifikatspflicht in Kirchen
Die reformierte Kirchgemeinde Saanen-Gsteig und die römisch-katholische Kirche Gstaad halten sich natürlich an die seit Montag geltenden Bestimmungen. Demnach tritt bei kirchlichen Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen die Zertifikatspflicht in Kraft. Für Gottesdienste und Veranstaltungen mit weniger als 50 Besuchenden ist der Zutritt ohne Zertifikat erlaubt. Die reformierte Kirchgemeinde Saanen-Gsteig nutzt die kirchlichen Mitteilungen (in dieser Zeitung), um auf allfällige Zutrittsbeschränkungen hinzuweisen. Bei grösseren Anlässen wie Trauungen, Beerdigungen oder Taufen werde die zu erwartende Besuchermenge vorgängig mit den beteiligten Familien besprochen, wie die reformierte Kirchgemeinde Saanen-Gsteig informierte. Für die Gottesdienste am Sonntag werde man die Erfahrungswerte der Pfarrpersonen zum Besucheraufkommen für die vorgängige Entscheidung, ob Zertifikatspflicht oder nicht, nutzen. Auch in der römisch-katholischen Kirche werde laut Kirchgemeinderat die Zertifikatspflicht ab 50 Personen eingehalten. Auch dort ist man sich der Notwendigkeit bewusst, gut zu planen und klar zu kommunizieren.

Klare Ansage im Kino Gstaad
Wie in der Verordnung festgehalten, gilt auch in den Kinos die Pflicht, ein gültiges Zertifikat vorzuweisen. Das Ciné-Theater Gstaad hat die Richtlinien aufbereitet und auf seiner Homepage veröffentlicht. Demnach ist der Kinobesuch für Gäste ab 16 Jahren mit gültigem Zertifikat möglich. Die unter 16-Jährigen benötigen keines. Die Masken und Kapazitätsbeschränkungen fallen indes weg.

Die Terrassen noch als Alternative
Die Zertifikatspflicht macht sich hier und da in den Restaurants der Region in den Gästezahlen bemerkbar. Nicht jeder möchte sich ein Zertifikat ausstellen lassen, um auswärts zu speisen. Derzeit bieten aber die Terrassen noch einen gangbaren Weg, um auch Gäste ohne Zertifikat bewirten zu können. «Wir merken schon, dass einige Besucher im Moment nicht zu uns ins Restaurant kommen», bemerkt Manfred Weilguni, Geschäftsführer des Hotels Landhaus in Saanen. «Sofern das Wetter noch ein wenig hilft, stehen die Plätze auf der Terrasse ohne Einschränkungen zur Verfügung. «Für uns ist die Zertifikatspflicht auf jeden Fall die bessere Variante als ein erneuter Lockdown», erklärt Weilguni. «Mit dieser Beschränkung haben wir in der Gastronomie meiner Ansicht nach Planungssicherheit für den Winter erhalten.»

In den Hotels hingegen werden keine Zertifikate von den Gästen gefordert, daher gilt dort weiterhin Maskenpflicht. «Da unsere Mitarbeiter sowohl mit Restaurant- als auch Hotelbetrieb in Berührung kommen, halten wir an der Maskenpflicht für unser Personal fest», erklärt Weilguni. Für die Restaurantbesucher bedeute die Zertifikatspflicht zugleich endlich wieder ein Gastronomieerlebnis ohne Maske und Abstandsregel. Und das schätzten die Gäste sehr.


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