Ja zur Ehe für alle

  17.09.2021 Leserbriefe

Antwort auf den Lesebrief von Erich von Siebenthal:

Mit grossem Interesse habe ich den Leserbrief vom Freitag, 10. September gelesen. Ich erlaube mir, in kurzgehaltener Form einige Argumentationen und Ansichten zu hinterfragen.

Schon gleich zu Beginn des Leserbriefes geriet ich ein erstes Mal ins Stocken: «Die Samenspende wird zum gesetzlichen Regelfall, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für die Kinder.» Nein, es handelt sich hierbei ganz einfach um den gleichen Zugang zur Samenbank für Frauenpaare, wie ihn heterosexuelle Paare bereits heute haben. Somit das, was die Vorlage bezwecken will, nämlich Gleichstellung. Laut Gesetz dürfen alle Kinder ab 18 Jahren die Identität ihres Samenspenders erfahren, sofern sie dies möchten.

Weiter argumentiert Erich von Siebenthal: «Ohne die Familie kann auf Dauer keine staatliche Gemeinschaft existieren.» Auch dem widerspreche ich. Fakt ist, dass verschiedenste Familienentwürfe und -modelle schon heute fester Bestandteil unserer Gesellschaft sind und immer häufiger werden. Dass die staatliche Gemeinschaft durch die diversen Formen von sogenannten Patchworkfamilien leidet, ist aus der Luft gegriffen und nicht belegt.

Das Hauptargument im Leserbrief scheint das Wohl der Kinder zu sein, welches nach der Meinung von Erich von Siebenthal mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen nicht mehr gewährleistet ist. Kinder und Jugendliche gleichgeschlechtlicher Eltern hätten demnach «früher oder später mit Identitätsproblemen» zu kämpfen. Woher nimmt Erich von Siebenthal diese Annahme? Für mich ist klar, dass Kinder an allererster Stelle emotionale Unterstützung, bedingungslose Zuneigung und einen starken Rückhalt von loyalen Bezugspersonen brauchen, ganz unabhängig von deren Geschlecht oder sexueller Orientierung.

Zudem ist es durch mehrere wissenschaftliche Studien erwiesen, dass gleichgeschlechtliche Paare ebenso gute Eltern sind wie heterosexuelle Paare.

Es ist höchste Zeit, dass wir die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare öffnen. Eine Annahme der Vorlage hätte eine grosse Signalwirkung für die Gesellschaft. Zusätzlich fördert sie die Akzeptanz von LGBT-Personen, wie Beispiele aus Dänemark, Schweden und den USA aufzeigen.

Darum ermuntere ich alle Stimmbürger/innen, unabhängig von deren sexuellen Orientierung, am 26. September zu einem überzeugendenden Ja zur «Ehe für Alle»-Vorlage.

NICOLAS ZÜRCHER, FEUTERSOEY


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