Nie mehr ohne …

  24.09.2021 Leserbriefe

Wer oder besser was steht eigentlich am anderen Ende des QR-Codes? Ich meine: Mein QR-Code wird gescannt und ich sende meine Daten … Ja, wohin denn? Wer ist denn der Empfänger? Diese Frage lässt sich vielleicht ganz einfach beantworten: «Tja, der Veranstalter. Das BAG. Die Regierung. Die Pharma. Oder vielleicht doch einer von diesen grusligen Algorithmen, die keiner versteht und die der Menschheit hilfreich zur Seite stehen sollen.

Folgende Situation war Auslöser für meine Grüblerei: Ich wollte eine Veranstaltung mit meiner Familie besuchen, zu der Unmengen von Menschen strömten. Vor dem Festgelände prangte unübersehbar ein Schild «Einlass nur mit Zertifikat über vollst. Impfung + ID …» Wir Erwachsenen waren vollständig geimpft und fühlten uns auf der sicheren Seite. Dummerweise hatte einer von uns seinen QR-Code nicht dabei. Weder auf dem Papier noch auf dem Smartphone gespeichert. Aber wir hatten ja den internationalen Impfausweis dabei, den wir uns extra hatten ausstellen lassen, damit wir gegebenenfalls auch im Ausland ohne Probleme überall rein- und durchkommen würden. In diesem, von der Weltgesundheitsorganisation ausgestellten Impfausweis sind alle wichtigen Eckpunkte vermerkt, wie auch beim QR-Code: Name, Geburtsdatum, sogar Adresse und natürlich die Daten der beiden Impfungen mit dem Ampullenetikett.

Wir wurden am Eingang freundlich vom Personal abgewiesen. Keine Chance. Wir fühlten uns wie vor den Kopf geschlagen und die Kinder waren enttäuscht quenglig über den geplatzten Ausflug. Und ich frage mich: Wie kann es möglich sein, dass ein international gültiges Dokument nicht aussagekräftig genug ist? Beziehungsweise weniger wert ist als ein QR-Code, den das blosse Auge noch nicht mal entschlüsseln, geschweige prüfen kann?

Um was geht es denn hier eigentlich? Ich dachte, man möchte die Ausbreitung eines Virus eindämmen (also Hygienemassnahmen) und seinen Körper vorsorglich schützen (also impfen). Dann müssten der Veranstalter und der Staat doch mit einer glaubwürdigen Dokumentation über eine vollständig vollzogene Impfung zufrieden sein.

Anscheinend liege ich falsch. Es geht offensichtlich nicht mehr darum, eine möglichst seuchenfreie Veranstaltung über die Bühne zu bringen. Sondern der besagte Empfänger interessiert sich für meinen Aufenthaltsort und Zeitpunkt und nebenbei vielleicht auch noch für meinen Gesundheitsstatus. Und … der Empfänger entzieht unserer Exekutive das Recht auf eigenständige Beurteilung und Entscheidung. Eine App prüft, ob jemand geimpft ist oder nicht. Nicht der Türsteher liest und entscheidet.

Und jetzt soll mir keiner mit dem Märchen kommen, dass ich kontaktiert und täglich per Telefon kontrolliert werde, weil nun vielleicht dummerweise doch einer von diesen weit über tausend Besuchern positiv war. Und man deshalb meine Daten für die Rückverfolgung bräuchte.

HANNA SCHWARTZ, SAANEN


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote