Wie viel macht die Zertifikatspflicht aus?

  15.10.2021 Coronavirus

Die Auswirkungen der Zertifikatspflicht werden auch in der Gastronomie und Hotellerie des Saanenlandes wahrgenommen. Das tatsächliche Ausmass der Einbussen ist unterschiedlich.

JENNY STERCHI
Mit dem Inkrafttreten der Zertifikatspflicht in Schweizer Restaurantbetrieben vor rund einem Monat wurden besonders für die Gastronomie starke Einbussen befürchtet. In den Medien klingen die Meldungen zum allfälligen Ausbleiben der Gäste sehr unterschiedlich. Während einerseits über Einbussen bis zu 30 Prozent geklagt wird, erscheint andererseits die Zertifikatspflicht als das weitaus kleinere Übel verglichen mit einer erneuten Schliessung.

Weniger Gäste
«Wir registrieren allgemein weniger externe Gäste», erklärt Christof Huber, Präsident des Hoteliervereins Gstaad Saanenland und selber Gastgeber im Hotel Gstaaderhof. «Wir haben das Glück, dass unsere Gastrokapazitäten durch den gut besuchten Hotelbetrieb zufriedenstellend ausgenutzt werden.» Hotelgäste müssten derzeit nicht zwingend ein Zertifikat vorweisen, allerdings betreffe das sehr wenige Gäste.

Besuchende ohne Zertifikat erhielten ihr Essen aufs Zimmer. So könne die räumliche Trennung sichergestellt werden. «Die Einbussen, die uns die Zertifikatspflicht einbringt, sind jedoch verglichen mit den Auswirkungen einer erneuten Schliessung des Restaurantbetriebes verkraftbar», fügt Huber an. «Ein kleines Trostpflaster ist die Tatsache, dass der Restaurantbesuch wieder attraktiver geworden ist, nachdem im Zuge der Zertifikatspflicht die Abstandsregeln mit Trennscheiben und dergleichen sowie die Maskenpflicht für den Gast weggefallen sind.» «Wir haben in den letzten vier Wochen keine enorme Abnahme bei den Gästezahlen beobachtet», sagt Tim Wetli, Vizedirektor im Hotel Arc-en-ciel in Gstaad. «Wir bemerken jedoch ein hohes Mass an Frustration bei vielen unserer Gäste, deren Zertifikat in der Schweiz noch nicht anerkannt wird.»

Akuter Personalmangel
Die Unsicherheit, die derzeit in der Gastrobranche herrscht, und weiter bestehende Massnahmen verschärfen die bereits vor der Pandemie angespannte Personalsituation. «Wir haben nicht genügend Personal», so tönt es im Bernerhof Gstaad und in verschiedenen anderen Restaurant- und Hotelbetrieben der Region. Die Zertifikatspflicht für die Gäste wirft die Frage nach Bedingungen an das Servicepersonal auf. «Testen lassen müssen sich die Angestellten in unserem Betrieb nicht. Da nicht alle geimpft sind, tragen wir und unsere Mitarbeitenden Masken», so die Auskunft aus dem Bernerhof Gstaad.

Dass die Situation sehr variabel ist, macht die zufriedenstellende Personalsituation im Hotel Are-en-ciel deutlich. «Im Augenblick haben wir keine unbesetzten Stellen und das bis in den Winter hinein», freut sich Wetli. Man habe die Suche, wie auch schon vor der Pandemie, auf den französischsprechenden Raum ausgeweitet und so immer sehr gut ausgebildetes Personal rekrutieren können. Ihr Team funktioniere sehr gut, was sich im solidarischen Maskentragen widerspiegle. «Gemäss Rechtsdienst der Gastrobranche sind geimpfte Servicemitarbeitende von der Maskenpflicht befreit», so Tim Wetli. Jedoch zeigten die geimpften Mitarbeitenden ein hohes Mass an Rücksichtnahme. Um Angehörige der Risikogruppe zu schützen und aus gegenseitigem Respekt, habe sich das Team auf das Tragen der Masken geeinigt.


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