Ein eindrückliches und sehr inniges Gedenkkonzert für Leonz Blunschi

  02.11.2021 Saanen, Kultur, Saanenland, Event, Kirche

Im Gedenken an Leonz Blunschi offerierte das Gstaad Menuhin Festival am Sonntag in der Kirche Saanen ein Konzert, ganz im Sinne ihres Jahrzehntelangen Mitträgers, Präsidenten und späteren Ehrenpräsidenten. Es war, als weilte er mittendrin.

LOTTE BRENNER
Trauer und Betroffenheit waren im Raum spürbar und trotzdem auch eine beschwingte Fröhlichkeit, die Zuversicht, dass in der Musik alles weiterlebt, was mit dem irdischen Dasein ein Ende nimmt. Musik überstrahlt alles Irdische und schlägt Brücken von Generation zu Generation. Das Gstaad Menuhin Festival & Academy beschreibt im Programm Leonz Blunschi als eine «Persönlichkeit von unglaublicher Energie, als Mann der weitreichenden Kontakte und des unbürokratischen Handelns, der es dem Festival ermöglichte, die Wende hin zur Moderne zu vollziehen, ohne die eigentliche Seele der Veranstaltung zu verlieren.» In diesem Sinne sprach auch der Präsident Aldo Kropf und wies darauf hin, dass Leonz Blunschi die Förderung junger Künstler stets ein besonderes Anliegen war.

Die Lebenspartnerin Liza Stettler bestätigte dies und schilderte, wie wichtig ihm die Musik und die Gespräche mit dem Intendanten Christoph Müller waren. Noch kurz vor seinem Tod habe er sich die Konzertübertragung mit dem Geiger Daniel Hope angehört. Dass er aber auch eine volkstümliche Seite hatte und sich vor allem in der Natur, beim Wandern und Picknicken wohlfühlte, gab sie dem Publikum ebenso mit.

In diesem Sinn setzte sich das Konzertprogramm sowohl aus volkstümlicher als auch aus klassischer Musik zusammen. Besonders schön war die Besetzung durch lauter junge Musikertalente – eben junge Künstler, deren Entwicklung Leonz Blunschi persönlich so sehr am Herzen lag.

Eine feierlich-bunte Abwechslung
Die Akkustik in der Kirche Saanen zeigte sich für das mehrstimmige, schlichte Alphorntrio von Fritz Frautschi und seinem Ensemble als geeignet. Der sonore, warme Naturklang füllte den Kirchenraum feierlich am Anfang und am Schluss des Konzerts mit dem Orchester der Menuhin Academy Solists. Es folgten das Cellokonzert C-Dur, Hob. Vllb;1 von Joseph Haydn und das Streichoktett B-Dur, op. posth. als Fassung für Streichorchester von Max Bruch.

Die Solocellistin Anastasia Kobekina, die bereits im Rahmen des Menuhin Festivals in den Konzerten der «Jeunes Etoiles» als bemerkenswertes Nachwuchstalent auftrat, bedankte sich für den wohlverdienten Applaus, den sie für die tolle Interpretation des Haydn-Konzerts erhielt, mit einer Komposition ihres Vaters für Cello und Tamburin. Letzteres spielte ihr Cellokollege aus dem Orchester der Academy mit feuriger Energie, der sie auf dem Cello keineswegs nachstand. Der tollkühne, übermütige Tanz endete, vom Temperament getrieben, fast ein wenig besessen in atemberaubender Virtuosität. Das war jugendliche Klasse mit Rasse.

Sich solistisch einordnen
An diesen Jungtalenten hätte Leonz Blunschi wirklich seine helle Freude gehabt. Jede Musikerin und jeder Musiker im Orchester kann solistisch auftreten. Es geht also nicht darum, einander auszustechen, sondern vielmehr, miteinander auf höchstem Niveau zu musizieren, gemeinsam zu brillieren. Anastasia Kobekina spielte ihre Solostimme im Haydn-Konzert musikalisch und feinfühlig, getragen vom Orchester, dessen Spiel sie mit sichtbarer Anerkennung physisch mitlebte. Musikalisch tiefgründende, spannende Kadenzen, die sich wunderbar ins Konzertthema einfügten, waren sehr bewundernswert.

Auch Oleg Kaskiv legte weder als Orchesterleiter noch als hervorragender Geigensolist einen Starauftritt hin. Es ist einfach wunderschön, wie er sein unbestritten solistisches Können in das Konzert einbindet. Das Werk von Max Bruch eignet sich sehr gut, um sich in verschiedene Instrumentalstimmen hineinzuhören. Es ist ein gelungenes Arrangement für ein Streichorchester. Das Konzert gibt zudem Einblick in die Musik eines Komponisten, den man zu Unrecht lange Zeit fast nur auf eines seiner drei Violinkonzerte hinunterreduzierte. Immerhin komponierte Bruch schon in jungen Jahren schönste Kammermusik, von welcher nun doch nach und nach etwas hervorgeholt wird.

So endete das Gedenkkonzert in jugendlicher Frische und voller musikalischer Rosinen – so wie Leonz Blunschi es liebte.


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