Fussabdruck

  09.11.2021 Lauenen

Bergführer André Oehrli ist im Sommer auf der Geltenalp auf einen Fussabdruck unbekannter Herkunft gestossen. Wer weiss mehr?

Es wird viel über den Fussabdruck geschrieben, vor allem über den ökologischen. Für den ökologischen Fussabdruck gibt es auch einen Rechner. Im Internet kann jede Person ihren ökologischen Fussabdruck selbst berechnen. Auffallend ist, dass der sogenannte zivilisierte oder entwickelte Mensch, im Gegensatz zu den Menschen in den Schwellenländern (Entwicklungsländern), den grössten Fussabdruck hinterlässt! Das heisst, dass die «Entwickelten» am meisten Umweltressourcen verbrauchen. Mit andern Worten – was als Entwicklung und Fortschritt angepriesen und gelobt wird, ist nichts anderes als der Anfang vom Ende. Oder bildlich: Der moderne Mensch entwickelt sich zum Trampeltier, weil er immer einen grösseren Fussabdruck hinterlässt.

Auch die Kühe hinterlassen ihren Fussabdruck, einerseits den ökologischen durch zugekauftes Kraftfutter und Ausstoss von schädlichen Gasen. Anderseits den sichtbaren Fussabdruck im steilen Gelände durch die sogenannten Kuhweglein, Saanedütsch: Tröije.

Von wem der Fussabdruck im Bild stammt, ist ungewiss. Ich habe ihn diesen Sommer auf der Gelten gefunden. Meinen Kollegen Gusti Oehrli, der seine Jugendsommer auf der Gelten verbrachte, habe ich gefragt, ob dieser Fussabdruck evtl. von seinem Urgrossvater Michi Annen stammen könnte. Wir waren uns einig, dass er noch einige Jahre früher in den Stein getreten worden war. Gusti, der fast alle Arten von Sportschuhen verkauft, konnte den Abdruck keinem seiner Modelle zuordnen. Vielleicht wissen alte Lauener oder ein Historiker mehr darüber?

Einen vergleichbaren Fussabdruck gibt es am Sanetschweg, auf ca. 1600m ü. M., den sogenannten «Pfaffentritt.» Dieser soll während der Reformation entstanden sein. Der Priester von Gsteig wurde ins Wallis vertrieben. Auf dem Weg zum Sanetsch hat er sich umgedreht, auf den Boden gestampft und gerufen: «Bis hierher und nicht weiter!» (mit der Reformation). Ob es daher stammt oder ob es Zufall ist, dass die Kantonsgrenze Bern / Wallis nur wenige hundert Meter oberhalb des Pfaffentritts verläuft, ist mir nicht bekannt. Geografisch gesehen müsste die Grenze über den Sanetschpass, fast vier Kilometer weiter südlich verlaufen.

So muss jeder selbst entscheiden wie gross sein Fussabdruck sein darf. Die Fussabdrücke, die in Stein gemeisselt (getreten) sind, sind wahrscheinlich nicht die schädlichsten.

ARMIN OEHRLI


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