Ist Gstaad Felsigen?

  05.11.2021 Gstaad, Kultur, Event

Philippe Daniel Ledermanns neuster Roman erzählt die Entwicklungsgeschichte von Felsigen – einem Dorf im Berner Oberland. Anhand einer Familiensaga erfährt der Leser, wie der Tourismus Land und Leute verändert hat. Vor einer Woche gab der Autor anlässlich der Buchvernissage im Kirchgemeindehaus Gstaad vertiefte Einblicke in seine Neukreation.

ÇETIN KÖKSAL
In den 1950er-Jahren taucht auf einmal ein gewisser Wil Leeman im Bergdorf Felsigen auf. Niemand kennt ihn, er spricht Englisch und sein Benehmen macht auf die Einheimischen einen aristokratischen Eindruck… «Was ist deine Motivation zu schreiben und wie findest du die Themen?», wollte Moderator Ruedi Grürig von seinem Freund wissen. Philippe Ledermann erklärte, dass seine Romane immer auf reellen Ereignissen beruhten und er aus persönlicher Betroffenheit oder speziellem Bezug zu einem Ort, einem Ereignis schreibe. Er habe immer schon gerne geschrieben, wobei seine Anfänge schwierig gewesen seien. Der mit zehn Jahren sorgfältig verfasste Liebesbrief an Romy Schneider habe leider seine Wirkung verfehlt. Später dann liessen sich seine Eltern nicht davon überzeugen, dass aus ihm ein berühmter Schriftsteller werden würde: «Die leben von der Hand in den Mund», war das Verdikt. Ihr Sprössling lernte einen bzw. zwei bodenständige Berufe und kam mit letzterem – von der Hand in den Mund – zu Ruhm und Ehre. Er wurde Zahnarzt und Implantologe.

Vorgeschichte, 46 Kapitel und ein Krimi
Ein 1914 datierter Vater-Sohn-Konflikt legt den Grundstein für die Familiengeschichte der Protagonisten von Felsigen. Autor Ledermann beleuchtet verschiedene Zeitabschnitte und die darin vorkommenden Ereignisse. 1955 taucht Wil Leeman auf, 1980 «liefert» ein Paar dringend benötigte Arbeitskräfte aus Osteuropa für betuchte Chaletbesitzer und macht sich des Menschenhandels schuldig. In der Mitte des Buches wird sogar eine schillernde Operndiva in ihrem Chalet am «Sonnenhang» ermordet – der Mord bleibt bis heute ungeklärt und die spannende Geschichte könnte laut Moderator Grürig auch für sich als eigenständiger Krimi gelesen werden. Die letzten Kapitel reichen bis in die aktuellste Gegenwart und thematisieren unter anderem auch Corona und seine Folgen für Felsigen. «Ist Felsigen nun Gstaad oder Gstaad Felsigen?», versuchte Ruedi Grürig erneut dem Autor zu entlocken. Verschmitzt bemerkte dieser nur, dass es auf jeden Fall ein gewisses Selbsterkennungspotential gebe. Nun, wer wissen will, ob er Felsiger geworden ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als das Buch zu lesen – viel Vergnügen!

«Felsigen, eine fesselnde Familiensaga aus dem Berner Oberland» von Philippe Daniel Ledermann, erschienen im Werd und Weber Verlag Thun.


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