Echte Weihnachtsbäume, aber selten aus dem Saanenland

  17.12.2021 Saanenland, Brauchtum

Die Weihnachtsbäume in den Stuben des Saanenlandes kommen aus ganz Europa: Erstklassware aus der Schweiz, Dänemark und dem Saanenland – nur selten sind sie künstlich.

BLANCA BURRI
Nur wenige Weihnachtsbäume aus unzerstörbarem Plastik liegen in den Verkaufsregalen der Landi in Gstaad. Einmal erworben, werden sie auf dem Estrich verstaut und jedes Jahr von dort in die Stube geholt und dekoriert. Doch im Saanenland machen sie keine Schule. «Künstliche Bäume sind im Saanenland die Ausnahme», sagt René Schopfer von Gartenbau Schopfer AG. Er selbst verkauft seit mehr als zehn Jahren Weihnachtsbäume und beobachtet eine stabile Verkaufszahl. Er verkauft pro Saison zwischen 150 bis 170 echte Nordmannbäume. Auch Mario Cairoli geht davon aus, dass nur in wenigen Haushalten künstliche Weihnachtsbäume stehen. Der Geschäftsführer der Landi Obersimmental-Saanenland sagt: «Wir verkaufen nur etwa zwanzig bis dreissig Plastikbäume pro Jahr.»

Bäume aus der Schweiz und Dänemark
Die grosse Mehrheit der Bäume ist also natürlich und echt. Doch woher stammen sie? «Rund 83 Prozent der 650 Bäume stammen aus der Schweiz, der kleine Rest aus der EU, vor allem aus Dänemark», erklärt Mario Cairoli. Die Schweizer Tannen seien zwar ein wenig teurer als jene aus Dänemark, doch das Unternehmen achte wenn immer möglich auf kurze Lieferketten.

Von den Weihnachtsbäumen der Firma Schopfer, welche auf dem Kapälliplatz den Besitzer wechseln, stammen die meisten aus Dänemark. René Schopfer begründet: «Als ich den Weihnachtsbaumverkauf von Wittwer Blumen übernahm, blieb ich deren Anbieter treu.» Das müsse nicht heissen, dass es immer so bleibe, aber im Moment sei es einfach so, denn er sei sehr zufrieden mit dem Lieferanten: «Die Tannen sind voluminös und gleichmässig geformt, das mögen viele Gstaader Gäste.»

Welche Grösse ist gefragt?
Auf dem Kapälliplatz sieht es momentan ein wenig aus wie in einem Jungwald. Kleinere und grössere Nordmanntannen stehen Ast an Ast zwischen dem Rialto und Gstaad Alive. Die Grösse der Bäume liegt zwischen 60cm bis 3m. Am beliebtesten sind mittelgrosse Bäume. Schopfer Gartenbau liefert auch Extragrössen für hohe Räume, für Kreisel oder Hotellobbys. «Diese beziehen wir bei einem Landwirt aus Allmendingen, die lesen wir dort selbst aus», führt er aus.

Baumfarm im Saanenland unrealistisch
Darauf angesprochen, ob eine Baumfarm auch im Saanenland möglich wäre, sagt René Schopfer: «Das habe ich mir auch überlegt und mich informiert. Ich bin zum Schluss gekommen, dass es heikel ist.» Das raue Klima sei für einen regelmässigen und schnellen Baumwuchs nicht ideal. Zudem fehle im Saanenland der Platz und das Knowhow. «Die Pflege ist recht aufwendig und es braucht ein grosses Fachwissen», ergänzt er.

Glühwein trinken und Baum aussuchen
Jede Familie hält es mit der Beschaffungstradition des Weihnachtsbaums anders. Manche holen ein feingliedriges Bäumchen mit dem Schlitten oder auf Ski aus dem eigenen Wald. Andere halten bei der Landi mit dem langjährigen Baumverkäufer Eugen Reichenbach einen Schwatz und packen den Dichtbenadelten anschliessend aufs Autodach. Dritte wiederum schlendern mit der ganzen Familie durch die Promenade, geniessen auf dem Kapälliplatz einen würzigen Punsch und lesen nebenher einen Baum aus. So oder so: Der Brauch eines geschmückten Weihnachtsbaums, unter dem die Weihnachtsgeschenke liegen, ist nach wie vor beliebt.

Video: https://tinyurl.com/2p8ba3ck


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