Im Spital Thun ist die Hälfte der Operationssäle geschlossen

  07.12.2021 Region

Das Spital Thun schlägt Alarm, das Spital stösst an seine Kapazitätsgrenzen. Die Intensivstation ist praktisch voll und täglich werden mehr Eintritte als Austritte verzeichnet. Die Leitung der Spital STS AG hat deshalb entschieden, die Hälfte aller Operationssäle bis auf Weiteres zu schliessen. Weil das Personal nach bald zwei Jahren Pandemie erschöpft sei, bringe das aber nur bedingt die gewünschte Entlastung. Die Spitalleitung ruft deshalb dringend zur gemeinsamen Bewältigung der Krise auf.

Wie die Spital STS AG in einer Mitteilung schreibt, hat die aktuelle Corona-Welle auch die Spital STS AG, zu welcher die Spitäler Thun und Zweisimmen gehören, voll erfasst. Im Spital Thun werden derzeit 31 Covid-Patientinnen und Patienten stationär behandelt, davon fünf auf der Intensivstation. In Zweisimmen sind im Moment vier Covid-Patient:innen hospitalisiert. Eine gesamte Bettenstation im Spital Thun sei zur isolierten Covid-Station umfunktioniert worden und quasi voll belegt.

Hinzu komme, dass seit einigen Wochen auch ein sehr hoher Anfall von Nicht-Covid-Patient:innen verzeichnet werde. «Viele Eintritte finden via Notfall statt, die bestehende Infrastruktur des Notfallzentrums ist derzeit so stark belastet, dass provisorisch andere Räumlichkeiten zu Warte- und Behandlungsorten umfunktioniert wurden.» Der Druck auf den Betrieb und das Personal sei gross, «praktisch täglich treten mehr Patient:innen ins Spital ein als aus dem Spital aus».

Das Personal fehlt für einen Ausbau der Kapazitäten
Auch auf der Intensivstation seien die Kapazitätsgrenzen fast erreicht. Aktuell könnten maximal neun Betten betrieben werden. Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten sei wegen fehlendem Personal nicht möglich – ein Problem, das auch viele andere Schweizer Spitäler bekunden. «Folglich sind auch Verlegungen in andere Krankenhäuser mittlerweile kaum noch möglich.»

Erschöpftes Personal
Bald zwei Jahre nach Beginn der Pandemie sehe sich die Spital STS AG mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert: «Der Wille und das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind weiterhin intakt, hingegen schwindet die mentale und körperliche Energie. Gleichzeitig beklagen wir immer wieder Personalausfälle wegen Isolation nach Ansteckung oder Quarantäne nach Kontakt.»

Operationen werden verschoben, Pflegestationen und Operationssäle geschlossen
Aus all diesen Gründen habe der Krisenstab der Spital STS AG bereits vor zwei Wochen begonnen, elektive Operationen – also geplante, nicht dringliche Eingriffe – zu drosseln und zu verschieben. Auch wurden schon gewisse Pflegeabteilungen geschlossen, um die Teams der Intensivstation, des Notfalls und der Covid-Station personell zu unterstützen. Leider verschärfe sich die Lage aber weiter. Um zu verhindern, dass das Versorgungssystem nicht mehr aufrechterhalten werden könne, habe die Spitalleitung entschieden, die Operationskapazitäten weiter zu reduzieren und vier von acht Operationssälen zu schliessen. «Die Grundversorgung kann dadurch eingeschränkt sichergestellt werden, ebenso die Notfallversorgung und dringende Operationen.»

Appell an Solidarität
Solidarität sei nun gefragt, schreibt die STS AG. «Die Bewältigung dieser Krise gelingt, wenn alle im Rahmen des Möglichen ihren Beitrag dazu leisten.» Die Spital STS AG selber setze alles daran, um die Versorgung im Rahmen des kantonalen Auftrags aufrechtzuerhalten. Man sei aber auf Unterstützung angewiesen:
• von den Alters- und Pflegeheimen sowie den Rehakliniken mit der pragmatischen Übernahme von Patientinnen und Patienten, die nicht mehr spitalbedürftig sind
• von den niedergelassenen Hausärzt:innen, die mithelfen, den Spitalnotfall zu entlasten, indem sie Hand bieten bei der Behandlung von nicht spitalbedürftigen Notfallpatient:innen
• von den Patient:innen, indem sie Verständnis haben, wenn ihre nicht dringlichen Operationen verschoben werden müssen
• von den Menschen im Versorgungsgebiet, in dem sie sich an die geltenden Schutzmassnahmen halten und ihre Kontakte reduzieren

Mehr Ungeimpfte als Geimpfte in Spitalpflege
Der grösste Teil der Covid-Patient:innen sei ungeimpft. «Wie wir wissen, nimmt der Schutz besonders bei Personen über 65 nach sechs Monaten ab, weshalb zuletzt auch vermehrt doppelt geimpfte Personen mit Covid-Infektion hospitalisiert wurden, zumeist mit mildem Verlauf.» Deshalb sei die Auffrischungsimpfung (Booster) zentral. «Auffällig und entscheidend ist aber, dass geimpfte Covid-Patient:innen ohne schwere Vorerkrankungen selten bis nie auf die Intensivstation verlegt werden mussten.» Das Risiko, sehr schwer an Covid-19 zu erkranken, werde mit der Impfung hochsignifikant reduziert. «Der beste Schutz gegen Covid-19 bleibt die Impfung», betont die Spitalleitung.

PD/ANITA MOSER


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