Gläserner Aufzug verbindet Alt und Neu

  02.12.2022 Nachbarschaft

Nach zweijähriger Bauzeit eröffnet das Museum des Paysd’Enhaut & Schweizer Scherenschnittzentrum in Château-d’Oex am 1. Dezember seine Tore. Ein gläserner Aufzug verbindet den gewagten Neubau mit dem alten Museum.

Es sei eine aufregende Bauzeit voller Unvorhergesehenem und Hindernisse gewesen, hiess es an der Pressekonferenz. Eine Woche nach Baustart vor zwei Jahren begann die Coronakrise, weshalb die Arbeiter ein Vielfaches des vereinbarten Lohnes verlangten. Zusätzlich versuchte eine Bürgerinitiative, wegen der zu fällenden Bäume und der Forderung nach einem Chaletbau den Neubau zu verhindern. Umso grösser ist jetzt die Freude bei den Verantwortlichen. «Es hat mehrere Jahre gedauert, dieses Projekt zu verwirklichen. Aber jetzt sind wir sehr stolz, die Eröffnung dieses neuen Kulturortes in Château-d’Oex feiern zu können», lässt sich Kurator Jean-Frédéric Henchoz in der entsprechenden Medienmitteilung zitieren. Bereits 2014 sei die Idee entstanden, ein Zentrum zur Förderung der Scherenschnittkunst zu errichten. Dies zusammen mit Scherenschnitt Schweiz, der einen Ort für die Lagerung seiner 600 Scherenschnitte und der 800 Bücher umfassenden Bibliothek suchte. Die Kosten für den Neubau werden auf «schätzungsweise vier Millionen Franken» beziffert.

«Typisch Schweiz»
So lautet kurz und einprägsam das Thema der 10. Schweizerischen Scherenschnitt-Ausstellung, die das Musée du Pays-d’Enhaut in Zusammenarbeit mit dem Verein Scherenschnitt Schweiz ab dem 1. Dezember in Château-d’Oex zeigt. Laut der Medienmitteilung lässt dieses Thema die Begriffe Heimat, Ursprünglichkeit und Echtheit ebenso zu wie Kreativität, Innovation und Mut. Und Mut habe es auch von der Jury gebraucht, um aus den fast 150 eingesandten Werken die besten 72 Scherenund Papierschnitte auszuwählen. Jurypräsidentin Dr. Felicitas Oehler schreibt im Jurybericht, dass neben der Einhaltung traditioneller Richtlinien die Innovation kein Muss, aber ein wichtiges Kriterium war. Die Ausstellung biete einen faszinierenden Querschnitt durch das heutige Schaffen mit Papier und Schere oder Messer.

100-jähriges Bestehen
Diese Jubiläumsausstellung wird im gewagten Neubau gezeigt, der unterstreicht, wie zeitlos die Tradition der Scherenschnitte ist – während sich das durch einen gläsernen Aufzug mit dem Neubau verbundene «alte» Musée du Pays-d’Enhaut mit Erfolg auf seine Atmosphäre und die Ausstrahlungskraft der vor allem bäuerlichen Tradition verlässt. Darin werden weiterhin die Dauerausstellungen beherbergt, welche den Traditionen und der Geschichte des Pays-d’Enhaut gewidmet sind. Der Rundgang über vier Etagen wurde mit audiovisuellen Elementen ausgestattet, um die Interaktivität mit den Besuchern zu erhöhen. Das Museum feiert nicht nur seinen neuen Standort, sondern auch sein 100-jähriges Bestehen.

Tagelöhner als Wegbereiter
Dass der in der ganzen Schweiz praktizierte Scherenschnitt ausgerechnet im Pays-d’Enhaut allgegenwärtig auf Tassen, Deckchen, Geschirr und Kleidung zu finden ist, geht vor allem auf den 1807 geborenen Johann Jakob Hauswirth zurück. Als herumziehender Knecht verschenkte oder tauschte er seine Scherenschnitte gegen Gefälligkeiten. Unentdeckt hingen sie dann in Bauernstuben, bevor sie zu begehrten Sammelobjekten wurden. PD/ULRICH RÜGER

Wiedereröffnung: Donnerstag, 1. Dezember
Einweihung: Freitag, 2. Dezember ab 17 Uhr
Tag der offenen Tür: Samstag, 3. Dezember


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