Gut beleuchtetes Soundspektakel

  08.05.2023 Kultur

Die neunte Ausgabe des Mad Muni Festivals war ein voller Erfolg. Ton und Licht sind Aufgaben zweier Herren, die seit 20 Jahren mit den Veranstaltern kooperieren und auch in diesem Jahr die Erwartungen erfüllten.

JENNY STERCHI
Das OK um Dominik Marti begann eine Woche vor Beginn des Mad Muni Festivals mit dem Einrichten des Festgeländes. Jeder wisse, was er wie zu erledigen habe und das steigere die Effizienz.

Herzensangelegenheit Mad Muni
«Früher waren zwei Wochen fürs Aufstellen und Einrichten nötig», erinnert sich Marti. Die OK-Mitglieder investieren in diesen Anlass, der ihnen eine Herzensangelegenheit geworden ist, eine Woche Ferien. Dass es das nicht nur für sie ist, erfuhren sie im letzten Jahr von vielen Besuchenden. «Viele kamen, freuten sich und dankten uns, dass wir es nach der Zwangspause wieder organisiert haben.» Grund genug, um auch dieses Jahr den «Stier wieder loszulassen».

«Die Wetterprognosen waren sehr variantenreich», sagte Marti, als am Freitag die letzten Handgriffe für den Festivalstart bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen getätigt wurden. «Die lokale Unterstützung für das Mad Muni Festival ist bemerkenswert», betont Dominik Marti während der finalen Vorbereitungen. «Wir dürfen jeweils Bühnenelemente des Gstaad Menuhin Festivals nutzen und die Gemeinde Saanen stellt uns den Festivalort zur Verfügung.» Nicht zuletzt seien natürlich auch die hiesigen Sponsoren enorm hilfreich.

Verschiedene Absichten
Der Vorverkauf der Festivaltickets sei ähnlich wie im letzten Jahr gelaufen. «Die echten Fans der Punkmusik kommen jeweils von weiter her, die meisten Einheimischen kommen, weil einfach mal was los ist und man sich hier trifft», weiss Dominik Marti und einige Besuchende bestätigten das. Und so feierten die einen am Samstagabend im voll besetzten Festzelt die Shows von «Heathcliff», «Insanity 61» und «Jerry and the final Thoughts», während andere das Spektakel von der Bar aus verfolgten. Bühnenlicht in verschiedenen Farben, Lichtstrahlen im Shownebel und bestens abgestimmter Sound schafften die passende Atmosphäre.

Der Ton macht die Musik
Wie an den vorhergehenden Festivalausgaben war Christof Bühler der verantwortliche Tonmeister am Mad Muni Festival. Mit anderthalb Tonnen Material – vor allem Lautsprecher und Mischpult – reiste er am Freitag an und stapelte auf der Bühne Lautsprecher auf Lautsprecher. Ein mächtiges Mischpult fand seinen Platz in der Mitte des Konzertzelts.

Beim Soundcheck suchte Bühler für jede einzelne Band nach der optimalen Einstellung. Die Instrumente und der Gesang wurden verstärkt und aufeinander abgestimmt. «Für den Wechsel von einer Band zur nächsten bleibt uns maximal eine halbe Stunde, um die Einstellungen gemäss Soundcheck zu finden», erklärt Christof Bühler und strahlt dabei. «Die Bands hier nutzen zum Glück alle das gleiche Schlagzeug. Wenn das umgebaut und wieder neu eingestellt werden müsste, wäre die halbe Stunde ziemlich knapp.»

Im rechten Licht
Während am Ton noch gefeilt wurde, sass Louis Senn ziemlich gelassen neben dem Mischpult. Dort nämlich hatte Senn als Beleuchter seine Kommandozentrale für sämtliche Lampen, Strahler, Spots und die Nebelmaschine – insgesamt 1200 Kilogramm Material – platziert.

Seit der ersten Ausgabe des Festivals ist er zuständig für die Lichteffekte auf der Mad-Muni-Bühne. «Die LED-Technologie hat uns Beleuchtern viele neue Möglichkeiten und den Veranstaltern eine erhebliche Stromersparnis eingebracht», weiss Louis Senn. «LEDs verbrauchen einen Bruchteil des Stroms, mit dem konventionelle Lampen früher zum Leuchten gebracht wurden. Ausserdem kann ich heute auf Knopfdruck die Farbe des Lichts ändern.» Anders als der Tonverantwortliche hatte Senn als Beleuchter keinen Testdurchlauf mit den Bands. «Ich muss spontan entscheiden, welche Lampen ich wie und wann leuchten lasse oder welcher der beste Zeitpunkt für den Einsatz der Nebelmaschine ist.» Wozu braucht es denn eigentlich den Nebel, die tanzende Zuschauermenge produziert ja in der Regel schon einen gewissen Dunst? «Mit dem Nebel werden Konturen des Lichtes sichtbar, er funktioniert quasi wie ein Träger.» Und mit einem Sprühstoss aus der Nebelmaschine entstehen im Licht bizarre Formen und farbige Wolken.

Weitere Impressionen folgen in der nächsten Ausgabe.


WUSSTEN SIE, DASS …

…jeder elektrische Anschluss auf einer Bühne einzeln abgesichert ist? Im Fall eines umgestürzten Getränks auf einem Lautsprecher oder einer Lichtanlage fällt so nur ein einzelnes Element auf der Bühne aus. Ist alles einer einzigen Hauptsicherung untergeordnet, fällt im gleichen Fall die gesamte Bühnentechnik aus.

…der Nebel aus Nebelmaschinen im besten Fall eine Mischung aus verdampftem destillierten Wasser und einer Alkoholverbindung ist? Daher gilt der Nebel aus professionellen Maschinen als unbedenklich. Billige Nebelmaschinen können jedoch Nebel produzieren, der Reizungen an Schleimhäuten und Atemwegen verursachen kann.

JENNY STERCHI


WER IST LOUIS SENN?
Louis Senn ist gelernter Elektromechaniker aus Kleindöttingen (Aargau). Bühnenlicht ist seine Berufung, der er seit 23 Jahren folgt und mit der er sein Geld verdient. Er betreibt ein eigenes Unternehmen namens Louis Light- & Eventdesign. Er ist Autodidakt, was Bühnenbeleuchtung betrifft, kennt die analoge Technologie, arrangiert sich jedoch mit der Digitalisierung und den heute gängigen Netzwerkverbindungen. Im Saanenland war er bereits 2001 zum ersten Mal als Beleuchter im Einsatz, damals am Slide Desaster und am High Fly, beides legendäre Anlässe der Wintersaison. Auch am Rock the village, dem Vorgänger des Mad Muni Festivals, sorgte er für das passende Licht. Er wird mitunter auch als Fehlersucher bei grösseren Festivals mit komplizierten technischen Installationen aufgeboten. 

Sein Tagesablauf verläuft eher azyklisch, wie er selber sagt. Sein Einsatz hauptsächlich an den Wochenenden und dazu bis spät in die Nacht komme ihm in seiner Natur als Nachtmensch jedoch sehr entgegen.

JENNY STERCHI


WER IST CHRISTOF BÜHLER?
Christof Bühler ist Mitinhaber der BSH-Audio GmbH in Himmelried (Solothurn). Dieses Unternehmen vermietet professionelle Soundtechnik für Konzerte und Festivals. Er hat die gesamte Soundanlage für das Mad Muni Festival installiert und wurde schliesslich an den beiden Konzertabenden von Thomas Baumgartner vom Schallhaus Musicstudio unterstützt. Auch Christof Bühler arbeitet seit rund 20 Jahren mit den Veranstaltern des Mad Muni Festivals. Es waren verschiedene Vorgängeranlässe, bei denen er lange vor dem ersten Mad Muni Festival schon für den richtigen Sound sorgte. «Wenn sich Veranstalter und Bühnentechniker lange kennen, wissen sie, was sie voneinander zu erwarten haben», erklärt Bühler diese dauerhafte Zusammenarbeit. Abläufe seien bekannt und jeder wisse um die Qualitäten des anderen. «Das macht die Arbeit angenehm.» Kaum waren Lautsprecher und Mischpult installiert, schwang sich Bühler aufs Velo und erkundete Lauenen. «Für morgen habe ich eine Route in Richtung Grischbach gefunden», freute er sich. Für ihn seien Velotouren die perfekte Ergänzung zum Soundauftrag.

JENNY STERCHI


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