Die Destination Gstaad geht nun bis Zweisimmen

  15.05.2023 Tourismus

An der 30. Hauptversammlung von Gstaad Saanenland Tourismus legten die Stimmberechtigten durch die Annahme einer Statutenänderung den Grundstein für die Integration von Zweisimmen Tourismus. Herausfordernd, aber doch geglückt: die Integration des Marketings.

SONJA WOLF
«Die Destination Gstaad erstreckt sich auf die Gemeindegebiete der Gemeinden Gsteig, Lauenen, Saanen und Zweisimmen.» So heisst es fortan in den Statuten von Gstaad Saanenland Tourismus (GST). Diese Statutenänderung wurde an der GST-Hauptversammlung vergangenen Donnerstag in der Mehrzweckhalle in Schönried von den anwesenden 90 Stimmberechtigten einstimmig angenommen. Damit wurde die Grundlage für die Gründung der Dorforganisation Zweisimmen und die vollständige Eingliederung in den GST gelegt.

Der Verein Zweisimmen Tourismus war bereits an seiner Hauptversammlung im Februar aufgelöst worden. «Als Nächstes steht die Gründungsversammlung der künftigen Dorforganisation Zweisimmen an, ein genauer Termin ist aber noch nicht definiert», informiert Tourismusdirektor Flurin Riedi im Anschluss an die Versammlung gegenüber dieser Zeitung.

Ein weiterer, eher symbolischer Schritt zur Einbindung der künftigen neuen Dorforganisation in den GST war die einstimmig angenommene Wahl des Zweisimmners Stefan Hofmann an der HV. Er wird ab dem neuen Geschäftsjahr in der Geschäftsprüfungskommission mitwirken. Und die Hauptversammlung 2024 des GST wird laut Präsident Oliver Waser aller Voraussicht nach in Zweisimmen abgehalten.

Ein erfolgreiches Geschäftsjahr
Doch zunächst blickte Tourismusdirektor Flurin Riedi vor einem Publikum von knapp 140 touristisch Interessierten auf ein intensives und erfolgreiches Geschäftsjahr 2021/22 zurück. Bei den Logiernächten konnte im Vergleich zum letzten Jahr ein leichtes Plus von 2,6 Prozent (insgesamt 1’267’526 Logiernächte) generiert werden – dies aber nur dank steigender Auslastung von Ferienwohnung, Gruppenunterkünften und Campingplätzen. In der Hotellerie dagegen sanken die Bettenkapazitäten und damit die Zahl der Logiernächte. Der Tourismusdirektor drückte für die Zukunft seine Hoffnung auf mehr Betten im Drei- und Viersternebereich aus.

Der Heimmarkt Schweiz ist gemessen an den generierten Logiernächten immer noch der bei Weitem wichtigste Markt für die Destination. Erfreulich sei gleichwohl, dass sich die Fernmärkte nach der Coronapandemie wieder erholten.

Den «goldenen Herbst» ausbauen
Sommer und Winter sind inzwischen sehr ausgeglichen. Vor allem im September und Oktober seien die Umsätze und Logiernächte massgeblich gesteigert worden. «Wir sind überzeugt, dass wir im goldenen Herbst noch Wachstumspotenzial haben und eine weitere positive Entwicklung verspüren», sagte Riedi. Mit einigen gezielten Angeboten und Marketingaktivitäten, wie beispielsweise dem Verkehr des Postautos zum Lauenensee bis Ende Oktober, soll dies erreicht werden.

Ausblick auf das neue Jahr
In einem Ausblick auf das Jahr 2023 sah Flurin Riedi den Sommer 23 ähnlich wie den Sommer 22 voraus – zwar mit einem leichten Rückgang von Schweizer Gästen, dafür aber einem Plus im Bereich der Fernmärkte, etwa dank dem neuen GoldenPass Express in Verbindung mit dem Glacier 3000. Für den Winter allerdings ging er davon aus, dass der Gast aufgrund seiner Erfahrungen mit den komplizierten Schneebedingungen des letzten Winters vor seiner nächsten Buchung wohl eher ein wenig «zuwarten» werde.

Gemeinsam den Tourismus voranbringen
Das Wichtigste für einen gut funktionierenden Tourismus sei das Produkt, betonte der Tourismusdirektor. An dieser Stelle lobte und verdankte er die herausragende Arbeit der Leistungsträger. Nicht umsonst figurieren die Leistungsträger der Destination in den verschiedensten nationalen und internationalen Rankings auf vorderen Plätzen.

Auch vonseiten des Gstaad Saanenland Tourismus (GST) sind jährlich viele Mitarbeitende im Einsatz, um dem Gast eine gut funktionierende Infrastruktur und Dienstleistungen zu bieten (siehe einige Zahlen im Kasten). Insgesamt waren es im letzten Geschäftsjahr 50 Mitarbeitende, was 32,6 Vollzeitstellen entspricht. «Aber auch ein schlagkräftiges Destinationsmarketing ist zentral», führte Riedi an.

Marketingintegration geglückt
Das Team des wieder in den GST integrierten Marketings durfte das Publikum erstmals kennenlernen. Die Leiterin Marketing und Verkauf Ariane Ludwig stellte ihre Mitarbeiter mitsamt ihren Aufgabengebieten einzeln vor (siehe Foto). Und auch Flurin Riedi thematisierte vor allem das Marketing bei der Präsentation der Jahresrechnung. Ein Vergleich mit vorhergehenden Jahren sei zwar nicht möglich, da das Geschäftsjahr des GST nach dem Beschluss in der letzten Hauptversammlung an das Kalenderjahr angepasst wurde und daher ein «Langjahr» mit 14 Monaten war. Gleichwohl erklärte er den relativ hohen Verlust von 41’000 Franken im Vergleich zum Unternehmensgewinn von rund 40’000 Franken im Vorjahr. Das Minus sei insbesondere auf die Integration des Marketings in den GST zurückzuführen, die bei der Budgetierung noch nicht bekannt war. «Wenn man aber bedenkt, dass wir im Jahr 2022 ohne Gemeindebeiträge auskommen mussten, ist das Resultat trotzdem sehr akzeptabel», resümierte Riedi. Allein beim Personalaufwand seien durch die Integration des Marketings 800 Stellenprozente hinzugekommen.

Neue Gesichter
Nach drei Jahren trat Prof. Dr. Hansruedi Müller an der Hauptversammlung aus dem Vorstand zurück. GST-Vizepräsident Richard Müller bedankte sich für seine Mitwirkung, wie zum Beispiel beim Prozess «Gstaad nachhaltiger» oder bei der Bildung des Destinationsrates mit den 30 wichtigsten Institutionen der Destination. An seine Stelle tritt Jürg Stettler, der das Institut für Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern leitet und den GST als Tourismusexperte auf strategischer Ebene unterstützen wird. Wiedergewählt in den Vorstand wurden Oliver Waser, Richard Müller und Konstanze Huber. Als neue Leiterin der Abteilung Guest Relations wurde Andrea Mende vorgestellt.

Zeitreise in vergangene Tage von Schönried und Saanenmöser
Gleichsam als Hommage an Schönried, den Austragungsort der diesjährigen Hauptversammlung, hatten sich die Organisatoren für einen amüsanten Abschluss entschieden: Die beiden Schönrieder Elsi Frautschi und Bruno Kernen präsentierten einige Porträts und heitere Geschichten von Zeitzeugen aus ihrem Bildband «Schönried & Saanenmöser in alten Ansichten».


DIGITALISIERUNGSOFFENSIVE ONLINE

Ronnie Oehrli, Leiter Digitalisierung und Innovation, referierte beispielsweise über die Fortschritte beim KIgestützten Chatbot namens Sarina, der regelmässig «trainiert» werden muss. Das heisst, das Team muss ihn mit allen möglichen Fragen und Antworten «füttern», damit er dem Gast korrekt antworten kann.

Auch wird gerade die Webseite neu gestaltet – dies in Zusammenarbeit mit den Destinationen Lenk und TALK. «Wir werden die ganze Infrastruktur der neuen Webseite gemeinsam auf den Weg bringen und bewirtschaften. Das ist vergleichbar mit der Organisation eines Konzertes: Bühne, Musikanlage, Beleuchtung usw. werden zusammen eingekauft, dann steht aber jeder Künstler individuell auf der Bühne», erklärte Oehrli das gemeinsame Konzept.

SONJA WOLF


EINIGE ZAHLEN AUS DEM VERGANGENEN GESCHÄFTSJAHR

– 13’381 investierte Stunden zum Unterhalt der Infrastrukturen (Langlaufloipen, Winterwanderwege, Spielplätze usw.)
– 81’070 Schalterkontakte
– 37’141 verkaufte Tickets
– 44’655 mal wurde die Gstaad Card ausgestellt, digital oder physisch. Interessanter Fakt dazu: 81% der Gstaad-Card-Besitzer nutzten den inkludierten ÖV, vor allem kürzere Strecken.

SONJA WOLF


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