Wer war Cobet?

  25.02.2022 Gstaad, Saanenland, Kunst

Der im letzten Jahr verstorbene Gstaader Hans-Konrad Bettler wird in einem eben erschienenen Gedenkband gewürdigt. Der Gstaader Willy Loosly erinnert sich gern an seinen Schulfreund Bettler, der später als Kunstmaler unter dem Künstlernamen Cobet wirkte.

Hans-Konrad Bettler starb im letzten Jahr. Seine Frau Kathryn Leder Bettler trug im Buch «Cobet» – so nannte er sich selber – sowohl seine Bilder als auch Stimmen einiger Wegbegleiter zusammen. Und schuf damit ein Andenken an ihn.

Ich durfte für das Vorwort des Buches Erinnerungen hervorholen und tauchte ein in die Zeit, in der wir als Schulfreunde einiges erlebten.

Bekleidung aus dem Bettlerhaus
Mitten im Dorf Gstaad stand früher ein schmales Holzhaus mit zwei Schaufenstern: Bekleidung Bettler-Hefti. Darin nicht nur währschafte Kleider für Mann und Frau, nein, auch die Fragen zum Bettler-Wettbewerb des Monats. Wir Kinder studierten, wie lang der Garnknäuel, wie gross die Anzahl Knöpfe, wie schwer die ausgestellten Lismernadeln und anderes wohl sein mögen. Der arme Hans-Konrad wurde von uns natürlich unter Druck gesetzt, die Zahlen herauszufinden und sie uns zu verraten. Er blieb unbestechlich.

Vom Kavaliersein
Und dann kam die erste Klasse im Rüttischulhaus, wo uns die von allen Buben angehimmelte Rosmarie Widmer unterrichtete. Sie wurde von allen mit «Du Lehreri» angesprochen. Nur ich fand das nicht anständig. Ich titulierte sie als «Fräulein Widmer» und Hans-Konrad schloss sich an.

Zum Geburtstag unserer Mitschülerin Hanneli Dürrenmatt luden uns ihre Eltern zu einer Schlittenfahrt nach Gsteig in den Bären ein. Das war damals noch möglich, bei schneebedeckter Strasse und wenig Verkehr im Winter. Ich wollte bei Hanneli Eindruck machen und setzte mich zum Kutscher auf den Bock. Ich fror und beneidete meinen Kameraden Hans-Konrad, der dicht neben ihr in wärmenden Fellen sass.

Textile Begeisterung an Olympia
Zur Zeit der Winterolympiade 1948 in St. Moritz strickten wohl alle Mütter im Saanenland rot-weisse Pullover und ein Käppi mit rotem Pompon oder einer Quaste. So, wie sie unsere Nationalmannschaft trug. Beflügelt rasten Hans-Konrad und ich – die «Cassegueules» (d’Schnurre verschlah) – die Wispile hinunter und legten eine geheime Abkürzung neben der Piste an, um so am Skirennen ein paar Sekunden zu gewinnen. Leider blieb mein Freund Hans-Konrad am Renntag mit einem Ski stecken und landete auf den hinteren Rängen.

Kinder, Kinder!
Da ich relativ weit über dem Dorf wohnte, kamen nur wenige Kameraden zu mir ins «Flüehli», aber Hans-Konrad nahm den Weg auf sich. Velos hatten wir ja erst für die Oberstufe im Ebnit. Vor dem Haus spielten wir Tennis. Flog der Ball über das Geländer in die Matte, holten wir uns diesen wieder. Aber schon tönte Marie Mülleners Stimme laut: «Usem Höuw, dir Soubuebe!»

In der Oberstufe hatten wir nur kurze Mittagszeit. Mir reichte es nicht, nach Hause zum Essen zu gehen. So durfte ich mich zu Bettlers an den Tisch setzen. Es gefiel mir, in so grosser Gesellschaft zu sein. Oben in seinem Zimmer setzte Hans-Konrad mit Stokys-Metallbauteilen Flugzeuge, Autos und Brücken zusammen. Alles fest verschraubt.

Bei den Pfadfindern waren Hans-Konrad und ich im Fähnli «Murmeli» zusammen. Und da ist noch eine Erinnerung an unser Glückspiel: Bescheiden setzten wir Ein- und Zweiräppler ein. Wir warfen sie gegen eine Wand. Wer mit seinem Wurf der Wand am nächsten kam, durfte alle Münzen schütteln und mit «Kopf oder Zahl» die entsprechenden für sich behalten.

Von Hans-Konrad Bettler zu Cobet
Nur noch die Lampe östlich am Bettlerhaus neben der Kantonalbank in Gstaad zeugt vom ehemaligen Kleidergeschäft, wo Hans-Konrad aufwuchs. Später widmete er sich über verschiedene berufliche Etappen schliesslich ganz der Malerei, Dabei liess er sich von Landschaften, Tavernen und Menschen aus der Bretagne, Provence, Griechenland und Nordafrika inspirieren. Seine Bilder sind geprägt von Lebensfreude und transportieren eine «stille Kraft», wie Weggefährte Rudi Bindella im Buch schreibt.

Jeweils an den Klassentreffen berichtete er uns von seinen Reisen und bevorstehenden Ausstellungen, so etwa bei Ilse Raaflaub in Saanen.

WILLY LOSSLI/AVS

«Cobet» bestellbar unter ISBN 978-3-907974-83-4


COBET

Am 25. Dezember 1940 wurde Hans-Konrad Bettler in Gstaad geboren, wo er auch seine Jugendjahre verbrachte. In Neuenburg besuchte er die École supérieure de commerce. Basel und Paris waren seine Studienorte. Als Leiter des Auslanddienstes im Radiostudio Bern lebte er einige Jahre in der Hauptstadt, wo er später als Gastwirt eines Cafés Hörspiele und andere Texte schrieb. Zu Beginn seines Malerlebens zog er nach Avegno im Tessin und blieb dort mehr als zwölf Jahre. Später richtete er sein Atelier in Staffelbach ein, bis er sich in Aarburg niederliess. Aarburg wurde sein Zuhause und seine Arbeitsstätte bis zu seinem Tod am 7. Januar 2021.

KATHRIN LEDER BETTLER


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