25 Jahre retten und bergen

  29.10.2021 Gstaad

Zwei Themen bestimmten die diesjährige Herbstversammlung des SAC Sektion Oldenhorn: Die Demissionierung des Rettungschefs Ueli Grundisch und eine reibungslose Energieversorgung der Geltenhütte.

SONJA WOLF
Eine Dankesrede kann schliesslich jeder bekommen für sein Engagement. Ein eigenes Theaterstück aber vielleicht nur einer: Ueli Grundisch.

Theatralische Verabschiedung
25 Jahre lang war Grundisch als Rettungschef beim SAC Sektion Oldenhorn, tätig und wurde an der Herbstversammlung der Sektion vergangenen Samstag feierlich – und eben theatralisch – verabschiedet.

Präsident André Oehrli ist auch im Organisationskomitee des Freilichttheaters «Der Chrüzweg vom Castellan» und hatte sich augenscheinlich davon inspirieren lassen. Er hatte bei den beiden Regisseuren und Schauspielern Ruth Domke und Pitschu (Hanspeter) Hefti angefragt, ob sie ein Theaterstück zum Anlass kreieren könnten. Und selbstverständlich konnten sie! In einer packenden Improvisationsleistung setzten sie die Würdigung, die Verabschiedung und nicht zuletzt die Geschenke spritzig in Szene. Im Gesamtbild stimmte alles: Die beiden engelsgleich beflügelten Gestalten auf ihrer Wolke 7 oder der liebevoll geschmückte Leiterwagen mit den Geschenken, vor den Alfred Aeschbacher den ganz unaufgeregten Berner Sennenhund namens Teddy spannte.

Das Amt des Rettungschefs ging über an Simon Bolton, Bergführer und Geschäftsführer der Alpinzentrum Gstaad AG, der sich nach eigenen Angaben sehr auf seine neue Aufgabe freut: «Die Rettungsstation ist sehr gut aufgebaut, verfügt über viele junge Freiwillige und ist generell auf einem sehr hohen Niveau.»

Und noch mehr Personelles
Ein weiterer Wechsel wurde von den Stimmberechtigten bestätigt: Vorstandsmitglied Christine Kaysen, Hüttenchefin der Geltenhütte und Verantwortliche für den Mitgliederdienst, trat von ihren beiden Ämtern zurück und übergab den Stab an Brigitte Klenk von der Schulsozialarbeit Saanen.

Dem Mitglied Hansruedi Oehrli sprach der Präsident einen besonderen Dank für die über 300 selbst gegossenen Kerzen für die Gastlosenbeleuchtung anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums aus. Auch Vorstandsmitglied Ruedi Steffen wurde gedankt für die Herstellung der Eingangstüre der Grubenberghütte inklusive der Schnitzerei.

Sorgenkind Geltenhütte
Neben all den heiteren Aspekten lag ein ernsterer Fokus auf der Geltenhütte. Für diese mussten zwei Investitionskredite beantragt werden.

Die Ausgangslage stellte sich nach einem Bericht des Präsidenten folgendermassen dar: Die Energieversorgung der Hütte wird seit 23 Jahren über eine Wasserturbine geleistet. Allerdings hat seit dem Umbau 2015 die Frequentierung der Hütte zugenommen und liegen bei ca. 4000 Übernachtungen jährlich. «Auch die Kundenbedürfnisse haben sich geändert, schon alleine durch das Aufladen von Natels und anderen elektronischen Geräten», gab Oehrli ein Beispiel. «Die Hütte ist an ihre Grenzen gestossen mit den zur Verfügung stehenden Energieressourcen.»

Die Turbine produziere zwar noch genügend thermische und elektrische Energie, allerdings gebe es zwei Probleme: Zu Stosszeiten würde in der Hütte besonders viel Energie gebraucht. Ein zweites Problem sei die Qualität der Energie. Die produzierten Frequenzen lägen weit ausserhalb der zulässigen Toleranzen. Die Schwankungen seien teilweise so gross, dass elektrisch betriebene und über eine Elektronik gesteuerte Geräte (Kühlschrank, Geschirrspüler) kaputt gingen.

Neues Energiekonzept gefordert
Die gesamte Energieversorgung sei auf das Kleinwasserkraftwerk angewiesen. Dieses laufe aber nicht mehr zuverlässig. «Zur Überbrückung musste im letzten Jahr täglich die Notstromgruppe, sprich der Dieselgenerator, eingesetzt werden. Allerdings soll das der Notfall bleiben und nicht zur Regel werden», so Oehrli. Für ein neues Energiekonzept für die Geltenhütte beantragte der Vorstand der Sektion Oldenhorn daher einen Investitionskredit von 4500 Franken. Dieser Antrag wurde einstimmig von den über 30 anwesenden Stimmberechtigten angenommen.

Revision der Turbine
Für die Revision der Turbine beantragte der Vorstand zunächst einen Investitionskredit von 15’000 Franken. In der Diskussion mit den stimmberechtigten Mitgliedern der Sektion wurde allerdings besprochen, dass der Handlungsspielraum erweitert werden solle auf 30’000 Franken. Mit einem höheren Kredit könnten allenfalls auch gleich Revisionsarbeiten am Wasserkraftwerk vorgenommen werden, ohne dass die Versammlung erneut einberufen werden müsse, um weitere Gelder zu beantragen. Auch dieser aufgestockte Betrag wurde einstimmig bewilligt.

Der Blick in die Zukunft
«Mit einer revidierten Turbine ist es leider noch nicht getan», resümierte Vorstandsmitglied Peter Sollberger. Für eine Energieoptimierung möchte das Team weiterhin auf Wasserkraft setzen, da die entsprechenden Einrichtungen bereits vorhanden seien. Dennoch könnten Gletscherschmelze oder Unwetter einem Wasserkraftwerk enorm zusetzen. Daher ist zur Unterstützung der Wasserturbine eine Fotovoltaikanlage angedacht sowie ein Batteriespeicher für eine stabile Energieversorgung.


WOLKE 7 FÜR UELI GRUNDISCH

Da sitzen sie nun: zwei Engelsgestalten auf ihrer Wolke 7. Nicht die nettesten Engelchen, denn sie bestellen Wind, Sturm und heftige Schneefälle. Wäre doch gelacht, wenn man die Menschen, die so lächerliche Bücher wie «Selbst bestimmt sterben» lesen, nicht durch das eine oder andere Bergunglück in den Himmel befördern könnte …

Doch da klingelt das Telefon – nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder! Es ist der «Chef» höchstpersönlich, der die Unwetterbestellung annuliert und dafür verlangt, ein Päckli für Ueli Grundisch zu schnüren. Ein Päckli mit allerlei wunderbaren bergtauglichen Kostbarkeiten. Denn ein Rettungschef, der 25 Jahre die Arbeit der Wolke-7-Besatzung erfolgreich unterwandert hat, ist es sicherlich wert.

IMPROVISATIONSTHEATER RUTH DOMKE UND PITSCHU HEFTI


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