Ranger sensibilisiert und informiert

  27.08.2021 Lauenen

Seit diesem Frühling ist Lukas von Siebenthal als Ranger in Lauenen im Einsatz. Erste Erfahrungen zeigen: Das Weggebot wird besser beachtet und der Abfall besser entsorgt.

BLANCA BURRI
Die Rangerstelle wurde von der Gemeinde Lauenen und Gstaad Saanenland Tourismus geschaffen, weil die Besucherdichte im Naturschutzgebiet Rohr–Lauenensee deutlich zugenommen hat. Geschützte Blumen wurden gepflückt und das Betretungsverbot missachtet. «Wir haben mit dem Lauenensee einen Leuchtturm, der viele Leute anzieht», resümiert der zuständige Gemeinderat Pascal Bangerter. Die Werbung von Gstaad Marketing sowie Beiträge von Gästen und Einheimischen auf den sozialen Medien hätten erfreulicherweise Wirkung gezeigt. «Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass sich alle in der Gegend wohl fühlen. Touristen, Einheimische, Landwirte und am wichtigsten: Pflanzen und Tiere», sagt Bangerter.

Kooperation Gemeinde und Tourismus
Im vergangenen Frühling hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit Gstaad Saanenland Tourismus demzufolge den Rangerdienst ins Leben gerufen. «Das ist ein Beispiel für eine gelungene Kooperation», reflektiert GST-Projektleiter Jan Brand. Während der ersten Monate werden nun Erfahrungen gesammelt und der Dienst den Bedürfnissen entsprechend aufgebaut. Die Pilotphase läuft bis Ende Herbstsaison, dann wird ein erstes Fazit gezogen und die Zukunft besprochen.

Lukas von Siebenthal ist der Erste Ranger von Lauenen. Angestellt ist er bei Gstaad Saanenland Tourismus, zu 30 Prozent ist er als Ranger tätig und wird von der Gemeinde entschädigt. Weitere 20 Prozent ist er für Gstaad Saanenland Tourismus unterwegs. Er dreht seine Runde zwischen dem Rohr und dem Lauenensee gerne zeitig. Er leert die Abfalleimer, reinigt die Feuerstellen und stellt Brennholz bereit. Wenn die Tagestouristen eintreffen, ist alles sauber und bleibt es in der Regel auch. «Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Menschen versuchen, einen Ort so zu hinterlassen, wie sie ihn angetroffen haben», sagt der 22-Jährige.

Ranger sensibilisiert über Natur
In seiner zweiten Funktion als klassischer Ranger ist der gelernte Maurer von Siebenthal in einer anderen Mission unterwegs. «Ich sensibilisiere die Besucher für die Natur und bringe sie ihnen näher», fasst er zusammen, «Ich zeige die Berge, benenne Pflanzen und erkläre das Verhalten der Tiere.» Als ausgebildeter Jäger und Fischer verfügt er über das nötige Fachwissen, seine gewinnende, bodenständige Art kommt bei den Gästen gut an. Der Bezug zur Natur ist in der Region verwurzelt. «Ich bin in Feutersoey aufgewachsen und war schon in meiner Kindheit oft mit den Eltern und Grosseltern in den Bergen unterwegs.»

Am Lauenensee sind vor allem Geniesser und Wanderer anzutreffen. Wenn sie den Ranger sehen und seine Uniform erkennen, sprechen sie ihn oft an. Sie fragen, wie der Weg zur Geltenhütte sei, wo die Edelweisse blühten und ob Steinböcke in der Gegend lebten. «Manchmal stelle ich für die Wildbeobachtung ein Spektiv auf, das fällt den Leuten sofort auf und sie fragen, ob sie auch hindurchsehen dürfen.»

Am Wochenende Ordungshüter
Gegen Mittag treffen vor allem an sonnigen Wochenende viele Geniesser ein, die sich auf ein Bad im See und einen Grillplausch freuen. «Sie sind mit der Natur oft nicht gleich verbunden wie die Wanderer», hat der Neuranger festgestellt. Das heisst für ihn, seine Aufsichtspflicht wahrzunehmen. «Am Wochenende bin ich fast ein bisschen Polizist.»

Tiere wie Enten und Kaulquappen schonen
Die innere Zone des Rundwanderwegs um den Lauenensee darf nämlich nicht betreten werden. Grund sind dort lebende Wildtierarten. Im Frühling brüten beispielsweise Blesshühner, Stockenten und Reiherenten. «Dieses Jahr gibt es von allen drei Entenarten mindestens fünf Junge», freut sich von Siebenthal.

Wenn die Tiere von Hunden oder Kindern aufgeschreckt werden, fühlen sie sich gestört und gestresst. Das ist vor allem für schwache Tiere nicht gut, sie könnten sterben. Es kann auch vorkommen, dass die Muttertiere wegen der Störung im kommenden Jahr den Brutplatz wechseln oder das Gebiet verlassen. Um das zu vermeiden, macht der Ranger die Gäste auf ihr Fehlverhalten aufmerksam. Beispielsweise bittet er Halter von stürmischen Hunden, diese an der Leine zu führen oder Familien, die ihre Badetücher im Betretungsverbot ausgebreitet haben, die Zone zu verlassen.

Ein weiterer Klassiker sind die Kaulquappen, die Kinder manchmal fangen. «Wenn sie die Kaulquappen mit nassen Fingern berühren, sie aber wieder freilassen, ist das nicht so schlimm», beruhigt von Siebenthal. Nicht tolerierbar sei es, die Kaulquappen mit einem Plastikgefäss zu fangen, sie an der heissen Sonne schmoren zu lassen oder mit nach Hause zu nehmen.

Gespräch statt Bussen
Zum Verteilen von Bussen hat der Ranger keine Befugnis. Er kann die betroffenen Personen jedoch anzeigen, was bisher noch nie vorkam. «Gespräche und Erklärungen sind nachhaltiger als Bussen», ist von Siebenthal überzeugt. «Ich zeige den Leuten die Tiere, die sie stören oder erkläre die Seltenheit von Türkenbund und Brandknabenkraut.» Dem Naturliebhaber ist es ein grosses Anliegen, das Hochmoor um den Lauenensee, das für seine Artenvielfalt bekannt ist, zu erhalten.

Rangerdienste kommen gut an
Die Rückmeldungen zum neuen Rangerdienst seien bisher allesamt gut, sagt der Pascal Bangerter. «Lukas von Siebenthal hat ein gutes Einvernehmen mit den Landeigentümern und den Landwirten», weiss er.» Auch von Siebenthal erlebte die ersten Monate als positiv. «Alle Leute haben Freude, dass ich da bin und respektieren meine Arbeit», sagt er und verzeichnet auch bereits erste Erfolge. «Die Ge- und Verbote werden besser eingehalten, weil die Leute wissen, dass ich regelmässig patrouilliere.»

Erster Ranger 1880 in den USA
Für den Rangerdienst haben die Nationalparks in den USA Pionierarbeit geleistet. Harry Yount gilt als weltweit erster Ranger. Er nahm seine Arbeit im Yellowstone-Nationalpark 1880 auf. Inzwischen sind die Ranger auch aus der Schweiz nicht mehr wegzudenken. Sie stehen beispielsweise im Hochmoor Habkern-Sörenberg oder im Naturschutzgebiet Greifensee im Einsatz. Seit 2007 gibt es einen rund einjährigen Lehrgang zum Ranger, der mit einem Diplom zum «Ranger BZWL abgeschlossen wird. Die Schule befindet sich in Lyss. «Diese Ausbildung interessiert mich sehr », sagt Lukas von Siebenthal. Nebst seiner Zweitausbildung zum Landwirt wird er vorerst eine Weiterbildung beim Verband «Swiss Ranger» absolvieren. Gstaad Saaenland Tourismus ist dem Verband beigetreten.


BERUFSBILD RANGER

– Ranger beteiligen sich an der Konzipierung und Realisierung von Massnahmen für eine natur- und landschaftsverträgliche Besucherlenkung.
– Sie fördern mit einer breiten Palette an Information, Sensibilisierung und der Durchsetzung von Geboten/Verboten gebietskonformes Verhalten der Besuchenden.
– Die Ranger kommunizieren die Besonderheiten und natürlichen Werte eines Gebietes gegenüber interessierten Kreisen, Schülern und Medien proaktiv und zielgruppenspezifisch, z.B. mit Infoständen, Exkursionen, Junior-Ranger-Programmen, Freiwillligeneinsätzen, Vorträgen und anderen geeigneten Mitteln. Sie vernetzen die Akteure des eigenen Gebietes, koordinieren und helfen bei der Lösung von Interessenkonflikten, unterstützen die nachhaltige Entwicklung des Raumes, wo sinnvoll und gefragt, auch über Kooperationen mit Tourismuskreisen.
– Sie unterstützen nach Bedarf Aufwertungs- und Artenförderungsmassnahmen, Unterhaltsarbeiten an Infrastrukturen sowie Zählungen und Monitoringprogramme im Gebiet, in dem sie tätig sind, und speisen die Erkenntnisse in Besucherlenkungskonzepte ein.

www.swiss-rangers.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote