Waadt spricht zwei Millionen Franken für Beschneiung

  18.03.2022 Tourismus, Destination, Nachbarschaft

Die Beschneiung der Skipisten im Sektor West wird saniert und modernisiert. Als erste Etappe werden die Arbeiten im Abschnitt Rougemont– Videmanette vorgenommen. Der Kanton Waadt steuert rund 2 Millionen Franken bei.

BLANCA BURRI
Das Beschneiungsnetz der Videmanette-Skipisten ist eine der ältesten Anlagen im BDG-Gebiet. Damit beschneit man seit dreissig Jahren den untersten Teil der Piste, später zog man die Leitungen hoch bis zur Bergstation. Nun stehen weitere Investitionen an. Doch weshalb? «Als die Anlagen gebaut wurde, mussten sich die Bergbahnen zur Decke strecken, deshalb hatten sie günstig gebaut, das holt uns jetzt ein und weiter war auch der Stand der Technik vor dieser Zeit nicht auf dem Niveau von heutzutage», begründet Geschäftsführer Matthias In-Albon.

Im Frühling beginnen
Zuerst ein kleiner Überblick: Das gesamte Beschneiungssystem im Sektor West hängt zusammen, von Gstaad über Saanen bis Rougemont ist alles vernetzt. Im Moment wird in Rougemont und Saanen Wasser aus der Saane gepumpt. Ebenfalls wird der Chalberhönibach angezapft. Das Beschneiungsnetz soll in zwei Schritten saniert werden. Zuerst der Teilbereich Rougemont–Videmanette, danach der Bereich Gstaad–Eggli. «Viele Landeigentümer sind mit Herzblut bei der Sache», sagt Projektleiter Jannik Sager. Deshalb hätten bereits alle Grundstückbesitzer auf Rougemonter Seite die Verträge unterschrieben. Das Baugesuch für die erste Etappe liegt nun bei der Gemeinde Rougemont. «Geht es nach Plan, wird nach der Schneeschmelze mit den Arbeiten begonnen», sagt der Projektleiter. Das Gesuch für die zusätzliche Transportleitung zwischen Gstaad und der Bergstation Eggli zur neuen Schlittelpiste geht demnächst in die öffentliche Mitwirkung. Diese Transportleitung auf dem Kantonsgebiet von Bern wird vom Kanton Waadt grosszügig im Rahmen des Gesamtkonzeptes der technische Beschneiung Eggli und Videmanette mitfinanziert.

Nur Anschlüsse ersetzen
Die Sanierung steht an, weil bei der Wasserzufuhr zwischen Rougemont und Videmanette ein Problem besteht. Von der Hauptleitung aus Gussrohr führen Polyethylenrohre zu 52 Beschneiungsschächten. «Die Plastikschläuche sind aus säureunbeständigem Material, deshalb zersetzen sie sich und platzen unverhofft», informiert Beat Welten, Pisten- und Rettungschef Sektor West. Das beschert ihm und seinem Team unwillkommene Nacht- und Nebelaktionen. Aus nachvollziehbaren Gründen passiert es meist während der Beschneiungsperiode im Vorwinter. Die gesamte Anlage muss abgeschaltet, das Leck gefunden, die geborstenen Plastikrohre müssen ausgegraben und ersetzt werden. Damit es diese Pannen nicht mehr gibt, wird das Zuleitungssystem durch widerstandsfähige Gussrohre ersetzt. Das alte Material, welches noch in einwandfreiem Zustand ist, wird an das Ersatzteillager genommen und bei der Wispile und am Rinderberg noch einmal eingesetzt. Dort wurde dasselbe nordamerikanische System verbaut wie bei der Videmanette-Piste. Dieses System gibt es inzwischen nicht mehr und demzufolge sind auch kein Ersatzteile mehr erhältlich.

Schächte, Strom und Kommunikation
Die Hälfte der bisher verwendeten Lanzen will die BDG mit modernen Propellerkanonen ersetzen und dort die Schächte durch stärkere Betonschächte ersetzen. «Der Vorteil der Propellerkanonen gegenüber Lanzen liege darin, dass sie bereits ab Null Grad Celsius Schnee produzieren und um einiges leistungsfähiger sind als Lanzen», sagt Beat Welten. Im gleichen Zug wird auch Strom verlegt, denn die neuen Propellerkanonen brauchen im Gegensatz zu den Schneelanzen situativ mehr Energie. Ob deshalb auch die Stromrechnung der BDG steigen wird, könne nicht direkt beantwortet werden, so Jannik Sager. Die neuen Propellermaschinen verfügen über Kompensatoren, die den Stromverbrauch situativ regeln. «Deshalb sind die Propellermotoren sehr sparsam.» Die Lanzen hingegen benötigten den Strom kontinuierlich und haben weniger Leistung. Die Kanonen produzieren die erforderliche Schneemenge in kürzerer Zeit. Deshalb könnten die Maschinen früher abgeschaltet und die Dauer des Stromverbrauchs reduziert werden. Die Grabarbeiten am Wassernetz nutzt das Seilbahnunternehmen, um alle nötigen Kabel für die Kommunikation einzuziehen.

Kanton zeigt sich grosszügig
Die Kosten für die Beschneiung der Etappe Rougemont–Videmanette liegen bei 2,5 Millionen Franken. Und das, obwohl die BDG den Grossteil der Rohre und Kabel im vergangenen Jahr eingekauft hatte, als die Preise noch 30 Prozent günstiger waren als im laufenden Jahr. Für alles Weitere kommen mehrere Hunderttausend Franken hinzu. «Ohne die Unterstützung des Kantons Waadt wäre die Umsetzung nicht möglich», zeigt Matthias In-Albon auf. Der Kanton Waadt unterstützt die Beschneiung mit einem A-fonds-perdu-Betrag von 1’202’500 Franken. Weitere 688’200 Franken sind sogar für die Transportleitung am Eggli gesprochen, weil das Eggli wesentlicher Teil des Sektors West sei. Der Rest der Finanzierung wird von der BDG übernommen.

Bei einer Vollbeschneiung ist das Gebiet in 60 Stunden eingeschneit. «Die Investitionskosten für eine so kurze Betriebszeit sind sehr hoch», zeigt sich Jannik Sager selbstkritisch. Aber: «Wenn das Gebiet an Weihnachten nicht vollständig eingeschneit ist, verlieren wir beim Umsatz jedes Jahr Millionenbeträge, weil es viel weniger Skisportler attraktiv finden, in einem kleinen Teilgebiet Ski zu fahren.» Somit lohne sich die Investition eben doch. Dazu komme die volkswirtschaftliche Komponente: Wenn die Gäste gar nicht anreisen oder in den Folgejahren auf schneesichere Destinationen mit einer schlagkräftigen technischen Beschneiung auswichen, sei der Schaden für die Destination gross.

Pistenkorrektur
Im untersten Teil der Videmanette-Piste wird zudem eine Pistenkorrektur vorgenommen. «Bei der Pierres Blanches wollen wir einen Erdhügel um wenige Meter nach unten in eine Landdelle verschieben», informiert Jannik Sager. Grund dafür sei, dass die Präparation dieses Hügels viele Ressourcen beanspruche. Nicht nur Massen von Schnee, sondern auch Pistenbully-Stunden. Das sei teuer. Diese Pistenkorrektur unterstützt der Kanton Waadt mit einem Beitrag von 60’000 Franken.

Die Piste direkt nach der Bergstation bis Les Gouilles ist oft eisig und deshalb schwierig. Darauf angesprochen, ob auch dort Anpassungen geplant sind, sagt Jannik Sager: «Die Piste befindet sich in einer Naturschutzzone, da dürfen wir leider keine baulichen Anpassungen vornehmen, sonst hätten wir das längst getan.»


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