100 Jahre alt und noch so rüstig: der VZV Feutersoey

  20.04.2022 Landwirtschaft

Prächtiges Frühlingswetter verhalf der Schau zum 100-jährigen Jubiläum des Viehzuchtvereins Feutersoey zu einem eindrücklichen Erlebnis. Vom hübsch zurechtgemachten Schauplatz, über die sinnvolle Parkierung der Fahrzeuge bis hin zur feinen Verpflegung im Festzelt – das elfköpfige Organisationskomitee unter der Leitung von Ueli Haldi scheute keine Mühe, um für die vielen Besuchern und sich selber ein würdiges Fest zu organisieren.

VRENI MÜLLENER
Wenn ein Viehzuchtverein anlässlich einer Jubiläumsschau fast alle seine Herdebuchtiere an die Beständeschau bringt, so sind dort sämtliche Interessen der Milchviehhaltung eingebunden. Die Milchleistung oder die Zweinutzung Milch und Fleisch sind sicher ein grosses Kriterium zur eigenen Zucht. Die einen legen grossen Wert auf das Exterieur und sind damit erfolgreich, während für viele eine durchschnittliche, wirtschaftliche Kuh im Mittelpunkt steht, die aber ebenso zu gefallen weiss und das ganze Jahr im Stall Freude macht.

Bereits seit längerer Zeit liefen die Vorarbeiten zu dieser Feier. Feutersoey war bestens gerüstet, um das Jubiläum mit einem Jahr Verspätung zu feiern. Ein grosses Publikum aus nah und fern belohnte die grosse Arbeit und verfolgte mit Kennerblick das Geschehen im Ring. Sämtliche 123 Kühe waren schauwürdig gepflegt auf dem Platz – eine Augenweide für Liebhaber von schönen Kühen. Dank der pflichtbewussten Schauvorbereitung von Walter Hauswirth konnten die vier Viehschauexperten ihre Aufgaben zügig und entscheidungsfreudig erledigen. Bald einmal konnten die Ersten jeder Alterskategorie im Ring gezeigt und kommentiert werden. Dass dabei die blauen und weissen Berufsmäntel gegen die Bauerntracht, den «Melchrock» und das weisse Hemd ausgetauscht wurden, verlieh dem Anlass eine zusätzliche festliche Note.

Verdiente Ehrungen und verdiente Missen
Nach dem Mittagessen im Festzelt stiegen die Höhepunkte, wie es sich die Organisatoren ausgedacht hatten. Hierzulande wird nach wie vor mit Natursprung gezüchtet, zwei der im letzten Winter eingesetzten Zuchtstiere wurden von ihren Besitzern vorgeführt und von einem Experten kommentiert.

Es zeugt von kontinuierlicher Zuchtarbeit, wenn mit verschiedenen Kuhgenerationen weitergezüchtet werden kann. Dass die Feutersoeyer da auf einem guten Weg sind, zeigten die sieben Betriebe, die im Mutter-Tochter-Cup ihr bestes Duo ausstellten. Im Final traten die drei harmonischen Gruppen der Familien Ueli Haldi, Roger Kohli und Jonathan und Martina Trachsel gegeneinander an. Trachsels Kühe Unic Malta und ihre Tochter Fels Mery seien am nächsten des Zuchtziels, waren sich die Experten einig und sie sprachen diesen beiden Simmentalerinnen den Sieg zu.

Die SF-Kuh Rita von Carine Kaufmann und Arnold von Siebenthal bekam die von Swissherdbook gestiftete Glocke für die höchste Lebensleistung. Die 17-jährige Alexandre-Tochter erbrachte die beachtliche Leistung von 90288 kg Milch in 13 Laktationen.

Miss Protein wurde Atlanta von Roger Kohli mit sehr hohen 3,77 % Milcheiweiss im Durchschnitt ihrer Leistungen.

Die Spannung stieg, als die bestplatzierten sechs Rinder noch einmal in den Ring kamen und der Jungzüchter Jürg Matti aus Oberstocken eine Miss und eine Vizemiss zu bestimmen hatte. Er rühmte die gute Qualität der aufgeführten Rinder, zeige es doch deutlich den Durchschnitt in einem Viehzuchtverein, in dem nicht alle genau die gleichen Ziele verfolgten. Die Weidetreichel für das perfekteste Rind konnten Jonathan und Martina Trachsel für Ariel entgegennehmen. Die zweitplatzierte Fina von Traugott Jaggi wurde von Sohn Nik vorgeführt.

Zum absoluten Höhepunkt des Tages kam es bei der Wahl zur mit Miss Feutersoey. Elf Kühe kamen in den Final: Die bestplatzierten aus den acht Klassen und drei weitere mit sehr guten Exterieuranlagen wurden noch einmal präsentiert. Vorerst hatten die Expertenkommission sich für eine Miss Schöneuter zu entscheiden. Dieser Titel bekam Ueli Bachs Nectarine. Die junge Klasse-2-Kuh überzeugte mit ihrem sehr langen und hohen Euter, das qualitativ eine Augenweide war. Dank ihrem extrem festsitzenden und ebenfalls qualitätigen Euter, darf Traugott Jaggi seine Katrin Vize Miss Schöneuter nennen.

Dankbarkeit und Stolz
«Miss Feutersoey wird eine perfekte Kuh, genau wie wir die Simmentalerkuh suchen, wie man sie schöner nicht zeichnen kann», lautete der Kommentar zur Klasse-3-Kuh Hortensio Amir, zu Hause im Stall der Familie Trachsel. Andrin Cremona überzeugte die Experten als Zweitschönste und brachte ihrer Besitzerfamilie Roger Kohli den begehrten Ehrenpreis ein.

Dieser gelungene Tag fand am öffentlichen Züchterabend mit lüpfiger Musik und fröhlichem Jodelklang seine Fortsetzung. Die Tombolapreise wurden verlost und dank grosszügigen Sponsoren konnte jeder Züchter einen wertvollen Erinnerungspreis mit nach Hause nehmen.

Von verschiedener Seite bekam die Jubilarin Grussworte und Gratulationen. Auf den Punkt brachte es der Präsident der Schaukommission, Christian Bürki aus Eggiwil, am Ende seines Wirkens im Ring: «Schaut nicht nur die schönen Kühe, schaut ein wenig weiter hinauf, wie schön ihr es hier habt. Für all das dürft ihr dankbar sein!» Das waren die Mitglieder des VZV Feutersoey bereits den ganzen Tag – dankbar, aber mit gutem Grund auch stolz.

Die Geehrten
Miss Feutersoey:
Hortensio Amira, Kl. 3, 44 44 94, Jonathan und Martina Trachsel. Vize Miss Feutersoey: Andrin Cremona, Kl. 4, 44 44 94, Roger Kohli. Miss Schöneuter: Flavio Nectarine, Kl. 2, 43 44 89, Ueli Bach. Vize Miss Schöneuter: Flavio Katrin, Kl. 4, 44 44 94, Traugott Jaggi. Rindermiss: Unetto Ariel, Jonathan und Martina Trachsel. Vize Rindermiss: Diego Fina, Traugott Jaggi. Höchste Lebensleistung: Alexandre Rita, Carine Kaufmann und Arnold von Siebenthal. Miss Protein: Bruce Atlanta, Roger Kohli. Siegerpaar Mutter-Tochter-Cup: Unic Malta mit Fels Mery, Jonathan und Martina Trachsel.

Weitere Fotos unter https://tinyurl.com/4v943pzt
Video: https://tinyurl.com/2p89xuxn

 

KLEINER AUSZUG AUS DER GESCHICHTE

Als am 22. Mai 1921 die Gründungsversammlung der Viehzuchtgenossenschaft Feutersoey stattfand, war eine wirtschaftlich schwierige Zeit, wie wir sie uns heute kaum mehr vorstellen können. Das Augenmerk stand damals auf der gemeinsamen Anschaffung eines geeigneten Zuchtstieres. Der erste Stier «Max» von Jakob Oehrli im Ebnit wurde für Fr. 6000.– gekauft, für damalige Verhältnisse eine wahrhaft stolze Summe.

1924 trat das erste der sieben Gründungsmitglieder aus. Das Reinvermögen der Genossenschaft beträgt Fr. 4750.30, folglich wird der Austretende mit dem siebten Teil des Genossenschaftsvermögens Fr. von 678.60. ausgewiesen.

1925: Beim Eintritt eines weiteren Mitgliedes wurde nebst dem Eintrittsgeld von Fr. 50.– auch noch sein Anteil am Genossenschaftsvermögen verlangt. Das Amt des Zuchtbuchführers wurde mit Fr. 50.– im Jahr entschädigt.

1934 war an einer ausserordentlichen Versammlung die Auflösung der Genossenschaft traktandiert. Nach hitziger Diskussion wurde beschlossen, nochmals zusammenzuhalten und die Genossenschaft bestehen zu lassen.

Während all den Jahren beschäftigten Stierenangelegenheiten sowie Ein- und Austritte die Organe.

1971 und 1996 wurden die entsprechenden Jubiläen mit einer Schau gefeiert.

1994 machte die gute, alte Metallmarke einer Ohrmarke aus Plastik Platz.

2002, unter Einfluss der Digitalisierung, änderte sich vieles: der Zuchtbuchführer wurde zur Verbindungsperson und später nur noch zum Schauvorbereiter.

2007 wurde die Viehzuchtgenossenschaft in einen Verein umgewandelt Die Stiereneinkäufe hielten sich bis in dieses Jahr in einer ähnlichen Preisklasse wie zur Gründungszeit. Seither wurde kein Vereinsstier mehr gehalten.

Der Züchterfleiss wirkte sich immer wieder positiv aus. Schöne Erfolge motivierten zum Weitermachen.

«Es bleibt zu hoffen, dass die Nachkommen mit ihren Familien auch in Zukunft Freude am schönen, aber strengen Beruf als Landwirt haben und bereit sind, die wertvolle Züchterarbeit weiterzuführen», schauen die Viehzüchter aus der Feutersoey in ihrer Jubiläumsschrift in die Zukunft.

VRENI MÜLLENER
Quelle: Jubiläumsschriften der VZG 1996 und VZV 2022.

 

 


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