Kulturpreis und Applaus für «Alp Opus»

  16.05.2022

Gjorgi Spassov, Tobias König und Beatrice Villiger standen im Schloss Blankenburg als «Alp Opus» auf der Bühne, jene Formation, der am selben Abend der Kulturpreis 2022 vom Kulturförderverein Kultur Region Alliance Culturelle überreicht wurde. Zuvor hatte der Verein seine Generalversammlung abgehalten, in der Dr. Beat Michel als Vorstandsmitglied verabschiedet wurde.

JENNY STERCHI
Es war ein vollgepackter Abend für die Mitglieder und den Vorstand des Vereins Kultur Region Alliance Culturelle Obersimmental – Saanenland – Paysd’Enhaut. Nach der ordentlichen Generalversammlung, in der die bilinguale Gesprächskultur zelebriert wurde, zeigte das musikalische Trio «Alp Opus», was es drauf hat. Auf den Punkt gebracht war es Musikkultur in atemberaubender Vielfalt, Virtuosität und Witz.

Mit «Rote Lippen soll man küssen» gelang der Ausflug in die Schlagerwelt vergangener Tage. Zuvor hatten Beatrice Villiger und Tobias König dieses Frühlingsfest auf Schloss Blankenburg als Papagena und Papageno voller Freude eröffnet.

Einfach Musik – keine einfache Musik
Vielleicht ist es die Art, wie die Künstlerin und die beiden Künstler von «Alp Opus» miteinander umgehen, harmonieren, das Programm zusammenstellen und einander herausfordern, die beim Publikum direkt und ohne Schnörkel ankommt. Es wird kein grosses Musikverständnis des Zuhörers vorausgesetzt.

Aber das «Guggisberglied», das Villiger und König kompromisslos vortrugen, fuhr beim Zuhörenden gnadenlos ein. Und dann wurden sie mit Ferdinand Hubers «Lueget, vo Berg u Tal» wieder auf die idyllische Seite des Lebens geholt. Darauf bekamen sie mit einem Stück aus Rossinis «Barbier von Sevilla» weltbekannte Musik präsentiert. All das wurde begleitet von kleinen Requisiten, dem Einsatz eines Saxofons und gewitzter Moderation. Der Zuhörende wird sich mit «Alp Opus» nie langweilen, ob er die Musik nun mag oder nicht.

Gjorgi Spassov taucht bei all den Liedvorträgen komplett in die Musik ein, trägt jede Emotion mit und gibt sie an sein Instrument weiter. Dabei macht es keinen Unterschied, ob er ein Akkordeon oder ein Schwyzer Örgeli in den Händen hält. «Er ist wirklich ein Zauberer», raunten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer am Ende seines zweiten Solos des Abends zu.

Sprachlose Gewinner
Wie schön war der Anblick einer wirklich überraschten Beatrice Villiger. Sie, die sonst am Konzertabend gemeinsam mit Tobias König und Gjorgi Spassov den Ton angibt, wurde mit dem Kulturpreis, den der Verein jedes Jahr an hiesige Kulturschaffende vergibt, kurzzeitig aus dem Konzept gebracht. Und die beiden Herren Spassov und König staunten ebenso, als Klaus Burkhalter die diesjährigen Preisträger benannte.

«Es ist die Kombination der drei Kulturschaffenden, die in den unterschiedlichen Regionen daheim sind und dennoch ein gemeinsames Projekt realisieren», erklärten Vereinspräsident Matthias Moser und Vorstandsmitglied Klaus Burkhalter den Entscheid. «Damit setzen sie eins zu eins die Idee von Kultur Region Alliance Culturelle um.»

Neue Problematik für den Verein
«Und von solchen und anderen Kulturprojekten darf es ruhig noch mehr in den drei Regionen geben», fasste der Vorstand während der Generalversammlung zuvor zusammen.

Die vergangenen zwei Jahre waren für die Kulturszene bekanntlich besonders schwierig. Abgesagte Konzerte, verschobene Ausstellungen und vergeblich einstudierte Theateraufführungen bestimmten das Bild. Das spürte auch der Verein Kultur Region Alliance Culturelle. «Die Anfragen und Gesuche um finanzielle Unterstützung für regionale Kulturprojekte fielen beinahe komplett aus», schilderte Präsident Matthias Moser eine neue Problematik beim Rückblick in das vergangene Geschäftsjahr. Denn diese nicht genutzten Mittel veranlassten den Kanton Bern, einen Teil des von ihm gesprochenen Geldes zurückzufordern.

Rückzahlung verursacht Verlust
Kassier Hans Jaggi bezifferte bei der Präsentation der Jahresrechnung den zurückgeforderten Betrag mit 32’000 Franken. Diese Summe wurde für das Geschäftsjahr 2020 vom Kanton festgelegt und erscheint somit auf der Aufwandseite der Rechnung 2021. Auch für das vergangene Jahr wird erneut eine Rückzahlung gefordert, die mit 13’000 Franken im Budget für 2022 auftaucht. Denn auch im letzten Jahr wurden viele der geplanten kulturellen Aktivitäten abgesagt.

Etwas optimistischer handelte der Kanton Waadt. Er zahlte die von ihm gesprochenen Beiträge ohne Rückforderungen. «Das gab uns eine gewisse Sicherheit», blickte Präsident Moser zurück. Und auch bei der Durchführung kultureller Veranstaltungen zeigten sich laut Moser die Organisatoren im Pays-d’Enhaut etwas zuversichtlicher.

«Wir stehen mit Blick auf ein Kapital von gut 170’000 Franken auf finanziell gesunden Beinen», schloss Kassier Hans Jaggi die Traktanden Jahresrechnung und Budget, die betreffend Rückzahlungen bei der Versammlung für viele Fragen gesorgt hatten. «Nun geht es darum, wieder mehr Projekte unterstützen zu können», fassten Moser und Jaggi am Ende zusammen. «Sagt es weiter, dass unser Verein kulturell wertvolle Pläne und Ideen in unseren Regionen gerne unterstützt.»

Wechsel im Vorstand
Nach ganzen 18 Jahren Vorstandsarbeit, darunter auch als Präsident, verabschiedete sich Dr. Beat Michel aus dem Gremium. Mit einem Kunstwerk und wohl gewählten Worten dankte der Vorstand Michel für seinen unermüdlichen Einsatz, mit Blumen dankte er Michels Frau für die Geduld und den Verzicht, den sein Engagement vermutlich ausgelöst hatte. Voller Freude verkündete Matthias Moser, dass in letzter Minute die Zusage von Theres Rütschi aus Saanen kam, das Amt von Beat Michel zu übernehmen. Aufgrund der Kurzfristigkeit konnte sie am Versammlungsabend nicht anwesend sein, wurde dennoch einstimmig gewählt.

 


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