«Eine Horde fröhlicher und aufgestellter Leute»

  19.05.2022

10 Musikgesellschaften fesselten und begeisterten zahlreiche Zuschauer mit verschiedenartigen Darbietungen.«Hühnerhaut-Momente» gab es, als der «Alte Berner Marsch» von rund 350 Musizierenden gemeinsam gespielt wurde.

KEREM S. MAURER
«Wir erleben heute eine Zeitenwende, an die sich auch die Blasmusik anpassen muss», sagte OK-Präsident Louis Lanz anlässlich seiner Ansprache zum Musiktag in Gstaad. Sie seien von Anfang an der Meinung gewesen, man solle die Konzertvorträge attraktiver gestalten. Und was den Konzertbesucherinnen und -besuchern im Gstaader Kirchgemeindehaus geboten wurde, war denn auch tatsächlich anders, als man es sich von früheren Musiktagen gewohnt war.

Mit Witz zum Überraschungspreis
«Wir haben den Bands keinen festen Rahmen vorgegeben, nur die Spielzeit mussten sie einhalten», erklärte Louis Lanz das Konzept der Konzertbeiträge im Kirchgemeindehaus. Einige Musikgesellschaften setzten auf Musikalität, andere eher auf Show. So verarbeitete beispielsweise die Musikgesellschaft Zweisimmen unter der Leitung von Hanspeter Janzi dreizehn verschiedene Stücke zu einem Vortrag, der mit «Pippi Langstrumpf», «Gangnam Style», «Über den Wolken» und anderen bekannten Melodien zu einem Stück verschmolz. Dieses wurde mal sitzend, stehend oder sogar tanzend vorgetragen. Witzig, abwechslungsreich und mit grossem Unterhaltungswert. Das Publikum dankte es den Musizierenden aus Zweisimmen mit dem längsten Applaus, was der Musikgesellschaft den Überraschungspreis der Jury einbrachte.

Vorwärts Marsch!
Viele Schaulustige säumten am Samstagnachmittag die Gstaader Promenade, wo die Marschmusikparade zwischen dem «Rössli» und dem Eisbahnareal mit leichter Verspätung stattfand. «Weil die Musikgesellschaft Bern-Bümpliz so viele Musizierende hatte, mussten eiligst noch Stühle organisiert werden, deshalb gab es die Verzögerung», wusste eine Zuschauerin zu berichten. Doch dies tat der Parade keinen Abbruch. Bei schönstem Wetter liessen sich die Zuschauenden von den vorbeiziehenden Musikantinnen und Musikanten begeistern, klatschten im Takt mit und waren fröhlich. «Die Musikgesellschaft Gstaad ist eine Horde von fröhlichen und aufgestellten Leuten, welche gemeinsam musizieren», sagte dann auch Saanens Gemeindepräsident Toni von Grünigen in seiner Ansprache auf dem Eisbahnareal. Doch das seien nicht seine Worte, so stelle sich die MG Gstaad auf ihrer Website selber vor, fügte er augenzwinkernd hinzu.

«Dr Bärner Marsch isch eifach schöa»
«Miteinander Musik zu machen verbindet und lehrt die verschiedenen Generationen, gemeinsam hohe Ziele zu erreichen», so von Grünigen weiter. Und dass auch diese Worte den Tatsachen entsprachen, bewies nicht zuletzt die Musikgesellschaft Jegenstorf. Denn diese gewann den Überraschungspreis «Grösster Altersunterschied» mit einer Differenz von 68 Jahren.

Zum fulminanten Schlusspunkt fanden sich alle rund 350 Musizierenden auf dem Eisbahnareal ein, wo sie unter der Leitung von Festdirigent Dominik Ziörjen «Bärner Musikanten» von Walter Joseph, den «Bundesrat Gnägi Marsch» von Albert Benz, «Ein Fest der Musik» von Thomas Rüedi und als krönenden Abschluss den «Alten Berner Marsch» von Carl Friedmann spielten. Beim letzten Stück gabs bei einigen der Zuschauenden «Hühnerhaut-Momente». «Der Alte Berner Marsch ist doch wirklich schön», war man sich allenthalben einig. Der Musiktag Gstaad war anders als frühere Musiktage und dennoch hat es den Anwesenden offenbar gefallen, denn er dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Das Schlusswort hatte OK-Präsident Louis Lanz: «Wir empfehlen den Musikvereinen, die nach uns Musiktage organisieren, das, was wir gut gemacht haben, zu übernehmen, und das andere zu verbessern.»

Weitere Fotos siehe Seiten 10 und 11


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