Alles tanzt nach ihrer Pfeife

  08.07.2022 Sport

Seit Mittwoch fliegen zahlreiche Volleybälle über die Gstaader Netze. Damit beim Swatch Beach Pro Gstaad alles mit rechten Dingen zu- und hergeht, hat im Vorfeld eine Schulung der Schiedsrichter und deren Helfer stattgefunden. Ein Blick hinter die Kulissen.

JOCELYNE PAGE
Gstaad bebt wieder. Gute-Laune-Musik schallt täglich über das Eisbahnareal. Die Beachvolleyballprofis hechten spektakulär über den feinen Sand und jagen nach dem Ball. Das Publikum jubelt lautstark. Spannung liegt in der Luft, allerdings nicht erst seit den ersten Spielen vom Mittwoch. Sie war bereits am Dienstag zu spüren, doch hatte sie einen anderen Ursprung: Das Schiedsrichterteam bereitete sich auf das Turnier vor.

Studium im Konferenzraum
Dienstag, 11 Uhr, Konferenzraum des Le Grand Bellevue: Es wird diskutiert. Die Leidenschaft für ihren Job ist den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern ins Gesicht geschrieben. Sie besprechen das Vorgehen, geben sich gegenseitig Tipps und unterhalten sich über die kommenden Spieltage. Es wird gelacht und gewitzelt, doch während den Vorträgen der zwei Referee Coaches – der Chefs der Schiedsrichter – wird es mucksmäuschenstill.

Heinz Tschumi trägt die Verantwortung für den sauberen Ablauf aller Spiele. Der Manager des Refereeteams kümmert sich um die Schiedsrichter und ihre Gehilfen, die Courts, die Sicherheit und die korrekte Durchführung aller Turnierspiele. Letztere soll durch eine theoretische und praktische Schulung aller Beteiligten und Verantwortlichen gewährleistet werden. «Das Ziel ist es, alle Schiedsrichter auf das gleiche Level zu bringen», erklärt Tschumi. Insgesamt vier Schiedsrichterinnen und zwölf Schiedsrichter stehen täglich auf den Courts im Einsatz, davon zwei aus der Schweiz, der Rest aus Europa. Sie wurden mittels theoretischer Blöcke, Videostudium, Courtbesichtigungen und einem Testspiel geschult.

Die Frage stellt sich: Was macht eine gute Schiedsrichterin und einen guten Schiedsrichter aus? Neben dem Wissen nationaler und internationaler Reglemente sei eines matchentscheidend, erklärt Tschumi: «Stressresistenz. Man muss jede Krise auf dem Court souverän meistern können.» Die Referees müssen Fairplay gewährleisten und wenn es sein muss, auch Sanktionen aussprechen. «Sich einen dicken Pelz zuzulegen ist von Vorteil, denn nicht jeder Entscheid wird gleich gut aufgenommen», sagt Tschumi, der jahrelang selbst als Referee tätig war. Heute ist er Präsident der Schweizerischen Schiedsrichterkommission (SSK) von Swiss Volley.

Ab auf den Sand
Dienstag, 14 Uhr, Side-Courts beim Sportzentrum Gstaad: Es wird gespielt, und zwar «auf Probe». Heinz Tschumi hat zwei Schweizer Frauennachwuchsteams organisiert, die sich für ein Testspiel zur Verfügung stellen. Die jungen Beachvolleyballspielerinnen lassen sich nicht beirren, trotz der vielen Schiedsrichter und Coaches rund um den Platz, die sich ihrerseits nun um die Schulung der Helfer kümmern. «Gib ihr den Ball! Sehr gut, schön geworfen», lobt die eine Schiedsrichterin ein Ballmädchen, die der Spielerin einen neuen Volleyball gereicht hat.

Ein Pfiff ertönt. Die jungen Rakers glätten den Sand mit den Rechen, kurz und effizient. Schnell rennen sie zurück an die Seite, wo ihnen ihre Coaches an der Seitenlinie zeigen, wie sie am einfachsten und schnellsten den Sand glattstreichen können.

Tipps und Tricks gibt es auch am Scorer-Pult: Jeder Punkt, jeder Satz, jede Sanktion, einfach alles wird von den Schreibern notiert. Natürlich digital auf Tablets mithilfe von vorprogrammierten Systemen. Denn jede Entwicklung wird direkt auf der Leinwand im Centre-Court abgebildet.

Das 21. Mal dabei
Über 80 Personen zählt das Team von Heinz Tschumi. Für ihn nicht Neuland, denn er ist das 21. Mal in Gstaad; seit 2010 als Referee Manager, davor als Schiedsrichter. Als ehemaliger Referee hat er viele Turniere erlebt, doch das Swatch Beach Pro Gstaad sei einzigartig. «Das Spezielle an diesem Turnier ist das Organisationsteam, es ist wie eine grosse Familie», sagt Tschumi. Viele seien seit Anfang an dabei, beispielsweise Turnierdirektor Ruedi Kunz. Jeder wisse, was er oder sie zu tun habe; jedem sei klar, was es für eine saubere Durchführung des Turniers brauche. «Das Familiäre ist matchentscheidend.»


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