Titelverteidiger Ruud doppelt nach

  26.07.2022 Sport

Der Norweger Casper Ruud holt sich das zweite Jahr in Folge den Siegespokal beim EFG Swiss Open Gstaad. Er gewann nach drei Sätzen gegen den Italiener Matteo Berrettini. Spannung und Nervenkitzel lagen in der Luft, die Zuschauer in der ausverkauften Roy Emerson Arena fieberten mit viel Emotionen mit.

JOCELYNE PAGE
Er hat wieder zugeschlagen: Der Norweger Casper Ruud sicherte sich als Titelverteidiger den Sieg am EFG Swiss Open Gstaad. Der Finalist setzte sich am Sonntag vor ausverkauften Rängen in drei Sätzen (4:6, 7:6, 6:2) gegen den Italiener Matteo Berrettini durch. Dieser gab den Titel aber nicht so einfach aus der Hand. Während zweieinhalb Stunden machten sich Ruud und Berrettini gegenseitig in der Roy Emerson Arena das Leben schwer. Doch am Ende hatte der Titelverteidiger die Nase vorn.

Begegnung auf Augenhöhe
Während des ersten Satzes schien Berrettini eine konstantere Leistung abrufen zu können. Ruuds Bälle flogen oftmals zu weit und landeten im Aus. Eine Reaktion auf die Aufschläge von Berrettini ist allerdings keine leichte Angelegenheit: Mehrmals zeigte die Geschwindigkeitsmessung einen Wert von über 200 Stundenkilometern an. Der Titelverteidiger von 2018 spielte strategisch, jagte seinen Gegner mit langen schnellen Bällen und kurzen Smashs übers Feld. Eine Taktik, die ihm im Halbfinal gegen den Österreicher Dominic Thiem nach zwei Sätzen das Finalticket eingebracht hatte. Und sie ging erneut auf: Mit 6:4 holte er sich den ersten Satz.

Ruud wollte die Ausgangslage nicht akzeptieren und drehte während des zweiten Satzes auf, doch Berrettini liess nicht locker. Gewann der eine ein Game, holte sich der andere das nächste. Sie forderten sich immer wieder heraus, der Ehrgeiz liess nicht nach. Es endete in einem Tiebreak, der die Wende brachte: Ruud gewann den Satz und dominierte von da an das Spiel. Berrettinis Bälle flogen öfters ins Netz, Ruud holte sich mehrere Punkte durch pfiffige Aufschläge. Nach zweieinhalb Stunden stand fest: Ruud reichte den Pokal nicht weiter. In drei Sätzen (4:6, 7:6, 6:2) hatte er seinen Kontrahenten bezwungen, dem ein zweiter Triumph im Saanenland damit verwehrt blieb.

Vibrierende Stimmung im Publikum
«Ruud!», «Allez Matteo!», «Come on guys!»: Beide Finalisten genossen gleichviel Sympathie aus dem Publikum. Auf den Tribünen herrschte trotz brennend heisser Sonne eine ausgelassene Stimmung. Lautes Anfeuern, Zurufe und Emotionsbekundungen über verfehlte oder genutzte Chancen der Spieler waren Teil der finalwürdigen Partie. Eine ungewohnte Atmosphäre an einem Gstaader Tennisspiel, denn sie ist erfahrungsgemäss um einiges ruhiger als beim zwei Wochen früher stattfindenden Beachvolleyballturnier. Das wurde bemerkt – und anerkannt: Berrettini und Ruud bedankten sich nach dem Spiel beim Publikum. «Vielen Dank für die Unterstützung. Es tut mir leid konnte ich das Spiel nicht gewinnen», sagte Berrettini. Er gratulierte Ruud und seinem Team zu einer «unglaublichen Saison».

Sein Gegner gab das Kompliment zurück: Berrettini sei ein Tennisspieler, der hart für den Erfolg arbeite. «Du bist einer der nettesten Typen auf der Tour. Also nicht nur, weil ich gewonnen habe», sagte er lachend zum Vergnügen Berrettinis und der Zuschauer.

Turnierdirektion ist überwältigt
Viel Lob seitens der Finalisten gab es für die Turnierorganisation. Es sei eines der besten Turniere der ATP-Tour, alles sei top organisiert. «Das sind natürlich sehr schöne Komplimente. Doch gilt dieser Dank nicht nur uns, sondern auch der ganzen Bevölkerung, der Gemeinde Saanen und all den Helfenden, die uns jedes Jahr tatkräftig unterstützen», sagte Jeff Collet, Turnierdirektor des EFG Swiss Open Gstaad, auf Anfrage. Er sei sehr zufrieden mit der diesjährigen Ausgabe. «Ich denke, es war eines der besten Turniere der letzten 17 Jahre. Wir hatten gutes Wetter, viele Zuschauer und schöne Spiele, es war eine unglaubliche Woche.» Einzig der verregnete Mittwoch habe für einen Stimmungsknick gesorgt, am Ende sei das Programm allerdings aufgegangen.

Collets persönliches Highlight in der diesjährigen Ausgabe war der Österreicher Dominic Thiem. Der US-Open-Sieger von 2020 kämpft sich zurzeit von einer hartnäckigen Handgelenksverletzung zurück in die Tenniselite. Erstmals seit seiner Verletzung im Mai 2021 ist es Thiem gelungen, sich bis ins Halbfinale zu spielen. «Er befand sich in einer schwierigen Situation. Für ihn war es enorm wichtig, zumindest in den Halbfinal zu kommen, und das hat er erreicht. Seine Teilnahme war uns sehr wichtig. Sein Erfolg freut uns umso mehr», sagte Collet.


BRKIC UND CABRAL HOLEN DEN DOPPEL-TITEL

Im Anschluss an den Einzelfinal von Casper Ruud gegen Matteo Berrettini kämpften vier Spieler um den Sieg im Doppel. Dabei setzte sich das neu formierte Duo Tomislav Brkic aus Bosnien-Herzegowina und Francisco Cabral aus Portugal gegen die beiden Routiniers Robin Haase aus den Niederlanden und Philipp Oswald aus Österreich durch. Für Cabral war es der zweite Doppel-Titel in diesem Jahr, in Estoril spielte er allerdings mit dem Partner Nuno Borges aus Portugal.

EFG SWISS OPEN GSTAAD


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