Der Bergflachs ist nach harter Arbeit gerauft

  22.09.2022 Landwirtschaft, Gewerbe, Saanen, Landwirtschaft, Abländschen

Die Bergleinfelder im Saanenland und Pays-d’Enhaut sind gerauft, dies bedeutet: Jede einzelne Pflanze wurde von Hand aus dem Boden gezogen. Nur das eine Feld im Grund muss maschinell bearbeitet werden, dies aus Zeitgründen. Die Projektverantwortlichen erzählen, welche Lehren sie bei der Ernte gezogen haben.

JOCELYNE PAGE
In diesem Jahr haben André Grossmann und Noëlle de Kostine das Pilotprojekt gestartet, auf drei Feldern im Saanenland und Pays-d’Enhaut Flachs anzubauen (wir haben berichtet). Während der letzten zwei Wochen startete das Bergleinprojekt in eine weitere Phase: das Raufen und Rösten. Beim Ersten handelt es sich um eine besondere Ernteart: Dabei wird die Pflanze samt der Wurzel aus dem Boden gezogen. Die Fasern bleiben unversehrt, damit sie einst zu Leinen verarbeitet werden können.

Ein enormer Kraftakt, wie Grossmann und de Kostine auf Anfrage sagen. «Während elf Tagen waren wir täglich vier bis sechs Leute auf den Feldern», erzählt Grossmann. Es handelt sich um freiwillige Helferinnen und Helfer aus Châteaux-d’Oex und dem Saanenland, die alle mitangepackt haben. «Die Hilfsequipe war fantastisch. Alle waren stets motiviert.» Einsatz allein hat allerdings nicht ausgereicht: Die Zeit ist knapp geworden, weshalb die Felder in Châteaux-d’Oex und Saanen von Hand bearbeitet wurden, jedoch nicht das Feld in Grund. Dieses wird nun maschinell bearbeitet. «Wir müssen unsere Versuche für das nächste Jahr vervollständigen», erklärt Grossmann.

Nun wird geröstet
Bevor aus dem Flachs auch Leinen wird, müssen die geernteten Pflanzen noch geröstet werden. Es handelt sich um einen Prozess, bei dem die Flachshalme auf dem Feld verteilt werden und auf ihre Röstreife warten: Durch die Abwechslung von Tau, Sonne und Regen sowie durch Pilze und Bakterien wird die Bindung zwischen den Faserbündeln und dem sie umgebenden Gewebe gelöst. Es ist ein natürlicher Prozess, der ohne Chemie oder andere Hilfsmittel funktioniert. «Dieser Vorgang dauert nun vier bis fünf Wochen. Je nach Wetterlage müssen wir ein- bis fünfmal pro Woche alle Flachshalme wenden», erklärt Noëlle de Kostine.

Menge und Qualität stimmen
Bisher sind die Projektverantwortlichen positiv gestimmt: Der Flachs sei ganz ohne Zugabe von Dünger gut gewachsen, das Verhältnis von Menge und Qualität sei ebenfalls zufriedenstellend. Schwierigkeiten bereiteten ihnen die Hagelschäden auf dem Feld in Saanen. Des Weiteren habe das Raufen enorm viel Einsatz erfordert. Welche Lehren haben sie bisher gezogen? «Im nächsten Jahr müssen wir im Vorfeld mehr in die Bodenanalyse investieren. Zudem müssen wir früher säen», so Grossmann.


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